Digitale Teilhabe - PIKSL

Kurzdarstellung der Aktivität

Soziale Innovationen durch Inklusion

Das Projekt PIKSL („Personenzentrierte Interaktion und Kommunikation für mehr Selbstbestimmung im Leben“) wurde am 2010 durch die „In der Gemeinde leben“ gGmbH (IGL) (http://www.igl-duesseldorf.de/ ) initiiert und als Modellprojekt bis einschließlich 2014 durch die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gefördert.

Das Projekt zielt darauf ab, eine gleichberechtigte digitale Teilhabe von Menschen mit Behinderung im Sinne von Inklusion zu ermöglichen. Bei der Nutzung der sogenannten „Informations- und Kommunikationstechnologien“ (IKT) wie Computer, Tablet, Smartphone und Co. stehen (nicht nur) Menschen mit Behinderung vor schwer überwindbaren Barrieren; auch ältere Menschen oder Menschen mit Migrationshintergrund sind von diesen Barrieren bei der Nutzung von IKT betroffen. Häufig sind Programme, Benutzeroberflächen oder Geräte kompliziert gestaltet oder es besteht kaum Wissen darüber, wie sie zu benutzen sind. Dadurch sind die Zugänge zu digitalen Medien für viele Menschen (z.B. für alte Menschen oder Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung) erschwert oder verhindert. Doch gerade in der heutigen Zeit findet über die IKT soziale oder berufliche Interaktion statt. Auch der Zugang zu vielen interessanten Informationen und damit zu zusätzlichen Bildungsmöglichkeiten, ist mithilfe von Technologie möglich. Gleichberechtigte Nutzungsmöglichkeiten bestehen jedoch nicht.

Das Projekt zeigt darüber hinaus auch Potentiale der IKT für Menschen mit Behinderung auf. Sie können – wenn die nötigen Programme und Geräte entwickelt sind – helfen, den Alltag zu strukturieren und zu vereinfachen und so zu mehr Selbstbestimmung beitragen.

Aktionen des Projektes PIKSL finden in erster Linie in dem dafür eingerichteten PIKSL-Labor im Düsseldorfer Stadtteil Flingern statt. Das PIKSL-Labor ist ein Medienraum, der sich durch flexible Möbel und umfangreiche technische Infrastruktur den Bedürfnissen seiner Nutzer/innen anpasst. Ganz im Sinne eines Labors können hier verschiedene Informationstechnologien ausprobiert und der kompetente Umgang mit diesen erlernt werden. Darüber hinaus haben alle Besucher/innen die Möglichkeit, ihr Wissen mit anderen unerfahrenen Nutzerinnen/n mit und ohne Behinderung insbesondere Senior/inn/en – in Computerkursen zu teilen. Das PIKSL-Labor steht allen Interessierten mit und ohne Behinderung offen.

Die zentrale Besonderheit des Projektes ist es, dass Menschen mit Behinderung als „Expert/inn/en im Abbau von Barrieren“ gesehen werden und somit eher diejenigen sind, die Hilfe leisten und nicht empfangen. Es entstanden in Kooperation mit Designerinnen/n, Informatikerinnen/n und verschiedenen Hochschulen Projekte, in welchen Menschen mit Lernschwierigkeiten als Berater/innen bei der Entwicklung neuer Technologien und der Umgestaltung vorhandener Technologien mitarbeiten (Komplexitätsreduzierung). Das Projekt wurde inzwischen mehrfach national und international ausgezeichnet (siehe Projektablauf und zeitlicher Rahmen). 

