InSound – Inklusives Musikfestival
Kurzdarstellung der Aktivität
Das InSound Musikfestival ist ein inklusives Musik-Konzert (Ziel ist es, daraus ein mehrtägiges Festival zu etablieren) in Schwerte, welches 2010 erstmals stattfand. Organisiert wird das Festival von der Handicap-Initiative „dabei“. Bürger/innen mit und ohne Behinderung aus Schwerte und Umgebung engagieren sich im Rahmen von „dabei“ (der Arbeitskreis – behindert – engagiert – integriert) für die Umsetzung von Inklusion.
Ziel der Veranstalter/innen ist es, das Thema der Inklusion über das Medium Musik und das gemeinsame Erleben von Kultur in die Gesellschaft und in die Köpfe der Menschen zu tragen.
Lebensbereich
- Freizeit
- Kultur
- Öffentlichkeitsarbeit
- Bürgerschaftliches Engagement
Gebietskörperschaft
Kreisangehörige Stadt (58239 Schwerte)
Einwohnerzahl
ca. 50.000
Zuordnung zu Dimensionen
- Partizipation und Selbstvertretung von Menschen mit Behinderungen
- Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für die Idee der Inklusion
- Gestaltung einer barrierefreien Infrastruktur
Ausschlaggebender Impuls
Ausgehend von der Beobachtung, dass es im kulturellen bzw. Freizeitbereich zu selten Veranstaltungen gibt, an denen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam teilnehmen, hatte die Initiative „dabei“ die Idee, das Mittel des Musikerlebens zu nutzen, um Inklusion und Bewusstseinsbildung gezielt zu fördern. Zum damaligen Zeitpunkt handelte es sich um eine Workshop-Gruppe im Bündnis für Familie Schwerte, die seit Sommer 2011 eigenständig unter dem Dach des Vereins „Stadtmarketing Schwerte e.V.“ ist. Bei der Vorbereitung und Organisation wurde die Arbeitsgruppe am Anfang von einer freiberuflichen Kulturmanagerin unterstützt. Das Festival fand erstmals im Jahr 2010 statt; eine lokal sehr populäre Band erklärte sich bereit, als „Zugpferd“ aufzutreten.
Ziele des Projekts
Ziel des Projektes ist es, die Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung zu fördern, bewusstseinsbildend zu wirken und Freizeitangebote im kulturellen Bereich auch für Menschen mit Behinderung zugänglich zu machen.
Somit fördert das Projekt die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am kulturellen Leben im Sinne des Artikels 30 der UN-Behindertenrechtskonvention. Zudem können die inklusiven Veranstaltungen den Abbau insbesondere einstellungsbedingter Barrieren fördern und somit bewusstseinsbildend wirken (vgl. Artikel 8 UN-Behindertenrechtskonvention). Diese Prozesse werden zusätzlich durch eine breite Öffentlichkeitsarbeit gefördert. Im Sinne des Artikels 9 der UN-Behindertenrechtskonvention geht es außerdem um die Förderung von Zugänglichkeit kultureller Freizeitangebote und dem Abbau bestehender Barrieren.
Maßnahmen
Der Arbeitskreis „dabei“ – bestehend aus Menschen mit und ohne Behinderungen – organisiert das jeweils eintägige inklusive Musikfestival. Das Festival wird möglichst partizipativ und inklusiv gestaltet. Im Rahmen der Festivals treten Künstler/innen mit und ohne Behinderung auf. Das Publikum ist sehr heterogen („bunt“: mit/ohne Handicap, jung/alt, reich/arm,...). Auch über günstige Preise wird versucht, das Festival für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen. Zusätzlich gibt es Rabatt für Schüler und Menschen mit Behinderung. Ca. ein Drittel der Eintrittskarten wird – dank der Unterstützung von Sponsoren – verschenkt an Einrichtungen für Menschen mit Behinderung.
Infrastrukturell ist ein barrierefreier Veranstaltungsort wichtig (Stufenfreiheit, Toiletten, ausreichender Platz für Rollstühle bzw. Bewegungsfreiheit und teilweise Bestuhlung). Die Verkehrsgesellschaft Kreis Unna bietet den Transport aus Nachbarstädten / Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen zum Festival mit Hilfe eines Bus-Shuttles an.
