Inklusives Theaterensemble „Götterspeise“

Kurzdarstellung der Aktivität

1996 initiierte der Verein „Forum für Kreativität und Kommunikation“ e.V. (www.forum-info.de) in Kooperation mit „Sport und Kultur Eckardtsheim (SPuK)“ (http://www.spuk-bethel.de/), einer Abteilung von Bethel.regional, im Bielefelder Stadtteil Sennestadt (Eckardtsheim) das inklusive Theaterensemble „Götterspeise“.

Vorangegangen waren provozierende Aktionen in deutschen Großpsychiatrien in den 1980er Jahren, die auf die anhaltende Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung oder mit psychischen Erkrankungen aufmerksam machen sollten. Auch in der bodelschwinghschen Wohneinrichtung in Eckardtsheim wurde der Wunsch laut auf diesen Umstand aufmerksam zu machen. 1986 näherte man sich dem Thema auf künstlerischem Weg und organisierte eine gemeinsame Aufführung mit dem italienischen Ensemble „teatro Nucleo“. Menschen mit und ohne Behinderung standen gemeinsam auf der Bühne und stellten herkömmliche Denkweisen über Menschen mit Behinderung auf den Kopf.

Durch das rege Interesse der Bewohner/innen und auch der Mitarbeiter/innen in den von Bodelschwinghschen Stiftungen etablierten sich inklusive Theaterprojektwochen. Im Sinne der Inklusion standen beide Personengruppen gemeinsam und auf Augenhöhe auf der Bühne. Im Jahr 1989 entstand der theaterpädagogische Verein und das freie Theater „Forum für Kreativität und Kommunikation“ e.V. (www.forum-info.de), welcher heute die federführende Verantwortung für das inklusive Ensemble „Götterspeise“ trägt.

„Götterspeise“ wurde 1996 bewusst als Tournee-Theater konzipiert. Die drei Regisseure/innen Christel Brüning, Diemut Döninghaus und Martin Neumann leiten das Ensemble als Team bis heute und inszenieren sämtliche Produktionen gemeinsam. Die Idee von Inklusion sollte auch außerhalb von Einrichtungen der professionellen Behindertenhilfe und Psychiatrien Gehör finden und umgesetzt werden. Mittlerweile tourt das Ensemble „Götterspeise“ mit seinen Produktionen europaweit. Jedes Stück wird für eineinhalb Jahre aufgeführt, pro Jahr ergeben sich zwischen 10 und 12 Aufführungen.

Vor jeder neuen Produktion finden offene Castings statt; alle Interessierten jeden Alters mit und ohne Behinderung können Teil des Ensembles werden. Die Vielfalt der Darsteller/innen und deren vielfältigen Erfahrungen finden sich auch in den aufgeführten Stücken wieder. Entweder wird gemeinsam mit dem Ensemble ein neues Stück geschrieben oder es wird sich an ein bereits existierendes Stück angelehnt; in jedem Fall finden jedoch eigene Texte, Gedanken und Gefühle der Darsteller/innen ihren Platz in den aufgeführten Stücken.

Das aktuelle Stück „Alice-verrückte Welten“ thematisiert die Frage der sog. Normalität und Phantasie. Die kommende Produktion „Fragen-Bewegen“, die 2016 Premiere feiern wird, setzt eng an den gesellschaftlichen Fragen der behinderten Schauspieler an und thematisiert Inklusion kritisch.

„Götterspeise“ ermöglicht Menschen mit Behinderung im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention die gleichberechtigte Teilhabe am kulturellen Leben (Artikel 30 UN-BRK). Des Weiteren tragen die Darbietungen zur Bewusstseinsbildung und zur Sensibilisierung (Artikel 8 UN-BRK) der Zuschauer/innen für Menschen mit Behinderung und zur kritischen Auseinandersetzung herkömmlicher (z.T. defizitäter) Sichtweisen bei. Durch das Einbringen eigener Texte wird den Darsteller/innen mit Behinderung darüber hinaus auch die freie Meinungsäußerung (Artikel 21 UN-BRK) im öffentlichen Raum ermöglicht. Des Weiteren wird Bildung (Artikel 24 UN-BRK) durch das Ausleben und Entfalten der eigenen Kreativität und Persönlichkeit ermöglicht. Die Nutzung von und Suche nach barrierefreien Probe- und Aufführungsorten berücksichtigt zudem die Zugänglichkeit (Artikel 9 UN-BRK).

