ISG - FLEX® Inklusive Service gGmbH

Branche: Gastronomie, Dienstleistungen (Verwaltung und Hauswirtschaft)

Träger: Diakonische Stiftung Ummeln 

Ort: Bielefeld

Kurzbeschreibung

Unter Inklusion versteht man bei der FLEX® - Inklusive Service gGmbH (kurz: ISG) die Förderung und Qualifizierung von Menschen mit Behinderungen und ihre Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt als wichtigen Baustein für ein selbstbestimmtes, eigenständiges Leben in der Mitte der Gesellschaft. Der Abbau von Barrieren für Menschen mit Behinderungen im Arbeitsleben und die Mitgestaltung eines zukunftsorientierten inklusiven Ausbildungs- und Arbeitsmarktes sind die Unternehmensziele. Dazu gehören langfristig gesicherte Arbeitsplätze für Menschen mit und ohne Behinderungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Mit dem Ziel, Barrieren für Menschen mit Behinderungen im Arbeitsleben abzubauen und ihre Inklusion in der Arbeitswelt voranzutreiben, will man einen Beitrag zu Artikel 27 (Arbeit und Beschäftigung) der UN-BRK leisten und ein positives Beispiel für andere sein: „Jedes Individuum verfügt über Fähigkeiten und Begabungen, die zur Wertschöpfung von Unternehmen eingesetzt werden können. Aus dieser Überzeugung heraus beschäftigen wir Menschen mit anerkannten Behinderungen. Wir zeigen Wege auf, die die Menschen zu einem Leben in Teilhabe befähigen.“  

Die ISG ist eine gemeinnützige Tochtergesellschaft der Diakonischen Stiftung Ummeln. Die Diakonische Stiftung Ummeln betreibt Einrichtungen und Dienste der Behindertenhilfe und der Jugendhilfe in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Die Stiftung – mit Hauptsitz in Bielefeld – beschäftigt rund 750 Mitarbeitende. Neben ambulanten und stationären Wohnhilfen für Menschen mit Behinderungen, Familien, Kinder und Jugendliche gibt es verschiedene Beratungsangebote im Bereich der Familienhilfe. Außerdem ist die Diakonische Stiftung Ummeln Träger einer Förderschule und eines Internats. Mit der Gründung der Tochtergesellschaft ISG möchte man ausgehend von Art. 27 der UN-BRK Menschen mit und ohne Behinderungen die Möglichkeit eröffnen, einer gemeinsamen, gleichberechtigten Beschäftigung nachgehen zu können.

Diese realisiert die ISG mit dem Angebot verschiedener Servicedienstleistungen in zwei Betriebsteilen: Gastronomie und Verwaltungsdienstleistungen. Das Dienstleistungsangebot richtet sich sowohl an externe Kunden als auch an Einrichtungen der Diakonischen Stiftung Ummeln. Der Bereich Verwaltungsdienstleistungen (VEDI) am Hauptsitz der Diakonischen Stiftung in Bielefeld-Ummeln bietet Leistungen für die Stiftung und ihre Tochterunternehmen an, u.a. Postbearbeitung, Kurierdienste sowie Telefonvermittlung. Sieben Mitarbeitende bilden das inklusive Kernteam der VEDI. In einem alten Fachwerkhaus in Rheda-Wiedenbrück betreibt die ISG das Café-Bistro Anker Villa. Seit 2011 sorgt ein inklusives Team für den Betrieb des Cafés, in dem selbst zubereitete Speisen, Getränke sowie hausgemachtes Brot serviert werden. Neben dem Verzehr von Speisen und Getränken im Café-Bistro schafft die Anker Villa weitere Möglichkeiten zur Begegnung:

  • Räumlichkeiten für Tagungen, Feiern und Veranstaltungen
  • Cateringservice mit Anlieferung außer Haus
  • Kulturprogramm rund um die Stadt Rheda-Wiedenbrück und das Thema Gesundheit.

Förderpartner der ISG sind unter anderem die Aktion Mensch sowie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe.