Folgende Aufgaben werden von der Arbeitsgruppe übernommen:
- Die Planung erfolgt mittlerweile maßgeblich durch das Gruppenmitglied mit dem meisten Erfahrungswissen.
- Der Arbeitskreis insgesamt wirbt für das Projekt im Rahmen einer breit angelegten Öffentlichkeitsarbeit (Presse, Internetauftritt, Facebook, Plakate, Banner, Flyer).
- Während des Festivals leistet er u.a. den Parkplatzdienst, die Eintrittskontrolle sowie Hilfestellung für Menschen mit Behinderung.
Die Barrierefreiheit des Veranstaltungsortes ist besonders wichtig. Außerdem die Kommunikation des Willkommenseins an alle.
Beteiligte und Netzwerke
Neben der Arbeitsgruppe „dabei“, welche die federführende Verantwortung des Projektes trägt, sind viele weitere Gruppen und Institutionen an der Organisation und Durchführung des Festivals beteiligt. So unterstützt besonders der gemeinnützige Verein „Stadtmarketing Schwerte“ durch sein Netzwerk von Unternehmen und Vereinen zugunsten des Bürgerengagements (Sponsoren, Werbung, etc.). Der Landrat des Kreises Unna ist Schirmherr der Veranstaltung. Die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (KISS), der Fachbeirat Inklusion und die Fachgruppe für die Belange für Menschen mit Behinderungen des Kreises Unna geben Informationen über ihre Verteiler weiter. Die Bürger- und Kultur-Stiftung Rohrmeisterei bietet günstige Konditionen bei der Nutzung ihrer Räumlichkeiten.
Die Veranstaltungstechnik wird von hauptamtlichem Personal aufgebaut und bedient. Auch den Sanitätsdienst leisten Hauptamtliche.
Finanzierung und Ausstattung
Finanziert wird das Festival durch den Eintritt und vor allem durch die Unterstützung der Sparkassen und anderer lokaler Unternehmen als Sponsoren; unregelmäßig durch Stiftungen (u.a. Aktion Mensch).
Projektablauf und zeitliche Rahmung
Die Aufnahme der Arbeit der Projektgruppe für die Planung des ersten Festivals startete im Jahre 2009. Bis heute wurde das Festival in den Jahren 2010, 2011, 2012 und 2014 durchgeführt und soll auch in den nächsten Jahren weiter organisiert werden. Aufgrund der Vorbildwirkung von „InSound“ haben im Jahr 2013 die Behindertenbeauftragten des Bundes und des Landes NRW das Finale ihrer NRW-Inklusionstour in Schwerte veranstaltet. Als Meilenstein kann auch die Aufnahme des Festivals auf die Inklusionslandkarte des Behindertenbeauftragten gesehen werden. Der Bundespräsident hat ebenfalls den Vorbildcharakter der Insound-Musikfestivals gewürdigt, indem er stellvertretend ein „dabei“-Mitglied zum Bürgerfest für ehrenamtlich Engagierte am 5. September 2014 nach Berlin einlud.
Inklusive Ausrichtung des Projektes und Gemeinwesenbezug
Das Festival schafft einen Begegnungsraum für Menschen mit und ohne Behinderung. Das gemeinsame Erleben von Musik kann dabei unmittelbar zum Abbau von einstellungsbedingten Barrieren beitragen. Künstler/innen mit Behinderung sensibilisieren dabei zudem für Vielfalt im kulturellen Bereich.
Das Festival ist sowohl hinsichtlich der Organisation als auch in der Durchführung partizipativ und inklusiv ausgerichtet, jeder der möchte, kann sich im Rahmen der Projektgruppe beteiligen. In allen Schritten sind Menschen mit Behinderung einbezogen.
Das Projekt weist einen Gemeinwesenbezug auf, indem Netzwerke auf lokale Ebene geknüpft werden. So ist der Organisator beispielsweise unmittelbar an das Stadtmarketing angegliedert. Die Räumlichkeiten, in denen das Konzert stattfindet, sind die der Kultur- und Bürgerstiftung „Rohrmeisterei“ in Schwerte, die ebenfalls für viele andere öffentliche Veranstaltungen genutzt werden. Durch die Spende von Eintrittskarten an Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und die Bereitstellung eines Bus-Shuttles wird die Teilnahme von Menschen mit Behinderungen in der Region an der Veranstaltung aktiv gefördert. Dies trägt ebenfalls zur Öffnung der Einrichtungen bei.