Lebensbereich

  • Bildung
  • Freizeit
  • Kultur

Gebietskörperschaft

Kreisfreie Stadt (33602 Bielefeld)

Einwohnerzahl

ca. 328.300

Zuordnung zu Dimensionen

  • Partizipation und Selbstvertretung von Menschen mit Behinderung
  • Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für die Idee der Inklusion
  • inklusive Gestaltung von Bildungseinrichtungen und anderen Diensten des öffentlichen Lebens (Mainstreaming)

Ausschlaggebender Impuls

Die Anfänge des Theaterensembles „Götterspeise“ reichen bis in die Mitte der 1980er Jahre zurück. Kreative und provozierende Aktionen in deutschen Großpsychiatrien sollten auf die andauernde Ausgrenzung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und Menschen mit Behinderung aufmerksam machen. Solche Aktionen gelangten jedoch nicht bis nach Bielefeld bzw. Eckardtsheim. Ein Umstand der Martin Neumann (Regisseur und einer der drei Mitbegründer des Ensembles „Götterspeise“) dazu bewegte, der Thematik schauspielerisch zu begegnen. Gemeinsam mit zwei Schauspielern und Ulrich Hentschel (damaliger pädagogischer Leiter der Wohneinrichtung der Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Eckardtsheim) wurde 1986 ein Pilotprojekt organisiert. Gemeinsam mit dem italienischen Ensemble „teatro Nucleo“ standen die Bewohner/innen der Eckardtsheimer Einrichtung auf der Bühne – weitere 17 Theaterprojekte in Form von Projektwochen folgten. Neben den Bewohner/innen standen von Beginn an auch Mitarbeiter/innen mit auf der Bühne. Gemeinsam wurde unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Fähigkeiten nach neuen Formen der Kommunikation auf der Bühne gesucht.

1989 gründeten Diemut Döninghaus, Norbert Diekhake, Carmen Stehlig (die das Forum 2001verließ) und Martin Neumann das „Forum für Kreativität und Kommunikation“ e.V. (www.forum-info.de) in Bielefeld als freies Theater und theaterpädagogisches mobiles Zentrum. Die Detmolder Theaterpädagogin Christel Brüning vervollständigt seit 2001 das Regieteam von „Götterspeise“.

Die verwirklichten Projektwochen in Kooperation mit Bethel.regional bzw. deren Abteilung „Sport und Kultur Eckardtsheim (SPuK)“ (http://www.spuk-bethel.de/) führten 1996 zu der Idee eines inklusiven Tourneetheaters, das auch außerhalb von Einrichtungen der professionellen Behindertenhilfe oder Psychiatrien Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollte. Das inklusive Ensemble „Götterspeise“ entstand.

Mittlerweile tourt „Götterspeise“ europaweit und macht nach wie vor auf die Situation von und Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung aufmerksam.

Ziele des Projekts

„Götterspeise“ soll Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit geben, gemeinsam Theater zu spielen und ihre Freizeit gemeinsam zu verbringen. Darüber hinaus werden die aufgeführten Stücke und die darin enthaltenen Themen gemeinsam entwickelt. Auf diese Weise wird den Schauspieler/inne/n die Möglichkeit gegeben gesellschaftskritisch, humoristisch und künstlerisch ihre Gedanken kund zu tun. Das Schauspiel wird zum Ausdruck und Sprachrohr der eigenen Gefühle und bricht damit alte Denkmuster der herkömmlichen Logik und Vorurteile der Zuschauer/innen auf.

