JIPA – Jugendliche inklusiv politisch aktiv Inklusive Politik von und für Kinder und Jugendliche

Kurzdarstellung der Aktivität

Jugendliche mit und ohne Behinderungen machen gemeinsam Politik!

Partizipation meint nicht nur an der Gesellschaft teilzunehmen – dabei zu sein – sondern auch die Möglichkeit zu haben, sie aktiv mitzugestalten. Es ist wichtig, Entscheidungen, die das eigene Leben, das Leben und die Zukunft der Gemeinschaft betreffen, anzugehen, gemeinsam Lösungen für Schwierigkeiten zu finden und Veränderungen in der Gesellschaft voranzutreiben. Häufig fehlt es an struktureller Verankerung geeigneter Beteiligungsmöglichkeiten und -formen. Nicht alle werden als Rechtssubjekte wahrgenommen. Auch der Zugang zur Politik oder öffentlichen Diskussionen bleibt oftmals erschwert oder gar verwehrt. Politik ist meist abstrakt. Doch gerade sie ist es, die für die gesellschaftliche Zukunft, das Zusammenleben aller zentral ist.

Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen fehlen Möglichkeiten der Partizipation. Es gilt niedrigschwellige Zugänge zu politischer Partizipation und inklusive Möglichkeiten der Beteiligung zu schaffen. Gleichzeitig können damit die individuellen Selbstbestimmungsmöglichkeiten der Kinder und Jugendlichen gestärkt werden.

 

In Münster gibt es seit 2012 die Arbeitsgruppe (AG) „Jugendliche inklusiv politisch aktiv“ (JIPA). JIPA steht für die aktive, direkte Beteiligung von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderungen an politischen Prozessen und die Entwicklung inklusiver Rahmenbedingungen für politische Teilhabe.

JIPA ist ein Gemeinschaftsprojekt des Jugendrates Münster und des Vereins „Selbständigkeitshilfe bei Teilleistungsschwächen Münster e.V.“ (SeHT Münster; siehe: www.seht-muenster.de). Das außerschulische politische Bildungsprojekt richtet sich an Jugendliche mit und ohne Behinderung zwischen 12 und 18 Jahren. Ziel von JIPA ist es, ein Forum zur gesellschaftlichen und politischen Teilhabe zu bieten, in dem Kinder und Jugendliche ihre Interessen, Wünsche und Themen äußern können und in dem alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von vorhandenen Beeinträchtigungen mitarbeiten können.

Die AG trifft sich monatlich (jeden 1. Mittwoch im Stadthaus 2). In den Schulferien sind keine Sitzungen. Es gibt über den Monat weitere Treffen der JIPA AG, die dann gemeinsam in den Sitzungen festgelegt werden. Die AG setzt sich selbst Themen, die sie bearbeiten möchten. U.a. hat sie den Workshop „Barrierecheck“ (Schwerpunkt Schule) entwickelt. Hierbei wird zunächst ein durch die Gruppe selbst entwickelter Film zu den Regeln der Barrierefreiheit in Gebäuden gezeigt und die Teilnehmer/innen können anschließend Selbsterfahrungen machen (Rollstuhl, Simulationsbrillen, Blindenstöcke usw.). Daraufhin wird das jeweilige Gebäude im Hinblick auf Barrierefreiheit erkundet. Es folgt eine gemeinsame Diskussion und die Ergebnisse werden mit Politikern/Schulleitungen besprochen. Der Workshop wurde bereits an mehreren Schulen und mit Politikern durchgeführt. Zudem wurde ein Film Clip zu Politik in Leichter Sprache gedreht und u.a. ein Projekttag zum Motto„Politik einfach erklärt“ an (Förder-)Schulen durchgeführt. Darüber hinaus gibt es das Kinderprojekt(KIPA), das zum Ziel hat ein Grundverständnis für Verschiedenheiten zu schaffen. Dies beinhaltet, dass sich Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren aktiv mit dem Thema Behinderung auseinander setzten. Am ersten Projekttag lernen die Kinder verschiedene Formen von Behinderung kennen und probieren aus welche Hilfsmittel es gibt, um die Einschränkung auszugleichen. Damit wird erreicht, dass die Kinder für sich lernen, welche Hilfestellungen sie geben können bzw. an welchen Stellen sie Rücksichtnehmen sollten, um den Umgang mit den Hilfsmitteln zu erleichtern und gemeinsam spielen zu können.

Gleichzeitig probieren die Kinder aus, welche Spielgeräte es auf deren Spielplatz/Schulgelände, die für jedes Kind gleichermaßen zugängig sind. Auch hier wird wieder der Frage nachgegangen, ob das Gebäude so barrierefrei gestaltet ist, dass z.B. auch ein Toilettengang mit Rollstuhl möglich ist. Dies wird jeweils an die Einrichtung zurück gemeldet um Grundlagen für gegebenenfalls Veränderungen zu schaffen. Darüber tauschen sie sich ebenfalls mit Politiker/innen aus. An dem zweiten Projekttag beschäftigen sich die Kinder mit den Sinnesbehinderungen. Hören, riechen, schmecken, tasten und sehen. Durch verschiedene Aufgaben, bei denen diese Einschränkungen simuliert werden, wird ein Bewusstsein bei den Kindern geschaffen, was es heißt, wenn ein Sinn nicht funktioniert. Zugleich wird ein Verständnis für die verschiedene Einschränkungen und Bedarfe entwickelt.

