Inhouse Inklusionsschulung OKJA

Barriere? Frei! Wie lässt sich Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit umsetzen? Die LAG Katho. Offene Kinder- und Jugendarbeit NRW setzt gemeinsam mit Einrichtungen der OKJA Impulse auf dem Weg zur Inklusion in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in NRW.

Inklusion in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit fördern

Seit jeher ist das Miteinander unterschiedlicher Kinder und Jugendlicher das alltägliche Geschäft der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Aufgrund dessen sieht die Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Offene Kinder- und Jugendarbeit NRW (LAG Kath. OKJA NRW) in der OKJA großes Potential, Inklusion zu gestalten und zu leben. Daher handelt es sich bei dem Projekt Inhouse Inklusionsschulung OKJA um ein Schulungsangebot, das direkt in den Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit durchgeführt wird und zur konkreten Auseinandersetzung mit dem Thema Inklusion vor Ort einlädt. Das Angebot entstand im Jahr 2014 und wird seitdem fortlaufend durchgeführt. Die LAG Kath. OKJA NRW zielt mit den Inhouse Inklusionsschulungen darauf ab, Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit darin zu unterstützen, ein Selbstverständnis zu entwickeln, das den Inklusionsgedanken aufgreift und durch inklusive Angebote, vielfältige Kommunikationsformen und Netzwerkarbeit sichtbar macht. Der Blick wird auf die Einrichtung und ihre individuellen Potentiale gelenkt: „Was bedeutet Inklusion für unsere Einrichtung? Welche Angebote schaffen wir? Wo sind unsere Grenzen?“.

Das Workshop-Angebot 

Das Inhouse-Schulungsangebot richtet sich in erster Linie an Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und wird vor Ort durchgeführt. Die Schulungen werden in Form von Workshops angeboten, die in der Regel einen Workshop-Tag oder -Halbtag umfassen. Das komplette Team einer Einrichtung nimmt an der Inhouse-Schulung teil, was auch Honorarkräfte, Praktikant/inn/en und Ehrenamtler/innen mit einschließt. Die Schulungen richten sich individuell nach den Wünschen, Vorkenntnissen und Bedürfnissen der Einrichtungen, ihrer Mitarbeiter/innen und Träger/innen. Auch die Dauer der Fortbildung und die Inhalte können mitbestimmt werden. „Wichtig ist uns, dass sich die Arbeit im Laufe der Schulung immer mehr auf konkrete Angebote, konkrete Barrieren und Themen der Einrichtung konzentriert und das Team beginnt, praktisch zu arbeiten - und diese begonnene Arbeit auch möglichst nach der Schulung fortführt. Also die Ergebnisse in die Praxis umsetzt und so mit jedem Schritt der Weg der Inklusion ein Stück weitergegangen wird.“ berichtet die Projektkoordinatorin Andrea Heinz. Unter anderem haben Einrichtungen im Rahmen der Schulung oder im Rahmen ihrer eigenen fortführenden Arbeit verschiedenste Angebote – große, wie kleine – auf den Prüfstand gestellt, angepasst und ausprobiert: Flyer wurden überprüft, die Sprache vereinfacht, wiederkehrende Symbole eingeführt, Getränke-, Speise- und Kioskkarten wurden umgestaltet, WC-Anlagen auf den Prüfstand gestellt und die barrierefreie Gestaltung beantragt. Darüber hinaus wurden Ausflüge geplant, Billardturniere inklusiv gestaltet, Filmprojekte unter die Lupe genommen, das alltägliche Miteinander, die Ansprache der Jugendlichen überprüft, u.v.m.. Stoßen die Beteiligten im Prozess auf Grenzen, die aus verschiedenen Gründen nicht überwunden werden konnten, überlegt und berät man gemeinsam: Wie kann mit diesen Grenzen umgegangen werden, welche Alternativen gibt es und wie kann Teilhabe trotz unüberwindbarer Barrieren gelingen?  

Die Schulung setzt da an, wo die Einrichtung steht und der Blick wird ganzheitlich auf die Einrichtung gelenkt. Neben dem Status quo in punkto Inklusion der Einrichtung werden auch Probleme, Bedenken der Mitarbeiter/innen sowie bereits erzielte Erfolge thematisiert. 