Einerseits bietet „Götterspeise“ somit die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung an Kultur und Freizeit (Artikel 30 UN-BRK), da jede/r Interessierte Ensemblemitglied bei „Götterspeise“ werden kann. Ganz im Sinne dieses Artikels setzt sich „Götterspeise“ das Ziel Menschen mit Behinderung die Möglichkeit zu geben ihr „kreatives, künstlerisches und intellektuelles Potenzial zu entfalten um als eine Bereicherung für die Gesellschaft einzusetzen.

Darüber hinaus bekommen Menschen mit Behinderung als Ensemblemitglied von „Götterspeise“ zusätzlich zur künstlerischen Darbietung auch ihre eigenen inneren Gedankengänge und Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Dies ermöglicht Menschen mit Behinderung die freie Meinungsäußerung in der Öffentlichkeit vor großem Publikum (Artikel 21 UN-BRK).

Mit „Götterspeise“ wird auch ein wichtiges Ziel der Bildung (Artikel 24 UN-BRK) verwirklicht, nämlich dass „Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten voll zur Entfaltung bringen zu lassen“.

Damit trägt „Götterspeise“ zur Bewusstseinsbildung (Artikel 8 UN-BRK) bei, indem es einen neuen Blick auf Menschen mit Behinderung und „Anderssein“ lenkt und Stereotype und Menschen für die Idee von Inklusion sensibilisiert hinterfragt.

Rechtlicher Rahmen

Gemäß § 55 Absatz 2 Nummer 9 SGB IX sollen geeignete Maßnahmen gefunden werden, welche die Begegnung und den Umgang zwischen Menschen mit und ohne Behinderung fördern und diesen eine gemeinsame Teilhabe am kulturellen Leben garantieren. Ein Theaterprojekt wie „Götterspeise“ dient einer solchen gemeinsamen (aktiven) kulturellen Teilhabe.

Das Projekt „Götterspeise“ folgt darüber hinaus im Wesentlichen, den Grundsätzen des „Forum für Kreativität und Kommunikation“ e.V.: Den Menschen sollen auf Grundlage der zur Verfügung stehenden Mitteln die Möglichkeit eröffnet werden sich authentisch zu äußern.

Der Kooperationspartner Bethel fordert in seinen Grundsätzen zudem eine sinnvolle Beschäftigung orientiert an den Fähigkeiten und Neigungen für die Bewohner/innen. Dazu trägt „Götterspeise“ ebenso bei.

Maßnahmen

Für neue Stücke des inklusiven Theaterensembles „Götterspeise“ finden Castings statt, an welchen alle Interessierten teilnehmen können. Wenn die Besetzung festgelegt ist, wird jedoch nicht einfach mit den Proben begonnen; denn „Götterspeise“ lehnt sich entweder an schon existierende Stücke an oder schreibt seine ganz eigenen. Ein fester Bestandteil bleibt in jedem Fall, sich als Schauspieler/in wie auch Regisseur/in gemeinsam mit den Stücken auseinander zu setzen und eigene Assoziationen und Texte in das endgültige Stück einfließen zu lassen. „Götterspeise“ bietet also nicht nur Raum für Kreativität, sondern auch für den Ausdruck von Wünschen, Träumen und inneren Gefühlen. Die Produktionen berücksichtigen des Weiteren immer die Förderung der Potentiale aller Darsteller/innen.

Geprobt werden die Stücke über ein halbes Jahr in monatlichen Blöcken von drei bis fünf Tagen. Gespielt werden die Stücke dann über eineinhalb Jahre; vor jeder Aufführung findet wieder ein zweitägiger Probenblock statt. Pro Jahr ergeben sich so etwa 10 bis 12 auswärtige Aufführungen, in welchem nicht nur das Theaterspiel die Kreativität aller Beteiligten fordert. „Götterspeise“ spielt auch mit anderen Formen der Darstellung wie Tanz, Schattenspiel oder eingespielten, selbstproduzierten Videoclips; auch Kostüme und Bühnenbild werden selbst angefertigt.

In Rücksichtnahme auf alle Schauspieler/innen betont man jedoch auch, dass nicht immer für die Durchführung der tatsächlichen Aufführungen garantiert werden kann. Daran, dass eine Aufführung jemals etwa wegen gesundheitlichen Problemen der Darsteller/innen abgesagt werden musste, könne er sich jedoch nicht erinnern, so Norbert Diekhake.