Lebensbereich

  • Bildung

  • Freizeit

  • Arbeit und Beschäftigung

  • Öffentlicher Raum

  • Kommunikation und Interaktion

Gebietskörperschaft

kreisfreie Stadt (40233 Düsseldorf)

Einwohnerzahl

ca. 604.530

Zuordnung zu Dimensionen

  • Partizipation und Selbstvertretung von Menschen mit Behinderungen

  • Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für die Idee der Inklusion

  • Gestaltung einer barrierefreien Infrastruktur

  • inklusive Gestaltung von Bildungseinrichtungen und anderen Diensten des öffentlichen Lebens (Mainstreaming) 

  • Planung und Entwicklung von flexiblen und inklusionsorientierten Unterstützungsdiensten für Menschen mit Behinderungen

  • Entwicklung von alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung

Ausschlaggebender Impuls

Das Projekt PIKSL wurde 2010 von der IGL („In der Gemeinde Leben“) gGmbH als Modellprojekt gestartet. Den Impuls dazu gab das Bewusstsein, dass in der heutigen Zeit Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) fester Bestandteil des Alltags vieler Menschen geworden sind. Doch viele Geräte und Programme lassen sich nicht intuitiv oder leicht bedienen, insbesondere nicht von Menschen mit Behinderungen oder älteren Menschen. Dieser Umstand schließt Menschen mit Lernschwierigkeiten oder anderen Behinderungen dauerhaft aus von wichtigen Informationen und Wissensbeständen, sozialen Netzwerken und gesellschaftlicher Teilhabe. Die meisten Menschen besitzen heutzutage beispielsweise einen Computer oder ein Smartphone und wissen, diese selbstständig zu bedienen. Die IKT werden unter anderem zur Orientierung oder Informationsbeschaffung, im Arbeitsalltag oder zur sozialen Interaktion eingesetzt und erleichtert so den Alltag oder das Arbeitsleben. Der Wetterbericht kann auf einer entsprechenden Internetseite abgerufen werden, den Weg zum neuen Zahnarzt leitet das Navigationsgerät und E-Mails und Chat-Funktionen machen Gespräche möglich, selbst wenn man sich an unterschiedlichen Orten befindet.

Häufig haben Programme und Geräte jedoch eine unüberschaubare Vielzahl an Funktionen, die ohne größeres Fachwissen zu unüberwindbaren Barrieren werden können. Nicht zu vergessen, dass die nötige Technik erst einmal vorhanden sein muss, um genutzt zu werden. Bleibt der Zugang zu IKT verwehrt, bleiben viele Vorteile oder Teilhabechancen ebenfalls verwehrt. Dabei können z.B. spezielle Assistenzprogramme Menschen mit Behinderung zu mehr Selbstständigkeit im Alltag verhelfen. PIKSL setzt an diesem Punkt an und versucht IKT für mehr Menschen zugänglich zu machen und die Technik den Menschen anzupassen – nicht umgekehrt. Vor diesem Hintergrund nutzt man das spezifische Wissen von verschiedenen Fachkräften und Menschen mit und ohne Behinderung, damit Lösungen nicht nur für sondern zusammen mit Betroffenen entwickelt werden können, nach der Devise „nicht über uns ohne uns“.

Ziele des Projekts

Das Projekt PIKSL verfolgt im Wesentlichen zwei Ziele: Zum einen baut das Projekt Barrieren bei der Nutzung digitaler Medien ab. Dazu bringt das Projekt insbesondere Menschen mit Lernschwierigkeiten als Expert/inn/en für das Erkennen von Barrieren mit Entwickler/inn/en und Designer/inn/en der IKT zusammen. Gemeinsam sollen praxistaugliche Konzepte und Produkte entwickelt werden, die die Nutzung von IKT unkomplizierter machen, die digitale Zugänge erleichtern und die die individuellen Bedürfnissen verschiedener Zielgruppen angepasst werden können.

Zum anderen steht die Bedeutung des „Experte-Seins“ für Menschen mit Lernschwierigkeiten im Mittelpunkt des Projekts. Nicht nur bei der Entwicklung neuer Technologien stehen Menschen mit Lernschwierigkeiten den Technikexpert/inn/en beratend zur Seite – sie helfen als Dozent/inn/en auch anderen Menschen dabei, sich mit der Technik vertraut zu machen. Im Düsseldorfer PIKSL-Labor (speziell ausgerüstete, barrierefreie IT-Räume) geben sie als „PIKSL-Laborant/inn/en“ Computer-Kurse für Senior/inn/en oder andere interessierte Besucher/innen. Außerdem sind sie oft erste Ansprechpartner für Besucher/innen Die positiven Selbsterfahrungen und Erfolge, die Teilnehmer/innen im Umgang mit IKT machen können, stärken die Selbstsicherheit und verdeutlichen die individuelle Selbstwirksamkeit.

