Im Klettersport spielt der Gedanke der Inklusion bisher eine eher untergeordnete Rolle, sodass z.B. Menschen mit Mobilitätseinschränkung häufig erst gar nicht auf die Idee kommen, diesen Sport überhaupt auszuüben. Im Kletterzentrum des Deutschen Alpenvereins in Siegen sieht dies jedoch anders aus. Hier traf man von Beginn an gezielte Maßnahmen, um den Sport auch für Menschen mit Behinderung zugänglich zu machen.  So wurden beispielsweise in Kooperation mit INVEMA e.V. (vgl. hierzu das Projekt „Trägerberatung zur Umsetzung von Inklusion im Freizeitbereich“: Projektbeschreibung im Inklusionskataster ) Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen Zugänge zu den Kinder- und Jugendgruppen ermöglicht.

In enger Zusammenarbeit mit der Celenus Fachklinik Hilchenbach GmbH wurde zudem 2015 erstmals ein „Klettertag für Menschen mit Handicap“ im Kletterzentrum Siegerland durchgeführt. Auch wenn der Titel anderes vermuten lassen könnte, hatten hier alle Interessierten – egal ob mit oder ohne Handicap, alt oder jung, bereits klettererfahren oder
gänzlich unerfahren – die Möglichkeit,  den Sport einmal ganz unverbindlich unter fachlicher Anleitung auszuprobieren. Menschen mit Handicap erfuhren an diesem Tag jedoch nochmal eine besondere Unterstützung durch eine erfahrene Handicap-Klettergruppe aus Köln, welche ein enger Kooperationspartner des Deutschen Alpenvereins Sektion Siegerland ist. Seither findet die Veranstaltung regelmäßig unter der Schirmherrschaft der BKK Achenbach-Buschhütten und mit Hilfe des Engagements mehrerer Sponsoren und ehrenamtlicher Helfer/innen statt. Durch die Teilnahme an diesem Tag konnte u.a. Frau Miriam Krug, welche selber an Multipler Sklerose erkrankt ist, für die Sportart Klettern begeistert werden. Es entstand die Idee, Menschen mit Handicap die Möglichkeit zu geben, regelmäßige Angebote – auch außerhalb dieses Tages – im Kletterzentrum wahrnehmen zu können. Frau Krug gründete daher eine neue Sektionsgruppe, die jedem offensteht. Ziel ist das ‚gemeinsame Klettern und Spaß haben‘ in einer offenen und angenehmen Atmosphäre. Die Übungen stärken sowohl das gegenseitige- als auch das Selbstvertrauen. Ganz nebenbei wird sowohl die gesamte Muskulatur gekräftigt sowie Gleichgewicht und Stabilität gefördert. Die Kletterhalle ist barrierefrei zugänglich, bei Bedarf werden die Mitglieder der Gruppe, welche sich jeden dritten Sonntag im Monat zum Klettern treffen, von geschulten Beikletterern begleitet und unterstützt.  Für die neue Sektionsgruppe wurde zusätzliche Ausrüstung, wie z.B. spezielle Klettergurte, angeschafft und die Abläufe des Klettertrainings werden an die individuellen Bedarfe der Teilnehmenden angepasst.

Das Projekt trägt insbesondere dazu bei, Menschen mit Handicap Teilhabe an sportlichen Freizeitaktivitäten zu ermöglichen (vgl. Artikel 30 UN-BRK), indem es barrierefreie Zugänge (vgl. Artikel 9 UN-BRK) und individuelle Unterstützungsmaßnahmen innerhalb eines Regelangebots realisiert. Zudem fördert die Klettergruppe die Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Behinderung und trägt damit auch zur Bewusstseinsbildung im Sinne des Artikels 8 der UN-Behindertenrechtskonvention bei.