Ähnlich wie die Ziele entsprechen auch die Maßnahmen der UN-BRK. Einerseits bietet „Götterspeise“ die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung an Kultur und Freizeit (Artikel 30 UN-BRK). Für die mitspielenden Menschen mit Behinderung wird damit ein Bildungsprozess (Artikel 24 UN-BRK) angeregt. Andererseits trägt es mit seinen Darbietungen zur Bewusstseinsbildung (Artikel 8 UN-BRK) bei indem es einen neuen Blick auf Menschen mit Behinderung und „Anderssein“ lenkt und Stereotype hinterfragt und ermöglicht freie Meinungsäußerung (Artikel 21 UN-BRK).

Beteiligte und Netzwerke

Hauptverantwortlich für das Ensemble „Götterspeise“, deren Tourneen und die künstlerische Gestaltung ist der Verein „Forum für Kreativität und Kommunikation“ e.V. (www.forum-info.de), welcher eng mit „Sport und Kultur Eckardtsheim“ (http://www.spuk-bethel.de/) kooperiert. „SPuK“ bietet Freizeitangebote speziell für Menschen mit Behinderung und kooperiert auch mit Volkshochschulen vor Ort.

„Götterspeise“ ist ein offen gestaltetes Projekt. Interessierte jeden Alters mit oder ohne Behinderung können sich an den Stücken beteiligen und an den Castings teilnehmen.

Alle Mitarbeiter/innen des Projektes sind freiberufliche Künstler/innen und werden zeitweise durch Praktikanten bei der Umsetzung unterstützt.

Finanzierung und Ausstattung

Vor jeder neuen Produktion steht das „Forum für Kreativität und Kommunikation“ e.V. (www.forum-info.de) vor der Aufgabe die Finanzierung zu organisieren. Zwar beteiligen sich die Bodelschwinghschen Stiftungen zu etwa 30% an den Kosten der Produktionen und auch das Ministerium für Familie, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW trägt zur Finanzierung bei; einige Produktionen wurden auch durch die Aktion Mensch finanziert. Jedoch bleibt vor jeder neuen Produktion unklar ob und wie diese vollständig zu finanzieren ist.

Die langjährige Kooperation zwischen „Forum für Kreativität und Kommunikation“ e.V. und „SPuK“ spiegelt auch der Probenort wieder. Dazu wird der Thekoa-Saal der Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld Eckardtsheim benutzt.

Projektablauf und zeitliche Rahmung

Das Theaterensemble „Götterspeise“ begann 1996 erstmals als solches zu proben. Schon seit den späten 1980er Jahren hatten regelmäßig Theaterprojektwochen stattgefunden – „Götterspeise“ stellt die Etablierung eines dauerhaften Projektes dar.

Die Proberäume des Theaterensembles „Götterspeise“ sind barrierefrei gestaltet; auf die Aufführungsorte hingegen kann wenig Einfluss genommen werden. Vor jeder Tournee muss also geklärt werden, wie barrierefrei die Aufführungsorte gestaltet sind (ob beispielsweise Rampen zur Bühne oder ausreichend Helfer/innen vor Ort vorhanden sind).

Inklusive Ausrichtung des Projektes und Gemeinwesenbezug

Im Projekt „Götterspeise“ spielen Menschen mit und ohne Behinderung unterschiedlichen Alters gemeinsam Theater und entwickeln gemeinsam Stücke und deren Umsetzung. Vor jedem Stück findet ein Casting für alle Interessierten statt – jede/r die/der möchte kann Teil des „Götterspeise“-Ensembles werden. Fester Probenort ist Bielefeld; ihre Stücke bringt die Gruppe jedoch mittlerweile europaweit auf die Bühne. Wichtiger Gedanke dahinter ist es die Idee von Inklusion in das Gemeinwesen zu tragen, daher werden Aufführungsorte außerhalb der professionellen Behindertenhilfe gerne gewählt um möglichst viele Menschen mit dieser Idee zu erreichen.