Daraus ergeben sich folgende selbstformulierte Ziele:

  • Digitale Teilhabe: Moderne Informations- und Kommunikationstechnik soll Menschen mit Behinderung eine selbstständigere Lebensführung ermöglichen. Datenschutz und ethische Fragestellungen haben hohe Priorität und werden offen diskutiert

  • Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung stehen im Zentrum der Entwicklung und Nutzung von technischen Lösungen und Assistenzsystemen

  • Interdisziplinäre Zusammenführung von Expertenwissen im PIKSL Labor: Menschen mit Behinderung sind Expert/inn/en im Abbau von Komplexität und entwickeln Lösungen gemeinsam mit Fachleuten

  • Reduzierung der Abhängigkeit von professioneller Unterstützung.

  • Vermeiden von Stigmatisierung durch ästhetische und qualitativ anspruchsvoll gestaltete Produkte

  • Partizipation der Nutzerinnen und Nutzer am Erfolg von PIKSL

  • Gestaltung erschwinglicher Produkte und Dienstleistungen

  • Unterstützung des professionellen Hilfesystems

  • Klient/inn/en werden zu Dozent/inn/en: Befähigung von Menschen mit Behinderung und der Aufbau von Medienkompetenz sind Schwerpunkte im PIKSL Prozess

  • Langfristig sollen nachhaltige Geschäftsmodelle entstehen

Die Ziele folgen im Wesentlichen Art. 9 der UN-Behindertenrechtskonvention (Zugänglichkeit). Darin heißt es u.a.: „Um Menschen mit Behinderungen eine unabhängige Lebensführung und die volle Teilhabe in allen Lebensbereichen zu ermöglichen, treffen die Vertragsstaaten geeignete Maßnahmen mit dem Ziel, für Menschen mit Behinderungen den gleichberechtigten Zugang […] zu Information und Kommunikation, einschließlich Informations- und Kommunikationstechnologien und -systemen, […] zu gewährleisten. […] Die Vertragsstaaten treffen außerdem geeignete Maßnahmen, […] um den Zugang von Menschen mit Behinderungen zu den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien und -systemen, einschließlich des Internets, zu fördern; um die Gestaltung, die Entwicklung, die Herstellung und den Vertrieb zugänglicher Informations- und Kommunikationstechnologien und -systeme in einem frühen Stadium zu fördern, sodass deren Zugänglichkeit mit möglichst geringem Kostenaufwand erreicht wird.“

Die Entwicklung von universellen Technologien und Designs ist zudem eine Forderung in Artikel 4 f) und g) (Allgemeine Vereinbarungen) der UN-Behindertenrechtskonvention. Güter, Einrichtungen, Geräte und Dienstleistungen sollen Menschen mit Behinderungen angepasst und deren Verfügbarkeit und Nutzung gefördert werden.

Der Abbau digitaler Barrieren und die Entwicklung nutzerorientierter Technologien fördern zudem die Ziele der Artikel 20 (Persönliche Mobilität), Artikel 21 (Recht der freien Meinungsäußerung, Meinungsfreiheit und Zugang zu Informationen), Artikel 24 (Bildung) und Artikel 30 (Teilhabe am kulturellen Leben sowie an Erholung, Freizeit und Sport).

Rechtlicher Rahmen

Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) und Verordnung für Barrierefreie Informationstechnik (BITV)

§ 11 BGG fordert, dass Träger der öffentlichen Gewalten ihre Internetauftritte, -angebote, und Nutzeroberflächen so gestalten, dass sie für Menschen mit Behinderung uneingeschränkt nutzbar sind. Auch gewerbliche Anbieter sollen durch die Bundesregierung dazu angehalten werden, ihre Internetseiten möglichst barrierefrei zu gestalten.

Ergänzt wurde § 11 BGG durch die Verordnung für Barrierefreie Informationstechnik im September 2011. Hier wird explizit darauf hingewiesen, dass bei der Gestaltung und Konzipierung Menschen mit Behinderung und ihre Erfahrungen einbezogen werden sollen.