Die Referent/inn/en der LAG Kath. OKJA NRW planen die Schulungen und führen diese durch. Mit der Schulung steigen die Einrichtungen in einen Prozess ein, den sie selbständig - oder auch unter Begleitung der Referent/inn/en - weiterführen. Auf Wunsch kann daher im Anschluss an den Workshop eine weitere Begleitung erfolgen bzw. ein Vertiefungsworkshop durchgeführt werden. Es stehen ein bis zwei Referent/inn/en für die Workshopdurchführung zur Verfügung, außerdem Methodenmaterial, Ideenfundus und Lektüren. Neben allgemeinen Informationen in Form einer kurzen Präsentation werden auch verschiedene Methoden der Gruppenarbeit angewandt. Ein "Inklusions-Check" ist ein Teil des Angebots und dient der Bestandsaufnahme, um das, was bereits gut läuft, zu zeigen, aber auch, um Barrieren sichtbar zu machen. Nach der Bestandsaufnahme geht es um die Entwicklung von Lösungsansätzen und Ideen zur konkreten Umsetzung inklusiver Prozesse in der Einrichtung. Gemeinsam mit den Mitarbeiter/inne/n werden ausgehend von den gewonnenen Erkenntnissen Impulse zur Weiterentwicklung gesetzt. Das kann sowohl die Verstetigung bereits umgesetzter Maßnahmen bedeuten, aber auch zur Veränderung von bestehenden Angeboten führen. Die Bedeutung von Inklusion für Offene Kinder- und Jugendarbeit soll den Teilnehmer/inne/n darüber hinaus anhand von theoretischen Impulsen, Filmbeiträgen, Projektbeispielen und einem Fundus an Praxis- und Selbsterfahrungen nahe gebracht werden.

Zielsetzung

Die Offene Kinder- und Jugendarbeit bietet laut den Projektverantwortlichen gute Gelingensbedingungen für das Miteinander vielfältiger Menschen und damit Potentiale zur Umsetzung von Inklusion. Seit jeher sei das Miteinander unterschiedlicher Kinder und Jugendlicher das alltägliche Geschäft der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Dieses alltägliche Handeln im Bereich der OKJA spiegele eine Grundhaltung der Offenheit wieder, die die Bereitschaft über unterschiedliche Bedarfe nachzudenken, mit sich bringe. Daher gebe es eine grundsätzliche Offenheit für die Auseinandersetzung mit den besonderen Bedarfen von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen. Die vorrangige Zielsetzung des Projekts ist daher die Förderung von offenen, inklusiven Angeboten in Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Dazu gehört es nicht, neue, gesonderte Angebote für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen zu schaffen. Zielsetzung ist es für die Projektverantwortlichen vielmehr, Einrichtungen dazu anzuregen, in der täglichen Auseinandersetzung mit dem Thema Inklusion vorhandene Angebote auf Barrieren zu überprüfen und diese abzubauen, um allen Kindern und Jugendlichen die Teilhabe zu ermöglichen.