Gemeinsam überlegen sie anschließend, wie Verbesserungen aussehen können und besprechen diese ebenfalls mit Politiker/innen.

Das Projekt KIPA wird nach Absprache in verschiedenen Einrichtungen des Offenen Ganztags und in Kindertreffs durchgeführt.

Das Gesamtprojekt zeichnet sich insbesondere durch die starke Anbindung (Austausch) mit der Politik (politische Partizipation) und die interaktive, kooperative Ausrichtung aus, die gleichzeitig v.a. kind- und jugendgerecht ist. Es leistet u.a. durch den ‚Barrierecheck‘ zunächst einen wesentlichen Beitrag zur Barrierefreiheit im Sinne von Artikel 9 der UN-BRK (Zugänglichkeit). Ebenso werden alle Sitzungen und Workshops barrierefrei ausgerichtet. Zugleich wird ein Bewusstsein für mögliche Teilhabebarrieren, Inklusion und Behinderung gemäß Artikel 8 der UN-BRK (Bewusstseinsbildung) geschaffen. Das Projekt fördert die politische Bildung und bietet einen Lern- und Erfahrungsraum für Kinder und Jugendliche (Artikel 24 UN-BRK Bildung), in dem diese ihre Interessen vorbereiten – und darüber hinaus – vertreten können. Hiermit wird insgesamt die Teilhabe am öffentlichen und politischen Leben im Sinne von Artikel 29 der UN-BRK unterstützt. Es richtet sich dabei explizit an Kinder und Jugendliche (Artikel 7 der UN-BRK, Kinder mit Behinderungen).

Lebensbereich

  • Politik
  • Bildung
  • Öffentlicher Raum
  • Bürgerschaftliches Engagement
  • Kommunikation und Interaktion

Gebietskörperschaft

  • kreisfreie Stadt (48143 Münster)

Einwohnerzahl

ca. 303.000

Zuordnung zu Dimensionen

  • Partizipation und Selbstvertretung von Menschen mit Behinderungen
  • Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für die Idee der Inklusion
  • Gestaltung einer barrierefreien Infrastruktur
  • inklusive Gestaltung von Bildungseinrichtungen und anderen Diensten des öffentlichen Lebens (Mainstreaming)
  •  

Ausschlaggebender Impuls

Der Impulsgeber des Projekts der JIPA AG war letztlich ein Jugendlicher, der im Rahmen eines anderen Projekts an einem Polittalk teilnahm und sagte, dass sie (die Schüler/innen) die Inklusion „ja machen müssten, mit ihnen spräche aber keiner“. Und auf die abschließende Frage, was er sich denn wünsche, sagte er, er wolle von SeHT Münster im nächsten Jahr mal jemanden an seiner Schule sehen. So war dies und die Tatsache, dass die aktive politische Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung schließlich noch nicht gegeben ist, ein wesentlicher Impuls für die Gründung von JIPA. Auch im Jugendrat waren bisher nur wenige/gar keine Kinder/Jugendliche mit Behinderung vertreten. All das sowie andere politische Projekte (ebenfalls von SeHT Münster e.V.) wie „Auf Spurensuche! - Ich habe eine Stimme, ich bin dabei“ (mehr dazu unter: http://www.u-focus.de/?page_id=296), „Ein Förderschüler im Nationalsozialismus am Beispiel von Paul Wulff“ und das Projekt für jüngere Jugendliche „Wenn ich König/in von Münster wäre“ veranlassten die Projektverantwortlichen (also die „Selbständigkeitshilfe bei Teilleistungsschwächen Münster e.V.“, kurz genannt: SeHT Münster e.V.) dazu, die AG JIPA – das Forum zur gesellschaftlichen und politischen Teilhabe 2012 zu etablieren.

Für den Aufbau der Gruppe wurden gezielt Kinder und Jugendliche angesprochen und für eine Teilnahme gewonnen.

Ein wesentlicher Akteur war der damalige Jugendrat, der in einer Sitzung, in der zwei Jugendliche einräumten von weniger offensichtlichen Behinderungen betroffen zu sein oder gewesen zu sein, seine einstimmige Zustimmung zu dieser gemeinsamen AG gab.

Ziele des Projekts

Die menschliche Vielfalt soll sich auch in politischer Partizipation und in der Umsetzung der Rechte von Kindern und Jugendlichen widerspiegeln. Mit der AG JIPA wird Kindern und Jugendlichen mit Behinderung die Möglichkeit gegeben, sich mit anderen Kindern und Jugendlichen auszutauschen, ihre Wünsche und Interessen zu äußern und selbst zu vertreten. Dies ist ein wichtiger Schritt zur Verselbständigung, Partizipation und Inklusion. Neben dem Ziel des Kontaktes, des intensiven Austausches, der Zusammenarbeit und der Selbstvertretung sollen gleichzeitig Berührungsängste (bezogen auf Behinderung) abgebaut werden. JIPA zielt durch verschiedene Sensibilisierungsmaßnahmen auf den Abbau von Barrieren (Zugangsbarrieren, alltägliche Barrieren). Die AG möchte das Verständnis für Menschen mit Behinderungen wecken und für Barrierefreiheit und Inklusion sensibilisieren. Zudem soll insgesamt der Zugang zur Politik für Jugendliche vereinfacht werden.