PIKSL folgt ferner auch dem Leitbild der IGL gGmbH. Darin heißt es: „Wir ermöglichen Beteiligung und Mitbestimmung auf allen Ebenen. Wir verändern mit unserem Tun aktiv den Blickwinkel der Gesellschaft auf Menschen mit Behinderung. Unsere Klienten [sic] haben Teil am gesellschaftlichen Leben. Wir schaffen Gerechtigkeit und benennen Ungerechtigkeit. Unsere Angebote orientieren sich fortlaufend am Bedarf und den Möglichkeiten der Klienten [sic]. Wir stärken die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen und nehmen Verantwortung wahr. […] Wir haben Freude an Wachstum und Entwicklung. […]“.

Maßnahmen

Die Maßnahmen zur Umsetzung der Projektziele werden an Teilprojekten exemplarisch erläutert. Bei allen Teilprojekten wurden Kooperationspartner/innen einbezogen, um einen möglichst wirksamen Beitrag zu Inklusion und Bewusstseinsbildung zu leisten. Einige Maßnahmen im Überblick:

 

Das PIKSL-LaborKonzeption eines multioptionalen Arbeitsraums

In Kooperation mit der Designfirma Fa. Lehmann & Schmedding GbR wurde im Herbst 2011 innerhalb von 3 Monaten eine multioptionale Inneneinrichtung für den Schulungsraum geplant und umgesetzt. Die Arbeitsumgebung sollte modern und gemütlich sein, sich aber gleichzeitig den Bedürfnissen der Nutzer/innen mit und ohne Behinderung anpassen lassen. So entstand ganz nebenbei ein Produkt, das mittlerweile unter dem Namen „Mo“ vermarktet und in einer Behindertenwerkstatt produziert wird – ein höhenverstellbarer Tisch auf Rollen.

Mit dem PIKSL-Labor im Düsseldorfer Stadtteil Flingern ist ein Ort entstanden, an welchem Informationstechnik zur Verfügung steht, an dem gemeinsam deren Nutzung erlernt wird und an dem ihre Weiterentwicklung sowie Optimierung geplant werden kann.

Für Menschen mit Lernschwierigkeiten besteht hier die Möglichkeit, als „PIKSL-Laborant/in sowohl mit unterschiedlichen Geräten (PCs, Tablets und Spielekonsolen) als auch mit verschiedenen Systemen und Programmen (z.B. unterschiedlichen Betriebssystemen) zu experimentieren. So kann jede/r das Passende für sich finden. Das PIKSL-Labor dient als Begegnungsraum für Menschen mit und ohne Behinderung. Es steht offen für Studierende und Forscher/innen verschiedener Fachrichtungen oder interessierte Anwohner/innen. Hier bieten die PIKSL-Laborant/inn/en auch Computer-Kurse für alle interessierten Bürger/innen (insbesondere Senior/inn/en) an und geben ihr Wissen weiter.

 

Erlebniswelt Museum

Mittlerweile kommt Technik auch bei kulturellen Angeboten immer häufiger zum Einsatz, beispielsweise in Form von Audioguides für Museen. In einem Kooperationsprojekt mit der Folkwang Universität der Künste und der Designerin Antonia Eggeling entstand ein Audioguide System. Da jeder seinen ganz eigenen Zugang zur Kunst findet, wurden Audioguides mit unterschiedlichen Informationen zum gleichen Kunstwerk entwickelt. Als Erkennungszeichen sind die unterschiedlichen Audioguides mit verschieden farbigen Schals versehen. Auf diese Weise erkennen Besucher des Museums schnell, wenn jemand neben Ihnen andere Informationen bekommt und es wird ein Austausch unter den Besuchern gefördert. Die Inhalte wurden gemeinsam durch Menschen mit Lernschwierigkeiten in einem transdisziplinären Prozess erarbeitet.  Das Projekt lief über 6 Monate.