Entstehungshintergrund

Dieser Anspruch ergibt sich für die Projektverantwortlichen nicht zuletzt auch aus dem gesetzlichen Auftrag, Offene Kinder- und Jugendarbeit inklusiv zu gestalten. Verankert ist dies in der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), den Landesaktionsplänen der Länder und dem SGB VIII, Kinder- Jugendhilfe. Spätestens seit der Gültigkeit dieser Gesetze sollte laut den Projektverantwortlichen Inklusion in den Einrichtungen gelebt werden, jedoch sei dies häufig nicht der Fall. Trotz des klaren Auftrags der Kinder- und Jugendarbeit, Angebote für alle jungen Menschen zu machen, bestehen in der alltäglichen Praxis für die Fachkräfte, Ehrenamtlichen, Eltern und Verantwortlichen Unsicherheiten und Hürden, die inklusives Arbeiten erschweren. Diese Unsicherheiten entstehen unter anderem durch Defizite in der Wahrnehmung der Problemlagen und der Verantwortung der Kinder- und Jugendhilfe gegenüber Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen. Darüber hinaus bestehen weitere Zugangshemmnisse, die sich z. B. in der nicht vorhandenen Barrierefreiheit von Einrichtungen oder auch in der speziellen Kompetenz der Akteur/e/innen im Umgang mit jungen Menschen mit Behinderungen widerspiegeln. Insbesondere nach der Veröffentlichung des Landesaktionspläne mehrten sich bei der LAG Kath. OKJA NRW die Anfragen, was die neue gesetzliche Grundlage für die OKJA bedeutet. Der Bedarf nach Informationen, Handlungsempfehlungen und Instrumenten zu Umsetzungsfragen der Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit war groß. Dies nahm die LAG Kath. OKJA NRW zum Anlass und entwickelte eine Arbeitshilfe (siehe hierzu Allgemeine Informationen und Materialien), die als praxisnahes und handhabbares Instrument sowie als Orientierungshilfe für Einrichtungen und Organisationen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit gedacht ist. Angeregt durch diese Materialien wurde die LAG Kath. OKJA NRW als Fachstelle von Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit immer häufiger angesprochen, ob es Schulungen zum Thema gebe. Die Bedarfe waren sehr unterschiedlich und die Projektverantwortlichen erkannten, es muss eine individuelle Form der Schulung geben und so wurde die Inhouse-Inklusions-Schulung entwickelt.

Weitere Aspekte

In der Entwicklungszeit des Projektes gab es vielfältige Kontakte zu anderen Akteur/inn/en im Land NRW, z.B. zu den Landschaftsverbänden, Einrichtungen der Behindertenhilfe sowie Akteur/inn/en der Kinder- und Jugendhilfe. Im konkreten Angebot gibt es immer wieder Kooperationen mit Behindertenselbsthilfeorganisationen, Elternverbänden o.ä., die in der Nähe der jeweiligen Einrichtung Angebote vorhalten. Die Kontakte zu anderen Einrichtungen und Kooperationspartner/inne/n werden genutzt, die Workshops mit Fachwissen, Gastreferent/innen und weiteren Erfahrungswerten zu ergänzen und das Angebot passgenauer zu getsalten. Nicht zuletzt sollen aber auch weitere Kontakte zu neuen, interessierten Einrichtungen geknüpft werden, die das Schulungsangebot nutzen möchten. 

Das Projekt wird finanziert durch eine Kombination aus der Strukturförderung der LAG Katho. OKJA NRW und den Schulungsbeiträgen. Der rechtliche Rahmen des Projekts wird insbesondere durch folgende Grundlagen bestimmt:

  • UN-BRK

  • Landesaktionsplan von Nordrhein-Westfalen (Kapitel 7)

  • 3. Ausführungsgesetz des SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfe) § 3: Zielgruppen, Berücksichtigung besonderer Lebenslagen

Öffentlichkeitsarbeit findet auf unterschiedlichen Kanälen statt. Das Projekt wird vor allem durch die Homepage und eine Online-Zeitschrift bekannt gemacht, aber auch durch persönliche Kontakte und Mund zu Mund Propaganda.