Die Ziele des Projektes knüpfen hiermit v.a. an Artikel 29 (Teilhabe am politischen und öffentlichen Leben) an. Im Sinne von Artikel 29 (a) wird sichergestellt, dass Kinder und Jugendliche mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen wirksam und umfassend am politischen und öffentlichen Leben teilhaben (vgl. ebd.). Gefördert wird explizit, dass auch sie im Jugendrat Münster vertreten sind. Zugleich wird durch die AG - das Forum aktiv ein Umfeld gefördert, in dem Kinder und Jugendliche mit Behinderungen (Artikel 7 UN-BRK) die Möglichkeit erhalten, gleichberechtigt mit anderen wirksam und umfassend an der Gestaltung der öffentlichen und politischen Angelegenheiten in Münster mitzuwirken. In Artikel 7, Absatz 2 der UN-BRK heißt es: dass Kinder mit Behinderungen das Recht haben, ihre Meinung in allen sie berührenden Angelegenheiten gleichberechtigt mit anderen Kindern frei zu äußern, wobei ihre Meinung angemessen und entsprechend ihrem Alter und ihrer Reife berücksichtigt wird, und behinderungsgerechte sowie altersgemäße Hilfe zu erhalten, damit sie dieses Recht verwirklichen können. In dieser AG, einer nichtstaatlichen Vereinigung, erhalten sie die Möglichkeit ihre Wünsche, Interessen und Themen vorzubereiten und frei zu äußern (gemäß Artikel 29 Abs. a, iii ‚freie Willensäußerung‘ und Abs. b, i).

Durch die Anbindung und Kooperationsstruktur von JIPA mit dem Jugendrat (siehe: http://www.stadt-muenster.de/jugendamt/wir-ueber-uns/jugendrat.html), der „Kommission zur Förderung der Inklusion von Menschen mit Behinderung in der Stadt Münster (KiB)“ (siehe: https://www.stadt-muenster.de/sessionnet/sessionnetbi/kp0040.php?__kgrnr=441) und zu einzelnen Bezirksvertretungen werden ebenso die Mitarbeit und der Einblick in die Tätigkeiten und die Verwaltung politischer Parteien gewährleistet bzw. die Ergebnisse von JIPA können hier an die Politik herangetragen und aufgenommen werden.

Durch die Erklärung „Politik in leichter Sprache“ und die Visualisierung politischer Begriffe wird gleichzeitig Artikel 9 (Zugänglichkeit) der UN-BRK Rechnung getragen. Hiernach gilt es Menschen mit Behinderungen eine unabhängige Lebensführung und die volle Teilhabe in allen Lebensbereichen zu ermöglichen, Maßnahmen zu ergreifen mit dem Ziel, den gleichberechtigten Zugang zur physischen Umwelt, zu Transportmitteln, Information und Kommunikation, einschließlich Informations- und Kommunikationstechnologien und -systemen, sowie zu anderen Einrichtungen und Diensten, die der Öffentlichkeit in städtischen und ländlichen Gebieten offenstehen oder für sie bereitgestellt werden, zu gewährleisten (vgl. ebd.: Abs. a).

Ferner wird durch die Sensibilisierungsmaßnahmen dazu beigetragen, dass Zugangshindernisse und -barrieren festgestellt und beseitigt werden können. Die Sensibilisierungsmaßnahmen tragen darüber hinaus dazu bei, dass ein Bewusstsein für Menschen mit Behinderungen und ihre Lebenswelt (Barrieren) geschaffen wird gemäß Artikel 8 der UN-BRK (Bewusstseinsbildung). Sie werden als gleichberechtigte und vollwertige Subjekte mit ihren Rechten und Fähigkeiten wahrgenommen (Artikel 8, c) und darin unterstützt, ihre Rechte (u.a. freie Meinungsäußerung) zu verwirklichen (Artikel 12 gleiche Anerkennung vor dem Recht; Artikel 21 Recht der freien Meinungsäußerung, Meinungsfreiheit und Zugang zu Informationen).

Des Weiteren trägt das Projekt zur politischen Bildung und Willensbildung bei. Somit berührt die Zielsetzung zu gleichermaßen Artikel 24 (Recht auf Bildung). Kinder und Jugendliche werden darin unterstützt, ihre Interessen vorzubereiten und zu vertreten. Das Forum und der Austausch bieten hierzu einen gemeinsamen Lern- und Erfahrungsraum.

Die Zielsetzung des Projekts findet sich auch wieder im Aktionsplan der Stadt Münster, der Projekte zur Sensibilisierung von Kindern und  Jugendlichen vorsieht sowie die Überprüfung der barrierefreien Zugänglichkeit von Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit. Unter politischer teilhabe wird JIPA im Aktionsplan der Stadt Münster aufgeführt.

Rechtlicher Rahmen

  • UN-Behindertenrechtskonvention
  • UN-Kinderrechtskonvention

Im Besonderen davon: Artikel 12, Absatz 1:

„Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung in allen das Kind berührenden Angelegenheiten frei zu äußern, und berücksichtigen die Meinung des Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und sei­ner Reife.”

Artikel 13 besagt zudem, dass das Kind ein Recht auf freie Meinungsäußerung hat (vgl. ebd.)

  • Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII):

Im Besonderen davon: §1, Absatz 1:

„Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.”

Maßnahmen

Politik einfach machen & Barrieren abbauen

Innerhalb der AG JIPA können Kinder und Jugendliche sich austauschen, ihre Interessen entwickeln und vertreten. Es geht zum einen um die Bewusstseinsbildung für die Themen ‚Behinderung, Inklusion, Politik‘. Zum anderen geht es um die Auseinandersetzung mit diesen Themen und um Meinungs- und Einstellungsänderung (Entwicklung eines politisches Bewusstseins).

