Die Lebenshilfe Lüdenscheid hat ihr bestehendes Dienstleistungsangebot ergänzt.

Im Rahmen des sogenannten „Peer Counseling“ beraten Menschen mit Behinderung andere Menschen mit Behinderung. Beim Peer Counseling geht man davon aus, dass die eigene Betroffenheit ein Vertrauensverhältnis in der Beratung fördert und der Berater/die Beraterin eine wichtige Modell-Rolle einnehmen kann – insbesondere wenn es darum geht, schwierige Lebenssituationen zu bewältigen. Er/Sie ist Experte in eigener Sache.

Die Methode – welche in den 70er Jahren in den USA durch die Betroffenen selber im Zuge der Independent Living Bewegung entwickelt wurde – war insbesondere eine Reaktion darauf, dass Beratung häufig ausschließlich durch deutungsmächtige Expert/inn/en (Mediziner, Pädagogen), die am besten zu glauben wissen, was „gut“ ist für Menschen mit Behinderung, durchgeführt wurde.

Das Beratungsteam im Rahmen des Peer Counseling bei der Lebenshilfe Lüdenscheid besteht aus sechs Menschen mit Behinderung. Sie bringen ihr Wissen, ihre eigenen Erfahrungen und Kompetenzen in die Beratung ein. Das kostenfreie, neue Angebot hat v.a. das Ziel, Beratung auf gleicher Augenhöhe anzubieten und somit Prozesse der Teilhabe, Mitbestimmung und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung zu ermöglichen und zu fördern.

Im Mittelpunkt der Beratung stehen dabei i.d.R. Fragen der selbstbestimmten Lebensführung – z.B. Möglichkeiten der Freizeitgestaltung oder des Wohnens.

Das Angebot findet in den Räumlichkeiten der Beratungsstelle der Lebenshilfe statt. Für ein Beratungsgespräch muss jeweils ein Termin vereinbart werden. Bei Bedarf kann auf die Unterstützung der Sozialpädagogin / des Sozialpädagogen in der Beratungsstelle zurückgegriffen werden. So haben die Nutzer/innen die Wahl, welche Form der Beratung sie in Anspruch nehmen möchten (z.B. Beratung im Tandem).

Alle Berater/innen mit Behinderung durchliefen eine spezielle Schulung.

Die Beratungsarbeit erfolgt ehrenamtlich.

Gefördert wird das Angebot durch Aktion Mensch.

Die Perspektive von Menschen mit Behinderung als Experte in eigener Sache wird demzufolge in das Unterstützungsarrangement der Lebenshilfe mit einbezogen, die Nutzer/innen der Lebenshilfe können selbstbestimmt wählen, welches Angebot sie in Anspruch nehmen möchten.

Das Angebot knüpft damit insbesondere an Artikel 26 der UN-Behindertenrechtskonvention an (Habilitation und Rehabilitation), indem es heißt: „Die Vertragsstaaten treffen wirksame und geeignete Maßnahmen, einschließlich durch die Unterstützung durch andere Menschen mit Behinderungen, um Menschen mit Behinderungen in die Lage zu versetzen, ein Höchstmaß an Unabhängigkeit, umfassende körperliche, geistige, soziale und berufliche Fähigkeiten sowie die volle Einbeziehung in alle Aspekte des Lebens und die volle Teilhabe an allen Aspekten des Lebens zu erreichen und zu bewahren.“