 

VASA („virtual assistant avatar“)

In Kooperation mit der Universität Bielefeld und den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel wurde innerhalb von zwölf Monaten der virtuelle Assistent „Billie“ entwickelt. „Billie“ ist eine interaktive Software und kann für den/die Nutzer/in Aufgaben übernehmen, zum Beispiel die Zeitung vorlesen oder an Medikamente oder Termine erinnern und so den Alltag erleichtern.

 

Bildzeichensprache

Auch wer nicht lesen und schreiben kann, soll trotzdem eine Möglichkeit bekommen, sich schriftlich zu äußern. Dazu werden Bilder mit Wörtern verknüpft. Möchte man nun ein längeres zusammengesetztes Wort formulieren, können die entsprechenden Bilder zu einem Wort zusammengesetzt werden. Des Weiteren hat das Programm eine Vorlesefunktion, damit der/die Nutzer/in überprüfen kann, ob das Programm verstanden hat, was ausgedrückt werden sollte. Entstanden ist das Programm in Kooperation mit der Fachhochschule Düsseldorf. Das Projekt läuft über 12 Monate.

 

Contentmanagement System

Ein Contentmanagement System dient dem/der Nutzer/in zum Erstellen von Internetseiten und – Designs. Um diese Möglichkeit auch Menschen mit Lernschwierigkeiten zu eröffnen, entstand in Kooperation mit der Fachhochschule Düsseldorf in einem einjährigen Projekt ein spezielles Contentmanagement System, das ohne Wörter ausschließlich über Piktogramme zu bedienen ist. Es ermöglicht die beliebige Anpassung von graphischen Oberflächen.

 

Mobile

Mobile ist ein Navigationssystem basierend auf einem Smartphone, das in Kooperation mit den Bielefelder Verkehrsbetrieben, den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und dem Ministerium für Wirtschaft und Technologie entstanden ist. Anders als gängige Navigationssysteme berücksichtigt „Mobile bei der Routenplanung auch Aspekte der Barrierefreiheit und macht beispielsweise auf Hochbahnsteige, Rolltreppen oder Aufzüge aufmerksam.

 

Automatenstudie

Nicht nur die Internetnutzung ist durch erhöhte Komplexität erschwert, auch alltägliche Erledigungen wie das Kaufen eines Bahn-Tickets oder das Geld abheben am Automaten können durch komplizierte Benutzeroberflächen der Geräte behindert werden. Die Automatenstudie, die in Kooperation mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg über 3 Monate lief, nutzt die Beratung von Menschen mit Behinderung als „Barriere-Expertinnen/en“, um die Bedienung von Automaten nachhaltig einfacher zu gestalten.

 

Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) 

Gemeinsam mit der bpb sind mittlerweile eine Vielzahl von Veröffentlichungen rund um das Thema digitale Teilhabe und Medienkompetenz entstanden. Hierbei handelt es sich u. a. um Erklärfilme und Leitfäden in einfacher Sprache zum Umgang mit sozialen Netzwerken. (http://www.bpb.de/lernen/projekte/inklusiv-politisch-bilden/227434/10-erklaerfilme-unterstuetzung-zur-vermittlung-schwieriger-inhaltsteile).

Alle Maßnahmen folgen im Wesentlichen Artikel 9 der UN-Behindertenrechtskonvention, indem sie auf eine erhöhte Zugänglichkeit zu digitalen Medien und die damit verbundenen Vorteile zielen. Des Weiteren knüpfen die Kooperationsprojekte auch an Artikel 8 UN-BRK (Bewusstseinsbildung) an, da sie Menschen mit und ohne Behinderung in Kontakt bringen und diese partnerschaftlich und auf Augenhöhe an den Projekten arbeiten können. Damit ist ein wichtiger Anstoß zur Sensibilisierung für die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung, deren Beitrag für die Gesellschaft und letztlich der Abbau defizitorientierter Vorurteile gegeben. Auf der anderen Seite wird den Expert/inn/en für die IKT-Entwicklung aufgezeigt, welche Barrieren sie (unbewusst) für Menschen mit Behinderung oder anderen Beeinträchtigungen (z.B. durch die komplizierte Gestaltung von Benutzeroberflächen) aufbauen.