Hierzu werden unterschiedliche Projekttage durchgeführt. In Kooperation mit Zugvogel e.V. Münster (http://www.muenster.org/zugvogel/) fand 2013 der erste Projekttag „Ey, bist Du behindert?!“ statt. Dieser diente zur Vorbereitung auf die Barrierechecks – einem Workshop an Schulen und in Einrichtungen. „Inklusion in der Schule“ war ein Schwerpunktthema der AG Mitglieder. Die 12- bis 20 Jährigen arbeiten gemeinsam an den selbstgewählten Themen Inklusion, Barrierefreiheit und „Politik für alle“. Die Themen, Wünsche werden vorab gesammelt. Die Veranstaltungen werden gemeinsam geplant, erarbeitet und durchgeführt.

Bezüglichdes „Barrierechecks“ wird zur Einführung in das Thema ein kurzer, eigener Film „Die drei Regeln zur Barrierefreiheit in Gebäuden“ gezeigt (siehe: https://www.youtube.com/watch?v=nZdUA_I1eO0; Stand 27.05.16). Die Teilnehmergruppen können Hilfsmittel wie einen Rollstuhl oder Brillen zur Simulation einer Körper- und Sehbehinderung ausprobieren und in Ansätzen nachempfinden und erfahren, wie eine Behinderung sich anfühlt. Anschließend erkunden die Teilnehmer/innen mit diesen Hilfsmitteln, wie barrierefrei ihr Gebäude ist.

Dieser Workshop wurde inzwischen schon häufig an Schulen durchgeführt, u.a. am Ratsgymnasium, Pascalgymnasium, Schillergymnasium, Geschwister-Scholl-Gymnasium und Gymnasium Paulinum in Münster. Auch mit einer Politikergruppe hat die AG den „Barrierecheck“ durchgeführt. Ziel ist es, hiermit mit den Kindern und Jugendlichen und Politiker/innen über das Thema ‚Behinderung und eine Schule für alle‘ ins Gespräch zu kommen. Die AG möchte die Barrierechecks auch mit Bezirksvertretungen durchführen, um das Thema Inklusion über Schule hinaus zu tragen.

Mit dem Projektteil Kipa und den Barrierechecks werden – die in Artikel 9 der UN-Behindertenrechtskonvention beschriebenen – gleichberechtigten Zugänge zum Sozialraum aufgegriffen, indem sowohl Stadtteile, Spielplätze und/oder Schulen auf Barrierefreiheit getestet werden. Die Testergebnisse werden dann den Schulleitungen bzw. Kommunalpolitikern/innen mitgeteilt und gemeinsam diskutiert.

Durch die Filmclips „Politik in Leichter Sprache“ und die Erklärung / Visualisierung politischer Begriffe wird die meist abstrakte Politik „einfacher“ gestaltet, näher gebracht und greifbarer. Die Filme sollen Jugendlichen letztlich den Zugang zu politischen Themen erleichtern – nach dem Motto ‚Politik leicht erfahrbar‘. Ergänzend dazu erstellte die JIPA AG ein Politikquiz. All das wird innerhalb des Projekttages unter dem Motto „Politik einfach erklärt“ aufgegriffen, den die AG mit Schüler/innen besonders an Förderschulen in Münster durchführt; sie möchte diesen aber auch an weiteren Schulen anbieten. Die Impulse - Schulen zu besuchen, gehen in den meisten Fällen von den Jugendlichen aus, indem sie die JIPA AG zu sich einladen. Die Jugendlichen koordinieren in vielen Fällen die Termine mit den Schulleitungen selber. Manchmal wird professionell unterstützt. Die AG beabsichtigt weitere Kinder- und Jugendräte aus NRW zu erreichen. Dabei geht es besonders um die Vorstellung des Konzepts und der Arbeit der JIPA AG. Die AG möchte anderen Städten zeigen, wie leicht es ist mit Jugendlichen mit und ohne Behinderungen zu arbeiten. In 2016 war die JIPA AG beim „Workshop unter Palmen“; dies ist das Treffen aller Jugendräte aus NRW.

Die JIPA AG lädt gemeinsam die Presse zu unterschiedlichen Veranstaltungen ein; d.h. zu

  • Barrierechecks in Schule und
  • Barrierecheck mit der Bezirksvertretung MS-Nord

Weiter pflegt die JIPA AG regelmäßig ihre Facebook-Seite (siehe: https://de-de.facebook.com/JIPA.Muenster).

Ferner drehen Jugendliche kleine Videos aus verschiedenen Lebensbereichen. Sie begleiten und filmen unterschiedliche Menschen einen Tag lang. Hiermit sollen unterschiedliche Lebenswelten aufgezeigt werden. Weiterhin werden zum Themenschwerpunkt ‚Eine Schule für Alle‘ Interviews mit Schüler/innen, die eine inklusive Klasse besuchen, geführt.

JIPA trägt übergreifend zum Aufbau inklusiver Teilhabestrukturen und Partizipationsmöglichkeiten bei, in dem jungen Menschen mit Behinderungen eine Beteiligung an der Arbeit des Jugendrates ermöglicht wird. Zugleich können sie kennenlernen, wie erwachsene Menschen mit Behinderungen in Münster sich in die kommunale Arbeit einbringen.