Wichtige Projekterfahrungen

Besonders förderlich sei es, wenn die Workshops in der Einrichtung stattfinden und alle Mitarbeiter/innen mitmachen. Wichtig sei es auch, vorweg in Gesprächen mit der Einrichtungsleitung den "status quo" zu beleuchten, um ein passgenaues Workshopangebot zu erstellen. Durch das Workshopangebot soll ein Bewusstsein für Inklusion und damit vorhandene Barrieren in der OKJA geschaffen werden. Die Einrichtungen sollen angeregt werden, generell eine inklusive Ausrichtung zu verfolgen. Vorhandene Angebote sollen auf Barrieren überprüft und neue Angebote von vornherein auf die Bedürfnisse heterogener Zielgruppen abgestimmt werden. So sollen nachhaltige Angebote in der OKJA für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen entstehen. Ein passgenaues, auf die jeweilige Einrichtung abgestimmtes Schulungsangebot sei eine gute Methode, um die Einrichtungen darin zu unterstützen. Das, was auf der einen Seite Chance ist, sei andererseits auch Herausforderung. Die Planung am Bedarf der Mitarbeiter/innen ändere sich manchmal, z.B. durch Diskussionen und negative Erfahrungswerte. Hier gelte es für die Durchführung der Schulungen eine große Flexibilität und Methodenvielfalt mitzubringen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen entsprechen zu können. Auch stellen die Projektverantwortlichen fest, dass die Mitarbeiter/innen zwar oft sehr motiviert seien nach den Schulungen, doch halte diese Motivation aus unterschiedlichen Gründen nicht immer dauerhaft an. Hier für werden unterschiedliche Gründe gesehen: andere Themen werden als wichtiger bewertet, es gelingt nicht, Besucher/innen mit Behinderungen in die Einrichtung zu holen oder Besucher/innen mit Behinderungen kommen nicht mehr in die Einrichtung. Ferner konnten Barrieren nicht überwunden werden und Stammbesucher/innen nicht mitgenommen werden auf dem Weg hin zu einer inklusiven Einrichtung. 

Einschätzung des Inklusionskatasters

Aufgrund der angebotenen Workshops und Inklusionsschulungen dient das Projekt zunächst der ‚Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für die Idee der Inklusion’ und deren Umsetzung in die Praxis. Die Schulungen sind darauf ausgerichtet, Inklusionsbarrieren zu erkennen, geeignete Strategien und Konzepte zur Inklusion zu entwickeln und im eigenen Berufsalltag umzusetzen. Somit können Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit inklusionsorientiert ausgerichtet und verbessert werden.

Bei dem Projekt geht es um Bewusstseinsbildung, Sensibilisierung und darum, inklusive Prozesse anzustoßen. Konkret handelt es sich darum, ein Bewusstsein für Inklusion und Inklusionsbarrieren bei Einrichtungen der OKJA zu schaffen und dafür zu sensibilisieren, dass Angebote gleichermaßen für Menschen mit und ohne Behinderungen ausgerichtet werden können. Bestehende Angebote sollen auf Barrieren geprüft und für mehr Zielgruppen geöffnet werden, bei der Schaffung neuer Angebote soll die Inklusivität von vorneherein mitbedacht werden. Das Projekt dient außerdem dazu, dass diejenigen Ansprechpartner/innen finden, die inklusive Angebote schaffen möchten, aber  noch nicht wissen, wie sie dieses am besten umsetzen können. Mit dieser Schulung gelingt es sowohl Einrichtungen, die bereits seit einiger Zeit inklusiv arbeiten, noch einmal den Blick zu schärfen, als auch Einrichtungen an das Thema Inklusion heranzuführen, in denen Inklusion bisher kein Thema war.

 

Bezug zur UN-BRK und zu gesellschaftlichen Problemlagen

Menschen mit Behinderungen können meist immer noch  nicht gleichberechtigt an allgemeinen Angeboten der Offenen Kinder- Jugendhilfe teilhaben, sondern sind auf die Nutzung von exklusiven Angeboten für  Menschen mit Behinderungen angewiesen. Die Umsetzung von Inklusion steht in der Kinder- und Jugendförderung noch am Anfang, obwohl es hier bereits rechtliche Grundlagen gibt, die dazu auffordern, jungen Menschen mit Behinderungen Zugang zu Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit zu bieten. Es gibt viele Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, die sich diesem Thema noch nicht angenommen haben oder deren Überlegungen noch in den Kinderschuhen stecken. Genau hier setzt das Projekt an. Gemeinsam werden gleichzeitig Potentiale zur Umsetzung von Inklusion als auch Inklusionsbarrieren in den Einrichtungen vor Ort aufgespürt und ein Bewusstsein dafür geschaffen, Angebote inklusiv auszurichten und Vielfalt zu fördern. Die Schulungen setzen vor Ort in der Einrichtung an und reagieren damit auf den individuellen Bedarf der jeweiligen Einrichtungen bzw. Träger/innen. Sie sollen Gelegenheit dazu bieten, neue Methoden und Inhalte, aber auch einen veränderten Umgang mit der Thematik Inklusion kennen zu lernen. Dabei sollen wesentliche Fachkenntnisse und vor allem praxisorientierte und persönliche Kompetenzen für die inklusive Arbeit in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern der OKJA vermittelt werden. Sie bieten Unterstützung dahingehend, die eigenen Fertigkeiten bezüglich dieses komplexen Themas zu erweitern und zu vertiefen. Gleichzeitig werden Akteur/e/innen darin ermutigt und angeregt, eigene inklusive Konzepte zu entwickeln.