Mit den Projekten „VASA“ (dem virtuellen Assistenten „Billie“), „Mobile“ und der Automatenstudie wird im Sinne von Artikel 20 UN-BRK die Persönliche Mobilität von Menschen mit Behinderung in den Blick genommen und unterstützt.

Dem Artikel 21 UN-BRK (freie Meinungsäußerung) wird sich über die Projekte „Bildzeichensprache“ und dem Contentmanagement System genähert, denn sie geben Menschen, die nicht lesen und schreiben können, die Möglichkeit sich schriftlich zu äußern und ihre Gedanken öffentlich (etwa auf einer selbst erstellten Internetseite) zu verbreiten.

Das „PIKSL-Labor“ stellt ebenfalls eine solche Informations- und Bildungsmöglichkeit dar und entspricht damit Artikel 24 der UN-BRK (Recht auf Bildung).

Auch die Teilhabe am kulturellen Leben (Artikel 30 UN-BRK) kann durch die entsprechende Technik unterstützt werden, wie die Audioguides des Projektes „Erlebniswelt Museum“ zeigen.

Beteiligte und Netzwerke

Das Projekt „Personenzentrierte Interaktion und Kommunikation für mehr Selbstbestimmung im Leben“ (PIKSL) wurde durch die der „In der Gemeinde leben“ gGmbH (IGL) initiiert.

Zur Umsetzung der Projektziele wurden Kooperationspartner aus der professionellen Behindertenhilfe, aber auch den Fachgebieten Design, Informatik und Kunst in Teilprojekten miteinbezogen. PIKSL ist eingebunden in ein breites Netzwerk von Universitäten und Hochschulen als Kooperationspartner. Zudem sind unterschiedliche Forschungsprojekte (im technischen und sozialen Bereich) an das PIKSL Labor angebunden (z.B. mobile Smartphone basierte Unterstützung von Menschen mit Behinderung bei der Nutzung des ÖPNV; Mediale Teilhabe für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen).

Als Kooperationspartner an den Teilprojekten haben sich beteiligt:

  • die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel,

  • das Designunternehmen Lehmann & Schmedding, 

  • die Technische Universität Dortmund,

  • die Folkwang Universität der Künste Essen,

  • die Universität Bielefeld,

  • die Hochschule Rhein-Waal,

  • die Fachhochschule Düsseldorf

  • die Universität Siegen

  • die Bundeszentrale für politische Bildung

  • und die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Die modellhafte Vorgehensweise von PIKSL wurde über den Zeitraum von 2011 - 2014 durch sozialwissenschaftliche Forschung des Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste (ZPE, https://www.uni-siegen.de/zpe/ ) an der Universität Siegen begleitet, um Voraussetzungen, Auswirkungen und Potenziale moderner Kommunikations- und Informationstechnologie für Menschen mit geistiger Behinderung besser einschätzen zu können.

Wichtiger Gedanke hinter dem Projekt „PIKSL“ ist es, Menschen mit Behinderung als Expertinnen/en in die Entwicklung von IKT einzubeziehen. Das Projekt legt insbesondere einen Schwerpunkt auf Menschen mit Lernschwierigkeiten oder kognitiven Beeinträchtigungen. Von den daraus entstehenden Technologien profitieren jedoch auch viele andere Menschen. Einige Teilprojekte werden aber auch speziell für andere Personengruppen initiiert wie etwa „Mobile“ für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.

Bei PIKSL sind fünf hauptamtliche Mitarbeiter/innen in Voll- und Teilzeit und bis zu zehn ehrenamtliche Kräfte beschäftigt. Mittlerweile arbeiten Menschen mit Lernschwierigkeiten auf Honorarbasis zum einen als Dozent/inn/en für einen Seniorenkurs im PIKSL Labor, zum anderen als Berater/innen für die Vereinfachung von Produkten und Dienstleistungen. Mittelfristig sollen Menschen mit Behinderung im PIKSL Labor eine Anstellung finden, die über die Honorarbasis hinausgeht. Dazu werden im Moment Beschäftigungsmodelle in Kooperation mit der Werkstatt für angepasste Arbeit in Düsseldorf geprüft.