Theater gehört schon seit der Antike zu einem künstlerischen und gesellschaftskritischem Instrument. Auch zu einem inklusiven Gemeinwesen können das Theaterspiel und seine Inhalte einen Beitrag leisten wie „Götterspeise“ zeigt.

In einem ersten Schritt eröffnet „Götterspeise“ den beteiligten Darstellern mit Behinderung überhaupt das Theaterspielen mit Menschen ohne Behinderung und auf Augenhöhe mit diesen in einem professionellen Rahmen.

In einem zweiten Schritt sensibilisieren die Inhalte der Stücke die Zuschauer für Menschen mit Behinderung, deren Bedürfnisse, Gedanken und Gefühle – aber auch für deren Fähigkeiten. Besonders für Menschen mit Behinderung ist hier die Möglichkeit eröffnet, zu zeigen, was sie leisten können und andererseits durch eigene kreative Textbeiträge und Ideen die Denkweise der Zuschauer nachhaltig zu verändern.

Nachhaltigkeit

Zum jetzigen Zeitpunkt hat schon eine Verstetigung stattgefunden. Was mit Theaterprojektwochen in der Wohneinrichtung von Bethel begann, ist mittlerweile zur festen Kooperation zwischen dem theaterpädagogischen Verein „Forum für Kreativität und Kommunikation“ e.V. (www.forum-info.de) und der Abteilung „SPuK“ (http://www.spuk-bethel.de/) von Bethel.regional der Bodelschwinghschen Stiftungen geworden.

Darüber hinaus befassen sich die aufgeführten Stücke inhaltlich immer wieder mit der Sichtweise von und auf Menschen mit Behinderung und sollen damit den Zuschauer/innen dazu anregen, ein neues Bild von Menschen mit Behinderung zu entwerfen.

Gesamteinschätzung

„Götterspeise“ leistet einen Beitrag zur Teilhabe am kulturellen Leben von Menschen mit Behinderung (Artikel 30 UN-BRK). Dabei lässt man sich innerhalb des Projektes „Götterspeise“ aber auch auf die Lebenswelt der beteiligten Menschen mit Behinderung ein, eröffnet diesen die Möglichkeit sich frei (durch selbstgeschriebene Texte) zu äußern (Artikel 21 UN-BRK) und auf der Bühne die eigene Selbstwirksamkeit zu erfahren.

Die Stücke thematisieren herkömmliche Denkmuster und stellen sich diesen kritisch und mit Humor entgegen. Dadurch tragen sie zur Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung (Artikel 8 UN-BRK) des Publikums bei. Das ‚Anders-sein‘ kann als Vielfalt und Stärke thematisiert werden.

Das Aufbrechen herkömmlicher Denkweisen und das offene Darstellen der Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung können das Gemeinwesen im Umgang mit einander verändern. Tabubrüche können inszeniert werden, aber auch gesellschaftliche Diskurse können angeregt werden. Des Weiteren eröffnet das Projekt Menschen mit Behinderung die Möglichkeit in professionellem Rahmen auf der Bühne zu stehen.

Prinzipiell ist ein solches Theaterprojekt auch in anderen Regionen umsetzbar. Bei einer Umsetzung als Tournee-Theater sind allerdings eine mögliche höhere Finanzierung und auch die zeitintensiveren Probenphase zu berücksichtigen. Notwendig sind darüber hinaus Darsteller/innen, die beruflich die Möglichkeit haben, sich für die Proben und Auftritte frei zu nehmen.

In etwas abgespickter Form (beispielsweise als zunächst einmalige Aufführung eines Stückes in Kooperation zwischen Einrichtungen der Behindertenhilfe und regionalen Laien- oder Amateurtheatervereinen oder professionellen Theatern) mit Aufführungen an öffentlichen Orten sollte es jedoch möglich sein die Idee des Projektes auch in anderen Regionen umzusetzen.