Im Hinblick auf die Inhalte der UN-BRK bezieht sich das Projektbeispiel auf die allgemeinen Staatenverpflichtungen der UN-BRK (Art. 4 (i) Schulung von Fachkräften) und Art. 19, dem Recht auf Leben in der Gemeinschaft und Zugang zum gesellschaftlichen Leben in allen Lebensbereichen. Zugänglichkeit gilt also nicht nur für einen bestimmten Ausschnitt an gestalteten Lebensbereichen, sondern für alle öffentlichen Einrichtungen und bereit gestellten Dienste (Art. 9 UN-BRK). Darüber hinaus nimmt es die besonderen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen in den Blick (Art. 7 UN-BRK) und sensibilisiert Anbieter/innen, Einrichtungen und die Öffentlichkeit für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen. Gleichzeitig zielt das Projekt auf den Abbau von Barrieren (Art. 3, UN-BRK) und Bewusstseinsbildung (Art. 8 UN-BRK) ab.

 

inklusive Ausrichtung und Gemeinwesenbezug

Inklusion wird von den Beteiligten als ein gemeinschaftlicher Prozess und als gesamtgesellschaftlicher Auftrag angesehen. Die Schulungen richten sich an alle lokal tätigen Akteur/e/innen im Bereich der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, die gleichzeitig im Gemeinwesen tätig sind. Es stellt ein wichtiges Ziel dar, eine inklusive Gesellschaft zu verwirklichen und das dazu notwendige Wissen und Fertigkeiten den Akteur/inn/en vor Ort zu vermitteln. Die Schulungsangebote leisten damit insgesamt einen Beitrag zur inklusiven Praxis in der OKJA. Durch den Austausch, die reflexive Auseinandersetzung und die Aufbereitung der Thematik Inklusion in der OKJA können darüber hinaus weitere Umsetzungsprozesse bei den Mitarbeiter/inne/n in ihrer eigenen Berufspraxis angestoßen werden.

 

Weiterentwicklungspotentiale

Zu den Herausforderungen der Inhouse-Schulungen gehört laut den Projektverantwortlichen eine gute Absprache vor der Schulung mit der Einrichtungsleitung. Der Erfolg der Inhouse Schulungen hängt also sehr stark von der Bereitschaft zur Kooperation von den Einrichtungen ab und inwieweit diese gewollt sind, konkrete Informationen preis zu geben. Hier kann es Probleme geben, da die Einrichtungen auch Schwachstellen offerieren müssen. Auch die partizipative Ausrichtung des Projekts birgt Weiterentwicklungspotentiale, da die Inhouse-Schulungen wenig partizipativ ausgerichtet sind. Bislang kann das Angebot ausschließlich von Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie deren Mitarbeiter/inne/n genutzt werden. Hier fehlt die Möglichkeit, dass auch betroffene Kinder und Jugendliche sowie deren Familien teilnehmen und ihre Bedarfe vertreten können. Zwar dient das Projekt den Möglichkeiten, Angebote der OKJA für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen zu öffnen und inklusiv auszurichten, jedoch werden die eigentlichen Nutzer/innen dieser Angebote und ihre jeweiligen Bedarfe nicht miteinbezogen. So fehlt eine wichtige Perspektive im Gefüge der OKJA, die für das Aufspüren von Barrieren und die Entwicklung von inklusiven Konzepten eine tragende Rolle spielen. Diese finden im Rahmen der Schulungen wenig Berücksichtigung oder wenn, dann nur aus Sicht der Mitarbeiter/innen. Sinnvoll wäre es zudem, Menschen mit Behinderungen als Expert/inn/en in eigener Sache als Referent/inn/en einzusetzen.