Finanzierung und Ausstattung

Das Modellprojekt wurde über die Laufzeit von drei Jahren (2011 - 2014) mit Mitteln der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW (https://www.sw-nrw.de/home/ ) gefördert. Seit Ende der Förderung (August 2014) finanziert sich PIKSL durch den Verkauf von eigenen Produkten und Dienstleistungen, durch Fundraising und durch die Mitarbeit in Forschungsprojekten. 

Projektablauf und zeitliche Rahmung

PIKSL wurde 2010 durch die Initiative von Menschen mit Lernschwierigkeiten gegründet, initiiert durch die „In der Gemeinde leben“ gGmbH (IGL). In den Jahren 2011 - 2014 lief es als Modellprojekt, welches in dieser Zeit von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gefördert wurde. PIKSL macht es sich bis heute ganz konkret zur Aufgabe, die Anforderungen der UN-BRK über die Rechte von Menschen mit Behinderung umzusetzen. Inzwischen wurde PIKSL durch zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen für gelungene Inklusion prämiert. 2012 erhielt es die Auszeichnung „Ausgewählter Ort“ von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ im bundesweiten Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ (2006 - 2012) (http://www.land-der-ideen.de/365-orte/preistraeger/kommunikationsprojekt-piksl-fuer-menschen-mitgeistiger-behinderung ) für einen nachhaltigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der BRD. Wenig später wurde es zudem von der nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerin Svenja Schulze zum „Ort des Fortschritts NRW“ ausgezeichnet (http://www.wissenschaft.nrw.de/presse/pressemeldungen/details/wissenschaftsministerin-schulzepiksl-labor-ist-das-beispiel-fuer-soziale-innovation/ ). Im Jahr 2015 erhielt das PIKSL-Labor von E-Plus und der Stiftung „Digitale Chancen“ eine Auszeichnung für seine Seniorenkurse. 2016 wurde PIKSL von der internationalen Plattform „Zero Project“ als Innovative Practices 2016 on Education and ICT aufgenommen (http://zeroproject.org/practice/germany-piksl-laboratories-in-der-gemeinde-leben-ggmbh-and-antoniaeggeling-design/PIKSL ). PIKSL trägt zudem das PHINEO Wirkt Siegel (https://www.phineo.org/projekte/details/piksl ), das von unabhängiger Stelle die inklusive Wirkung der PIKSL Arbeit bestätigt.

Inklusive Ausrichtung des Projektes und Gemeinwesenbezug

Durch die Einbeziehung von Menschen mit und ohne Behinderung als gleichberechtigte Expert/inn/en wird Inklusion realisiert. Zum einen können auf diese Weise Barrieren der IKT allgemein, Barrieren im Umgang mit dieser Technik, aber auch Barrieren „in den Köpfen“ abgebaut werden (Sensibilisierung). Zum anderen wird mit dem Projekt der gleichberechtigte Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologie gefördert. Besonders das Internet stellt einen Zugang zu sozialen Räumen dar. Durch die Umsetzung digitaler Teilhabe wird dieser auch für Menschen mit Behinderung zugänglich.

Ein Großteil der Projektaktivitäten findet im PIKSL-Labor im Düsseldorfer Stadtteil Flingern statt. Das PIKSL-Labor ist barrierefrei. Durch das Kursprogramm werden darüber hinaus Senior/inn/en angesprochen, um sich mit der IKT vertraut zu machen. Während der Öffnungszeiten wird das PIKSL Labor auch durch Kinder, Nachbarn und Einzelhändler etc. genutzt.

Menschen mit Lernschwierigkeiten erfahren, wie sie sich die IKT eigenständig zu Nutze machen können. Darüber hinaus werden sie damit vertraut gemacht, verantwortungsvolle Tätigkeiten zu übernehmen, indem sie zum/r Lehrer/in für andere werden. Des Weiteren sind ihre Einschätzungen zur Barrierefreiheit essentiell wichtig, um die Technologien weiter zu entwickeln und sie barrierefrei(er) zu gestalten.