Die Priorität hinsichtlich aller Maßnahmen hat die konsequente Partizipation von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung und die Themen und Anliegen, die sie mitbringen. Dadurch ist das JIPA-Projekt in stetigem Fluss. Der Weg ist das Ziel.

Beteiligte und Netzwerke

Die federführende Verantwortung trägt der Projektträger SeHT Münster e.V. Der Jugendrat ist über stetigen engen Austausch und über eine Schnittmenge von Personen angebunden.

Das Projekt JIPA ist mit einer Vielzahl an Akteuren vernetzt. Es ist ein wichtiger Teil des Projektträgers SeHT Münster e.V. Die Selbsthilfegruppierung (anerkannter Jugendhilfeträger) ist verknüpft mit den Kinder- und Jugendangeboten des Vereins sowie mit den Schulen der Stadt Münster über die Schulsozialarbeit an inklusiven Schulen und Förderschulen. JIPA ist eine Arbeitsgemeinschaft des Jugendrates der Stadt Münster und damit im Netzwerk politischer Strukturen. Es bestehen ferner Austausch und intensive Kontakte zur „Kommission zur Förderung der Inklusion von Menschen mit Behinderung in der Stadt Münster (KiB)“ als auch zu einzelnen Bezirksvertretungen.

Über die Teilnehmer/innen und die Barrierechecks ist JIPA vernetzt mit deren Schulen und den Schülervertretungen. JIPA nimmt teil am „Workshop unter Palmen (WuP)“ des Jugendrates Nordrhein-Westfalen. Ebenso ist JIPA im regelmäßigen Austausch mit der Behindertenbeauftragten der Stadt Münster, Doris Rüter.

Zugleich wird JIPA aktiv unterstützt von der Lebenshilfe Münster e.V.

Der Projektteil „Kipa“ erreicht Kinder stadtteilbezogen in ihren Offenen Ganztagsschulen und Kindertreffs. Zu den bereits genannten Barrierechecks werden weiterhin die Bezirksvertretungen eingeladen.

Finanzierung und Ausstattung

JIPA wird projektfinanziert vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sowie durch Spenden bzw. Preisgelder.

Begleitet wird die JIPA AG von einer hauptamtlichen pädagogischen Kraft sowie ehrenamtlichen Kräften der Vereins SeHT Münster. Die hauptamtliche Kraft trägt die Verantwortung für die Barrierefreiheit der Sitzungen; d.h. sie stellt die Barrierefreiheit, sowie einen möglichst leichten Zugang zum Projekt und zu den Inhalten sicher. Dabei gilt es, so viel Hilfestellung zu bieten wie nötig. Ferner übernimmt sie die Koordination und hilft durch verschiedene inklusiv gestaltete Methoden Diskussionen anzuregen.

Stundenweise personelle Unterstützung kommt durch die Lebenshilfe Münster, die mit einer hauptamtlichen Mitarbeiterin die JIPA-Sitzungen und Barrierechecks unterstützt.

Die Stadt Münster unterstützt die JIPA AG durch die kostenlose Bereitstellung barrierefreier Räume.

Projektablauf und zeitliche Rahmung

Die JIPA AG gibt es seit 2012 und bereits bei der Wahl der Jugendratswahl 2013 hat sich ein Erfolg gezeigt, da ein Jugendlicher im Rollstuhl in den Jugendrat gewählt wurde. Bei der Wahl 2015 gab es mehrere potenzielle Kandidaten mit Behinderung. Hinsichtlich der durchgeführten Barrierechecks oder den geplanten Veranstaltungen der JIPA AG sind die Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung fester Bestandteil des Projektes. Die JIPA AG lädt gemeinsam die Presse als auch Bezirksvertretungen zu unterschiedlichen Veranstaltungen der Gruppe ein. Ebenso wird regelmäßig ihre Facebook-Seite gepflegt (siehe: de-de.facebook.com/JIPA.Muenster). Nicht nur Kinder und Jugendliche werden hinsichtlich der Themen Inklusion, Behinderung und Barrieren sensibilisiert; durch die stetige Rückkopplung (Präsentation und Rückmeldung der Ergebnisse der AG an Politiker/innen, Schulen etc.) wird die Sensibilisierung der Öffentlichkeit ebenso vorangetrieben und unterstützt.

Alle Sitzungen der AG werden barrierefrei ausgerichtet, d.h. der Zugang wird jedem ermöglicht und Materialien und Informationen sind für alle zugänglich und verständlich. Räumlichkeiten sind barrierefrei und zentral gelegen im Stadthaus 2. Durch die Örtlichkeit gewinnt die JIPA AG an Bedeutung, denn sie tagt in den gleichen Räumen wie die gewählten Politiker/innen. Es gibt Videoclips, die verschiedene politische Begriffe in Leichter Sprache erklären als auch Videoclips zu den drei Grundregeln von Barrierefreiheit (siehe: https://www.youtube.com/watch?v=nZdUA_I1eO0&list=UUwsaT3eoSR9Frxp4XMJ1tBw&index=1&noredirect=1; Stand 27.05.16). Um mitreden zu können braucht man nicht jedes Fremdwort zu kennen, aber einige Wörter wie z.B. „Politik“, „Wahl“, „Bürgermeister“, „Inklusion“ oder „Bundeskanzler/in“ sind wichtig. Im Jahr 2015 entwickelte so die AG barrierefreie JIPA-Film-Politiklexikon in leichter Sprache weiter.