Eine weitere Problematik findet sich bezogen auf die Nachhaltigkeit des Projekts. Die Projektverantwortlichen stellen fest, dass die Motivation der Mitarbeiter/innen aus unterschiedlichen Gründen nicht immer dauerhaft anhält und Besucher/innen mit Behinderungen die Einrichtungen teilweise nicht (oder nicht mehr) nutzen. Hier könnten noch weitere passende Anregungen, Instrumentarien und Präventivmaßnahmen entwickelt werden, um diesen speziellen Umsetzungsproblematiken - insbesondere im Hinblick auf Reaktionen der Besucher/innen - gezielter entgegen wirken zu können.

 

Das Besondere an den Inhouse-Inklusionsschulungen

Das Projekt dient der Unterstützung von Einrichtungen in Fragen der Inklusion und der Weiterbildung von Fachkräften vor Ort. Insbesondere wenn es um die Fragen geht, wie die UN-BRK, ihre Inhalte und Forderungen auf lokaler Ebene umgesetzt werden können. Hier kann sich theoretisches Fachwissen mit der Praxis vereinen. Neben der Vermittlung von Know-how, der Reflexion und dem Umgang mit Inklusion können somit Brücken zwischen Wissen und Handeln gebaut und gemeinsame Strategien entwickelt werden. 

 

Es handelt sich um ein Praxisbeispiel, das auf Dauer angelegt ist und auf nachhaltige Veränderungen in Einrichtungen der OKJA abzielt. Die Idee, als Träger/in oder Dachverband Know How für Einrichtungen zur Verfügung zu stellen ist nicht neu, von daher ist sie leicht übertragbar. Jedoch sind nicht alle Inhalte und Methoden übertragbar. Im Laufe der Zeit gelang es, durch Erfahrungen mit unterschiedlichsten Teams und Einrichtungen verschiedene Bausteine und Methoden zu entwickeln, die durchaus auch für andere Einrichtungen profitabel sein können. Allerdings bedarf es der Möglichkeit für Einrichtungen, selber eigene Ideen zu entwickeln, da durch die vorhandenen Schwerpunkte nicht alle einrichtungsspezifischen Bedarfe abgedeckt werden können.

Inklusion in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit heißt: „Ein neues WIR aushandeln!“

Wie die Projektverantwortliche Andrea Heinz resümiert, sind die Inhouse Inklusionsschulungen ein wirksames Instrument, um Inklusion in der OKJA zu fördern. Die grundsätzliche Offenheit in der OKJA für die Auseinandersetzung mit dem Thema Inklusion führe zu geöffneten Türen bei den Einrichtungen der OKJA. Die meisten Inhouse Schulungen verlaufen laut den Projektverantwortlichen sehr erfolgreich und die Einrichtungen melden zurück, dass sie nun „ein ganzes Stück weiter“ gekommen seien. Oft seien die Mitarbeiter/innen nach den Schulungen sehr motiviert. „Jede Einrichtung, die sich zur Arbeit mit dem Index für Inklusion entscheidet, setzt sich konkret mit Grenzen und Barrieren auseinander und schafft neue Möglichkeiten zur Selbstbestimmung für ihre Besucher/innen. Die Einrichtung begibt sich auf den Weg der Inklusion, denn Inklusion ist nichts Fertiges. Inklusion verändert sich stetig, mit neuen Besucher/innen, neuen Mitarbeiter/innen, neuen Angeboten. Es muss eben immer wieder das WIR neu ausgehandelt werden.“

Ansprechpartner/in

LAG Kath. OKJA NRW

Andrea Heinz

Am Kielshof 2

51105 Köln

 

Tel.: 0221 89993315

Email: a.heinz@lag-kath-okja-nrw.de 

 

Homepage der Landesstelle zum Thema Inklusion in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit

Allgemeine Informationen und Materialien