Besonderheiten der inklusiven Arbeit bei der ISG

Das Unternehmen beansprucht Förderleistungen des LWL für Minderleistungsausgleiche und besonderen Aufwand. Es wird im Anbetracht des Auslaufens der Förderprogramme eine Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit angestrebt, um Eingliederungszuschüsse erhalten zu können. Im Rahmen der Förderung durch den LWL kann für alle förderberechtigten Personen eine psychosoziale Beratung durch eine Mitarbeiterin mit einem halben Stellenanteil zur Verfügung gestellt werden. 

Gearbeitet wird bei der ISG ausschließlich in inklusiven Teams, wobei ein Team sich zusammensetzt aus der Teamleitung und mehreren Mitarbeiter/inne/n mit und ohne Behinderungen, die flexibel eingesetzt werden können. Die ISG bietet nicht nur Arbeitsplätze für Menschen mit und ohne Behinderungen an,  sondern auch Ausbildungs- und Praktikumsplätze, um die Mitarbeiter/innen zu qualifizieren. Die Arbeitsbedingungen werden an die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden angepasst und die Arbeiten werden so organisiert, dass sie auch von Menschen mit Schwerbehinderung ausgeführt werden können. Die Maßnahmen werden dafür meist sehr individuell organisiert. Beispielsweise werden Arbeitszeitanpassungen abgesprochen, um Arbeitsbelastungen abzubauen oder umgekehrt, die Arbeitsanforderungen zu steigern. Eine Mitarbeiterin beispielsweise erhält eigens angefertigte Handzettel als Gedankenstütze, da ihr die Strukturierung ihrer Arbeitsprozesse schwer fällt. Ein anderer Mitarbeiter im Service des Cafe´ Ankervilla erhält zur leichteren Orientierung bei der Bedienung von Gästen Signale durch farblich gekennzeichnete Karten, die ihm signalisieren, welcher Tisch bedient werden möchte und welches Anliegen dahinter steht (z.B. Bestellung, Rechnung). Auch Hilfen bei der Körperpflege waren in Einzelfällen schon Bestandteil der Assistenzleistungen. Individuelle Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten werden u.a. durch Teamgespräche und aktive Unterstützung durch die Teamleitung ermöglicht. Alle Mitarbeiter/innen können die betriebsinterne psychosoziale Beratung in Anspruch nehmen, diese wird auch im Konfliktfall hinzugezogen. Insgesamt werden betriebsinterne Unterstützungsmaßnahmen angeboten und individuelle Lösungen gesucht, um die Entwicklungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter/innen sicherstellen.

Die Arbeitsplätze der ISG wurden durch Umbaumaßnahmen barrierefrei erschlossen, so dass die Mitarbeiter/innen gleichermaßen Zugang zu den Räumlichkeiten erhalten können. Das Gebäude für den Bereich VEDI hat Fahrstühle und elektrische Türen. Bei Bedarf werden höhenverstellbare Schreibtische beantragt. Das Innere des Cafés wurde vor der Neueröffnung 2011 umfangreich renoviert. Dank einer Flex-Step-Treppe ist die Lokalität barrierefrei für Gäste und Mitarbeiter/innen, da man sie auch mit Rollstuhl, Rollatoren und Kinderwagen gut erreichen kann.

Einschätzung der Projektverantwortlichen

Für die Verantwortlichen der FLEX® Inklusive Service gGmbH ISG gibt es viele gute Gründe, Menschen mit Behinderungen einzustellen. Ein Grund sei z.B. der positive Einfluss auf die Unternehmenskultur, aber auch ein positiver Beitrag dazu, den „Arbeitsmarkt der Zukunft“ mitzugestalten. Auf diesem „Arbeitsmarkt der Zukunft“ können nach der Ansicht der ISG Menschen mit und ohne Behinderungen gleichberechtigt zusammen arbeiten und jeder Mensch sein individuelles Potential einbringen. Die Verantwortlichen sind überzeugt: „Barrieren im Unternehmen abzubauen und sich für diese Beschäftigtengruppe zu öffnen, ist die Überzeugung, eine menschengerechtere Arbeitswelt zu verwirklichen, also im weiten Sinne zu einer ‚Humanisierung der Arbeit‘  beizutragen. Ein Platz auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ist eine Voraussetzung für jeden Menschen, um Selbstbestimmung, Teilhabe und Teilnahme am Wirtschafts- und Sozialleben zu erfahren und als  Mitglied der Gesellschaft anerkannt zu sein.“  