Dies schafft für alle mehr Transparenz in die Arbeit der AG und darüber hinaus ein Verständnis über die Themen (Politik). Dieses Grundverständnis, das hiermit gefördert wird, führt dazu, dass Kinder und Jugendliche sich mit diesem Know-how nachhaltig und einfacher einbringen können.

JIPA hat von Anfang an den Kontakt mit der KIB gesucht. 2013 haben einige Mitglieder der JIPA -Gruppe ihre Arbeit in der KIB vorgestellt. 2014 hat die AG „Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene“ der KIB die JIPA AG zu einer Sitzung eingeladen, um sich insbesondere über die Arbeit im Rahmen des Barrierechecks in den Schulen zu informieren.

Der größte Meilenstein, den die JIPA AG bisher erreicht hat, ist der 1. Platz beim  Inklusionspreis NRW 2016.

Im Jahr 2015 wurde das Projekt von „Gutes morgen Münster“ ausgezeichnet.

Insgesamt können als Meilensteine aber auch der gemeinsam entwickelte Barrierecheck für Schulen und Jugendeinrichtungen als auch die Anzahl bisher erreichter Kinder und Jugendliche gesehen werden.

Seit 2012 konnten mehr als 230 Schüler/innen im Alter von 13 bis 16 erreicht werden.

Die Projektverantwortlichen konnten eine Schule dafür gewinnen, dass die JIPA AG die Schülervertretung schult. Die Schule möchte jede 5. Klasse für das Thema Menschen mit Behinderungen und Thema Barrierefreiheit in der Schule sensibilisieren.

Ein weiterer Erfolg bzw. Meilenstein ist auch die 1. Durchführung des Barrierechecks mit Politikern und mit Studenten der FH Münster. Bei den Barrierechecks geht es nicht vordergründig um die Barrierefreiheit der Gebäude, sondern um Haltungsveränderung und Wahrnehmungsschulung.

Inklusive Ausrichtung des Projektes und Gemeinwesenbezug

JIPA schafft und forciert ein Grundverständnis für Verschiedenheit. Die Mitarbeit bei JIPA steht allen Interessierten offen. Der Zugang wird durch Barrierefreiheit allen ermöglicht. JIPA fördert das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung, da JIPA eine Arbeitsgruppe ist, die aus Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderungen besteht.

Während der gemeinsamen Arbeit können Berührungsängste abgebaut werden. Gleichzeitig kann gegenseitige Akzeptanz entstehen. Kinder werden schon früh für das Thema Behinderung, v.a. für unterschiedliche Behinderungsformen und Barrieren sensibilisiert (durch Selbsterfahrungsmaßnahmen). Zudem werden Kinder und Jugendliche mit Behinderung hier als fähige aktive Partner angesehen, die Wissen vermitteln und sich konstruktiv einbringen können. Dadurch, dass sie selbst entscheiden können, welche Themen und Inhalte sie in der AG aufgreifen möchten, ist ein hohes Maß an Selbstbestimmung gegeben. Ebenso werden sie durch die Wahrnehmung als Rechtssubjekt und ‚Expert/en/innen in eigener Sache‘, durch die gezielte Förderung und Beachtung ihrer Fähigkeiten und Selbsthilfekräfte zur Teilhabe an politischen Prozessen befähigt (‚empowered‘). Sie können sich als selbstwirksam erleben und ihr politisches Bewusstsein und ihre Interessen entwickeln und nach „außen“ vertreten.

JIPA ist im hohem Maße an bestehende Strukturen angebunden (Jugendrat, KiB) und setzt auch hinsichtlich ihrer Maßnahmen an diesen an (Schulen, Freizeiteinrichtungen). Gleichzeitig möchte JIPA weitere Schulen, Kinder, Jugendliche und Jugendräte erreichen bzw. sich mit anderen Kinder- und Jugendräten aus NRW vernetzen.

Nachhaltigkeit

Das Projekt ist auf Nachhaltigkeit angelegt. Die Sensibilisierungsmaßnahmen führen zu einem sensiblen Umgang mit verschiedenen Behinderungsformen und Bedürfnissen. Kinder und Jugendliche entwickeln ein Bewusstsein für mögliche Barrieren und Verschiedenheit und können demgegenüber empathischer sein. Sie werden die Erfahrungen, die sie im JIPA-Projekt gemacht haben, in ihr weiteres Leben mitnehmen und in die Gesellschaft übertragen.