Die Idee erscheint gerade außerhalb von Einrichtungen der professionellen Behindertenhilfe aufzutreten und damit auch Menschen zu sensibilisieren, die sich mit diesem Thema noch nicht auseinandergesetzt haben. Letztlich entspricht die Idee einem vielversprechenden Schritt zum inklusiven Gemeinwesen.

Einschätzung der Projektverantwortlichen

Norbert Diekhake vom „Forum für Kreativität und Kommunikation“ e.V. betont als Besonderheit des Projektes, dass jedes Ensemblemitglied eine wichtige Rolle für die Gruppe spiele. Das gegenseitige unterstützen, Verantwortung tragen für andere und das Einbringen eigener Erfahrungen in jedem Stück mache „Götterspeise“ aus.

Durch die Aufführungen werde die Öffentlichkeit dann auf die Erfahrungen aufmerksam gemacht, dennoch stehe das Theaterstück und nicht die Behinderung im Mittelpunkt.

Besonders gut funktioniert habe bei dem Projekt „Götterspeise“ das Lernen voneinander. Ob Jung oder Alt, mit oder ohne Behinderung, Psychiatrieerfahrung oder nicht – bei den Proben, wie auch bei den Tourneen wachsen alle Akteure über sich hinaus und machen so die wichtige Erfahrungen der eigenen Selbstwirksamkeit, so Diekhake.

Immer wieder habe sich die Gruppe als solche neu gefunden und das in einem professionellen Bühnenrahmen, außerhalb der Einrichtungen mitten in der Öffentlichkeit. Die Ergebnisse der harten Arbeit, so Diekhake, haben regen Anklang bei Publikum und Presse gefunden.

Problematisch bei der Umsetzung sei jedoch immer wieder die mangelnde Barrierefreiheit an den Aufführungsorten. Häufig müsse man nachhaken wie der Zugang zu der Bühne möglich ist; ob Rampen oder Helfer/innen vorhanden sind. Des Weiteren wünsche man sich durch die einladende Einrichtung eine verbesserte Werbung für die Stücke.

Durch die hohe Kapazität der Kooperationspartner dauere es zudem häufig lange, bis Anträge bewilligt werden können. Dies ziehe sich oft bis kurz vor die Premiere hin.

Hemmend sei für das Projekt zudem, dass zu Beginn jeder neuen Produktion nicht klar festgestellt werden kann, welche finanziellen

Ressourcen zur Verfügung stehen und ob überhaupt eine Finanzierung möglich ist.

Norbert Diekhake betont, dass ohne großes Engagement und persönlichen Einsatz ein solches Projekt nicht möglich sei. Gerade Theater sei ein geeignetes Medium – ein Sprachrohr – und kann Inhalte vermitteln, die berühren aber auch aufrühren können.

allgemeine Informationen und Materialien

Internetseiten des „Forum für Kreativität und Kommunikation e.V.:

www.forum-info.de

www.tpz-bielefeld.de

Internetseiten der Abteilung „Sport und Kultur Eckardtsheim (SPuK)“ der Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel:

www.spuk-bethel.de

Beschreibung des Projektes:

https://www.inklusionslandkarte.de/IKL/Projekt_Vollansicht/vollansicht_node.html?cms_idNewInclusion=279

Artikel über „Götterspeise“:

Grotemeyer, Grid (2015): „Verrückt sind sie alle, sonst wären sie nicht hier!“. In: Klarer Kurs. Magazin für berufliche Teilhabe. Ausgabe 02/2015. Kassel: 53° NORD Agentur und Verlag. S. 38-41

Bestellbar unter: http://www.53grad-nord.com/inhalt_2_20150.html  

Ansprechpartner/in

„Forum für Kreativität und Kommunikation“ e.V.

Norbert Diekhake

Markgrafenstraße 3

33602 Bielefeld

Tel: 0521 - 176980

Email: forum-@t-online.de oder forum-bielefeld@t-online.de

Bildrechte

Die zur Illustration verwendeten Bilder wurden uns von den jeweiligen Projektverantwortlichen zur Verfügung gestellt. Dem Projektpartner bleiben alle Urheberrechte vorbehalten.