Dabei gehe es auch um Barrieren in den Köpfen. Diese finde man laut den Projektverantwortlichen häufiger bei Bürger/inne/n, die das Cafe´ Ankervilla besuchen. Das kulturelle Angebot des Cafe´ Ankervilla umfasst beispielsweise Krimilesungen und Kunstaustellungen. Es diene laut den Projektverantwortlichen der Überwindung eben dieser Barrieren in den Köpfen und Berührungsängsten bei den Gästen. Eine Annäherung über die Kultur bewähre sich hier insgesamt.

Man legt darüber hinaus im Unternehmen viel Wert darauf, dass die Arbeitsbedingungen ansprechend und bedarfsorientiert für die Mitarbeitenden sind, aber dass gleichzeitig auch wettbewerbsfähige Arbeitsergebnisse erzielt werden können. Auf diese Weise werden die Mitarbeitenden nicht nur durch ihre Arbeitserfahrungen qualifiziert, sondern zugleich die wirtschaftliche Tragfähigkeit der ISG gesichert. Dazu heißt es auf der Homepage des Unternehmens: „Inklusion heißt für uns, die Arbeit vom Menschen her zu gestalten. Wir unterstützen unsere Mitarbeitenden bei ihrer Weiterentwicklung. Mit sicheren und vielfältigen Arbeitsplätzen schaffen wir hochwertige Dienstleistungen. Kompetenz und Erfahrung geben wir gerne weiter.“ Diese Haltung bereichere das Dienstleistungsangebot in vielerlei Hinsicht: Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen bringen ihre Spezialkompetenzen in vielen Bereichen zum Einsatz und sorgen somit für eine höhere Zufriedenheit der Kunden. Alle Aufträge unterliegen einer Qualitätsprüfung und können flexibel und zeitnah ausgeführt werden. Die Teams würden befähigt, auf individuelle Wünsche der Kunden einzugehen.

Nachteilig sei es manchmal, dass die Mitarbeiter/innen ohne Behinderungen teilweise eine höhere Arbeitsbelastung haben und das Arbeitspensum ihrer Kolleg/inn/en mit Behinderungen kompensieren müssen (beispielsweise durch verminderte Stressresistenz oder erhöhten Pausenbedarf bei den Kolleg/inn/en mit Behinderung). Umgekehrt müsse auch manchen  Mitarbeiter/inne/n mit Behinderungen immer wieder vor Augen geführt werden, dass sie auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt mit anderen Arbeitsanforderungen konfrontiert seien, als beispielsweise innerhalb einer WfbM und sie dementsprechend mehr gefordert seien. Dazu gehöre beispielsweise auch, mal auf einen pünktlichen Feierabend zu verzichten. Daher führe die Teamleitung hier viele Gespräche mit den Mitarbeiter/inne/n, um den Zusammenhalt und das Selbstverständnis der Mitarbeiter/innen zu fördern, ggf. unter Hinzuziehung der psychosozialen Beratung. Es bedürfe einer hohen Steuerung durch die Teamleitung, um gleich faire Arbeitsbedingungen sicherzustellen und Konflikte im Team zu lösen.

Leitbild für die Unternehmenskultur ist eine respektvolle, wertschätzende Haltung und die Anerkennung der Würde und Einzigartigkeit eines jeden Menschen.

Allgemeine Informationen und Materialien

      Ansprechpartner/in

      FLEX® Inklusive Service gGmbH (ISG)
      Veerhoffstraße 5
      33649 Bielefeld

      Johanna Lingner (Koordination Bereich Arbeit)
      Tel.: 0521 4888 254
      E-Mail:  j.lingner@ummeln.de

      Nadine Beyerbacht (Geschäftsführung ISG)                                            
      Tel.: 0521 4888-113
      E-Mail: n.beyerbacht@ummeln.de

      Hinweis

      Der obige Text ist nur der Steckbrief zum beschriebenen Inklusionbetrieb. Allgemeine Informationen über Inklusionsbetriebe finden Sie hier:

      Bildrechte

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