Die Ergebnisse des Barrierechecks werden diskutiert und an die Politik herangetragen. Die Anbindung innerhalb des Netzwerks politischer Strukturen führt dazu, dass Maßnahmen zur Barrierefreiheit im stärkeren Maße wirksam umgesetzt werden können. Die Nachhaltigkeit zeigt sich zudem darin, dass potenzielle Kandidat/en/innen mit Behinderung bei den Wahlen in den Jugendrat zunehmen. Der Zugang zur lokalen Politik wird hiermit deutlich niedrigschwelliger. Auch die verschiedenen Videos, die Barrierefreiheit und Politik erklären und für jeden verständlich machen, tragen nachhaltig zur Veränderung des politischen Bewusstseins bei. Partizipation ist eine (Bildungs-)Kompetenz, die erlernt werden muss. Bei JIPA erhalten Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, ihre Wünsche und Interessen zu formen und zu artikulieren. Damit wächst die Fähigkeit sich selbst durchzusetzen und sich für andere einzusetzen. Dies kann insgesamt nachhaltige Effekte auf Bildungsprozesse nach sich ziehen. Ebenso förderlich und nachhaltig ist gleichzeitig das Erleben der Selbstwirksamkeit der Kinder und Jugendlichen mit und ohne Behinderungen in der AG. Die Themen und Inhalte der AG, die sie selbst festlegen, betreffen ihre Lebenswelt und sind daher relevant für alle. Die Ideen entstehen aus guten und schlechten Erfahrungen, Interessen und dem Wunsch nach einer aufgeklärteren und toleranten Gesellschaft. Durch den partizipativen Ansatz steigt sowohl die Motivation als auch die Identifikation innerhalb der AG. Gleichzeitig wird hiermit einer möglichen Instrumentalisierung der Beteiligung vorgebeugt. Die Mitglieder arbeiten alle gemeinsam an ihren Projekten, wodurch Jugendliche mit und ohne Behinderung in Kontakt kommen, sich kennen und schätzen lernen.

Die AG beabsichtigt weitere Kinder- und Jugendräte aus NRW zu erreichen und möchte an weiteren Schulen und Städten ihr Konzept und die Arbeit der JIPA AG vorstellen. Hierin und in der Anbindung mit dem Jugendrat ist eine Verstetigung der Projektaktivitäten zu sehen.

Beim „Workshop unter Palmen“ am 2.7.2016 in Herne konnten viele Jugendräte für das JIPA-Projekt begeistert werden. Erste Termine sind bereits vereinbart.

Die Projektidee kann mit wenig Aufwand auch in anderen Regionen aufgegriffen werden. Wichtig ist es, einen Projektraum und einen solchen organisierten Rahmen zur Verfügung zu stellen. Dies kann wie hier bei JIPA von einer ehrenamtlichen oder hauptamtlichen Kraft übernommen werden. Die Kooperation mit örtlichen Schulen (ggf. auch Förderschulen einbeziehen) erleichtert die Akquise von Kinder und Jugendlichen mit und ohne Behinderungen. Bei JIPA wurden gezielt Kinder und Jugendliche mit Behinderungen über JIPA informiert und eingeladen, sich zu beteiligen. Wesentlich ist dabei auch der Aufbau von Netzwerkstrukturen (andere kommunale, politische Gremien, Jugendgremien/-foren o.ä.), um Veränderungen zu erzielen oder auch um Maßnahmen nachhaltiger durchzuführen und um insgesamt die Projektstruktur dauerhaft zu ermöglichen (größere Reichweite). Besonders aufgegriffen werden kann bei diesem Projekt die Vorgehensweise des Barrierechecks und dem anschließenden Gespräch mit den Politiker/innen.

Gesamteinschätzung

Im Sinne des Inklusionsplans der Landesregierung „Eine Gesellschaft für alle“ gilt es die Interessenvertretung und Teilhabe an politischen Prozessen aktiv und frühzeitig zu fördern. Menschen mit Behinderung sollen ohne Diskriminierung und gleichberechtigt mit anderen wirksam und umfassend an der Gestaltung der öffentlichen Angelegenheiten mitwirken können. Nach Artikel 7 Absatz 3 der UN-BRK haben Kinder mit Behinderungen das Recht, ihre Meinung in allen sie berührenden Angelegenheiten gleichberechtigt mit anderen Kindern frei zu äußern, wobei ihre Meinung angemessen und entsprechend ihrem Alter und ihrer Reife berücksichtigt werden muss, und behinderungsgerechte sowie altersgemäße Hilfe zu erhalten, damit sie dieses Recht verwirklichen können. Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht der Kinderrechte (UN-Kinderrechtskonvention) wird hier nicht nur den formal bestehenden Kinderrechten nachgekommen; diese werden erst durch die Teilhabestrukturen und Beteiligungsmöglichkeiten ermöglicht. Politische Rechte (wie Mitbestimmung, Entscheidungs- und Meinungsfreiheit) werden hier gefördert und zugleich werden für deren Realisierung die Rahmenbedingungen geschaffen.

Auch Kinder und Jugendliche haben eine eigene Vorstellung zu ihren Lebenswelten wie Stadtteil, Schule oder Jugendzentrum. Diese unterscheiden sich unter Umständen von der bestehenden Kommunal- und Schulpolitik. Die Aufgabe der Kinder-/Jugend- und Sozialarbeit ist es, die Kinder und Jugendlichen dabei zu unterstützen, ihre Interessen und Anliegen selbst zu vertreten und ihren Lebensraum aktiv mitzugestalten. Laut dem Kinder- und Jugendförderplan NRW (mehr unter: www.lwl.org/LWL/Jugend/Landesjugendamt/LJA/jufoe/finanzielle_hilfen2/ljpl, Stand 27.05.16) ist es für junge Menschen mit Behinderung wichtig, sich als Teil der Gesellschaft zu fühlen und auch außerhalb der Schule Bildung gemeinsam mit anderen Kindern und Jugendlichen zu erleben. Zudem ist es ein Ziel des Förderplans Kinder und Jugendliche aktiv und direkt an politischen und gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen. Die Möglichkeit sich als Träger der eigenen Rechte wahrzunehmen, an Entscheidungsprozessen teilzunehmen und in dem unmittelbaren Lebensumfeld direkt zu partizipieren stärkt Kinder und Jugendliche darin, sich mit den demokratischen Grundwerten auseinanderzusetzen und soziale Verantwortung zu übernehmen. Diese drei genannten Aufgaben werden in JIPA miteinander kombiniert und umgesetzt. Dadurch werden politische Teilhabe und Partizipationsmöglichen geschaffen, die Gestaltung eines inklusiven Sozialraums gefördert, demokratische Grundwerte gestärkt und die soziale Verantwortung geschult. Zugleich werden Multiplikatoren zur Förderung der Inklusion gewonnen (vgl. Stadt Münster 2016). Politik wird hier spielerisch und leicht erfahrbar gemacht.