Nachhaltigkeit
Die Veranstaltung ist für viele Menschen und Institutionen zu einem festen Termin im Kalender geworden und man fragt frühzeitig das konkrete Datum an. Bei allen beteiligten Personen besteht daher der feste Wille, das Festival weiterzuführen. Problematisch ist allerdings, dass die Planung in jedem Jahr erneut sehr aufwendig ist. Auch müssen immer wieder Sponsoren neu gefunden bzw. überzeugt werden. Trotzdem ist es nicht nur das Ziel, das Festival weiter zu veranstalten, sondern die Veranstalter würden sich auch über Initiativen freuen, die Idee in andere Städte zu tragen.
Gesamteinschätzung
Das Projekt leistet einen Beitrag zur Öffnung kultureller Angebote für Menschen mit Behinderung. Zum einen durch den gezielten Abbau von Barrieren (vgl. Artikel 9 der UN-Behindertenrechtskonvention) und eine offene und inklusive Gestaltung des kulturellen Angebotes (vgl. Artikel 30 UN-Behindertenrechtskonvention) zum anderen aber auch dadurch, dass die Teilnahme eines möglichst vielfältigen Publikums gezielt gefördert wird. Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung tragen langfristig zur Bewusstseinsbildung bei (Artikel 8 UN-Behindertenrechtskonvention). Durch die Einbindung lokaler Akteure im Gemeinwesen werden diese für die Idee der Inklusion sensibilisiert.
Dies setzt allerdings ein hohes bürgerschaftliches Engagement und finanzielle Unterstützung im Gemeinwesen voraus, ohne die die Durchführung der Veranstaltung nicht möglich wäre.
Einschätzung der Projektverantwortlichen
Die Besucher mit Handicap fühlen sich willkommen. Bei Besuchern ohne Handicap werden Berührungsängste abgebaut. Alle Besucher lernen: Inklusion macht Spaß. Es ist ein „buntes“ Festival, es ist für alle.
Die explizite Bezeichnung und Bewerbung als „inklusiv“/“integrativ“ ist hilfreich bei der Kommunikation mit Sponsoren, Medien und Institutionen. Es besteht aber auch die Gefahr, dass potenzielle Besucher es missverstehen als exklusive Veranstaltung für Menschen mit Behinderung.
Sehr wichtig ist die lokale Popularität der Hauptband.
allgemeine Informationen und Materialien
de-de.facebook.com/insound.schwerte
www.schwerte-dabei.de/dabei/index.htm
Integratives Musikfestival. Musik verbindet – gemeinsam feiern. Artikel WAZ vom 13.10.2010. Online verfügbar unter: www.derwesten.de/staedte/schwerte/musik-verbindet-gemeinsam-feiern-id3828475.html, zuletzt geprüft am 17.02.2015.
InSound. Integratives Musikfestival startet am 28. Oktober. Artikel Ruhrnachrichten vom 13.10.2010. Online verfügbar unter: www.ruhrnachrichten.de/staedte/schwerte/Integratives-Musikfestival-startet-am-28-Oktober;art937,1062323, zuletzt geprüft am 17.02.2015.
Festival feiert gelungene Premiere. Artikel Ruhr Nachrichten vom 29.10.2010. Online verfügbar unter: www.ruhrnachrichten.de/staedte/schwerte/Festival-feiert-gelungene-Premiere;art937,1078738, zuletzt geprüft am 17.02.2015.
InSound. Zweites integratives Musikfestival steht an. Artikel Ruhrnachrichten vom 18.10.2011. Online verfügbar unter: www.ruhrnachrichten.de/staedte/schwerte/Zweites-integratives-Musikfestival-steht-an;art937,1441110, zuletzt geprüft am 17.02.2015.
Gute Stimmung war kein Handicap. Artikel WAZ vom 20.11.2011. Online verfügbar unter: www.derwesten.de/staedte/schwerte/gute-stimmung-war-kein-handicap-id6090029.html, zuletzt geprüft am 17.02.2015.
Ansprechpartner/in
Thorsten Eisenmenger
Appelhof 48
58239 Schwerte
Tel.: 02304-15448
E-Mail: eisenmenger@email.de


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