Immer wieder sind verschiedene Barrieren festzustellen, die einer umfassenden und gleichberechtigten Teilhabe am politischen Leben entgegenstehen und die letztlich zur Ausgrenzung am politischen Leben führen können, wie z.B. die unterschiedliche Befähigung, die zur politischen Bildung und letztlich zur Beteiligung notwendig ist, beispielsweise die Vernachlässigung von Politikunterricht in Förderschulen. JIPA eröffnet niedrigschwellige Zugänge zu politischer Partizipation auf kommunaler Ebene (AG des Jugendrates und auch Kontakt zu anderen Gremien und Politikern). Die Mitarbeit bei JIPA steht allen Interessierten offen. Zum einen nimmt sich die Gruppe Themen im Zusammenhang der Inklusion (z.B. Barrierefreiheit) an und zum anderen wird darauf geachtet, dass die Sitzungen selber möglichst barrierefrei sind (z.B. durch die Nutzung einer gut verständlichen Sprache).

Die konkreten Themen Aktionen werden von der Gruppe selber entwickelt und durchgeführt.

Über die Aktionen (wie den Barrierecheck) trägt die AG insbesondere zur Bewusstseinsbildung bei. Durch den Kontakt mit Politikern/Entscheidungsträgern können Aktionen zudem auch den konkreten Abbau von umweltbedingten Barrieren beitragen.

Einschätzung der Projektverantwortlichen

Aus Sicht der Kinder und Jugendlichen

Kinder und Jugendliche der JIPA AG betonen, dass sie sehr viel voneinander gelernt haben, über unterschiedliche Behinderungsarten usw. Sie konnten in Ruhe miteinander darüber reden, was sie von „Eine Schule für alle“ halten. Überraschend war, dass auch Schüler/innen mit Behinderung von der Idee nicht total begeistert seien und viele Bausteine dahingehend noch bestünden.

Gut gefallen hat den Kindern und Jugendlichen auch, dass sie ihre Ideen wie z.B. den Barrierecheck selbst entwickeln konnten und einen eigenen Film dazu drehen durften. Dies steigerte ihre Lust / Motivation weitere Filme zu drehen und Sachen in einfacher Sprache zu erklären. Gemeinsam haben sie dann anderen Kindern und Jugendlichen Barrierechecks erklären können und auch mit Politikern darüber ins Gespräch kommen können.

Die Schulleitungen haben sich über ihre Rückmeldungen meistens gefreut und haben dann mit dem Schulamt über Baumaßnahmen gesprochen.

Aus Sicht der Mitarbeiter/innen von SeHT

Die Mitarbeiter der JIPA AG empfinden die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen als gut. Schwierig sei es gemeinsame Termine zu finden, da alle immer sehr beschäftigt sind.

Die Projektverantwortliche möchte anderen auf den Weg mitgeben, dass gelebte Inklusion einfach Spaß macht. „Man darf ruhig auch mal selber unsicher sein, denn Inklusion ist für alle ein bisschen Neuland“ (Frederike Burhorst).

Als besonders gut empfunden wird zudem, dass das Projekt so nachhaltig ist. Diese Erfahrungen stärken die Jugendlichen und zeigen, dass ihr Engagement sich lohnt. Einige Schulen haben die Barrierechecks in ihr Schulprogramm aufgenommen.

Ferner zeige sich, dass die Kinder und Jugendlichen auch richtig Spaß an Gesprächen mit Politikern und Studenten haben. Sie fühlen sich ernst genommen und haben auch etwas zu sagen über Inklusion und wie es ist, selber Workshops zu leiten.

Über den Inklusionspreis und das Treffen aller Jugendräte in NRW beim „Workshop unter Palmen“ - so konstatiert die Projektverantwortliche - haben sie ihre Idee verwirklichen können - dahingehend andere Jugendräte zu schulen. „Das wird bestimmt spannend mit „Sack und Pack“ durch NRW zu reisen“ (Frederike Burhorst).

Als schwierig empfunden wurden die Koordination der unterschiedlichen Assistenzleistungen und deren Finanzierung. Häufig mussten die Projektverantwortlichen erklären, warum auch lernbehinderte Jugendliche besondere Unterstützung benötigen.

Ein hemmender Faktor sei ganz klar die Projektfinanzierung, die immer eine gewisse Unsicherheit mit sich bringt und Phasen ohne Geld.

Die enge Zusammenarbeit mit dem Jugendrat wird als sehr unterstützend und gut erlebt Münster habe viele engagierte Jugendliche, die sich mit Spaß und Freude einbringen.

Ansprechpartner/in

SeHT Münster e.V.

Frederike Burhorst

Tel.: (02 51) 13 69 20

Fax: (02 51) 13 69 22

Mail: info@seht-muenster.de

Internet: www.seht-muenster.de

              http://www.jipa-muenster.de/

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