Nachhaltigkeit

Da viele Maßnahmen des Projektes darauf abzielen, neue Technologien hervorzubringen, die zum großen Teil auf herkömmlichen Geräten (PCs oder Smartphones) genutzt werden können, bereits bestehende Technologien an individuelle Bedürfnisse angepasst werden, ist Nachhaltigkeit gegeben. Dadurch entstehen Konzepte nach Maßstäben eines universellen Designs, die für alle Menschen nützlich und hilfreich sein können. Die Projekte zielen demnach auf eine Konzeption ab, die einmal ausgearbeitet, langfristig und nutzbar für alle Menschen sein können.

Einige der Projektergebnisse (wie zum Beispiel der rollbare Tisch „Mo“) werden derzeit schon vermarktet. Zudem gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Energieunternehmen E.ON für das PIKSL Serviceabläufe vereinfacht hat.

PIKSL zielt weiter darauf ab, Vorbehalte gegenüber Menschen mit Behinderung abzubauen, indem es die Potentiale jeder/s Einzelnen in den Fokus rückt. Durch Begegnung auf Augenhöhe im PIKSL Labor und das gemeinsame Arbeiten an verschiedenen Projekten mit unterschiedlichsten Menschen geraten Einschränkungen in den Hintergrund und es wird eine Basis für gemeinsame Wertschätzung gelegt. Diese Aufgabe versteht PIKSL als dauerhaft angelegten Prozess zur Vermeidung von Exklusion.

Gesamteinschätzung

Das Thema der digitalen Barrieren hat eine starke aktuelle Relevanz. Menschen mit Handicap erarbeiten als Expert/inn/en und „kompetenter Partner im Abbau von Komplexität“ zusammen mit der Wissenschaft Lösungen für eine barrierearme, digitale Welt. Das PIKSL Labor ist ein offener Begegnungsraum, indem zahlreiche interdisziplinäre Netzwerke aus Wissenschaft, Design, Sozialwesen und Menschen mit Handicaps als Expert/inn/en in eigener Sache entstanden sind. Dabei stehen insbesondere Menschen mit Lernschwierigkeiten im Fokus. Im Rahmen des Projektes sind jedoch auch viele Synergieeffekte entstanden (z.B. Kurse für Senior/inn/en, die von Menschen mit Lernschwierigkeiten angeleitet wird) und letztlich kommt der umfassende Abbau digitaler Barrieren vielen Menschen zu Gute. Zudem werden Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Lernschwierigkeiten geschaffen. Das Projekt punktet somit in seiner partizipativen Ausrichtung als auch mit Nachhaltigkeit und innovativen Ideen. Zudem reagiert das Konzept auf aktuelle Probleme und bietet jede Menge Raum für neue Möglichkeiten, die ein inklusives Gemeinwesen voranbringen. Die inklusive Vorgehensweise steht dabei für einen neuen Umgang mit Behinderung: Der behinderte Mensch wird nicht als betreuungsbedürftig gesehen, sondern als kompetenter Partner im Abbau von Komplexität. Auf diese Weise zeigen Menschen mit Behinderung auch Nichtbehinderten im Umgang mit Technik neue Lösungswege auf.

Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Barrieren und hilft so bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Besonders hervorzuheben ist partizipative Ausrichtung des Projekts: die wichtige Rolle, die Menschen mit Behinderung in diesem Projekt einnehmen. Sie sind in Kooperation mit anderen Fachkräften gleichberechtigte Expert/inn/en und können maßgeblich dazu beitragen, Informationstechnik unkomplizierter und auch für weniger fachkundige Menschen nutzbar zu machen. PIKSL eröffnet damit einen wichtigen Zugang zu Bildung und Kommunikation von Menschen mit Behinderung, was ebenfalls Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention erfüllt. Zudem wird das Bewusstsein für Menschen mit Behinderung und ihre Fähigkeiten geschärft. Es prägt ein neues Bild von Menschen mit Behinderungen, die nicht auf ihre Behinderung zu reduzieren sind sondern unabhängig davon zu betrachten sind.

Einschätzung der Projektverantwortlichen

Interdisziplinarität, Partizipation und alle in einem Boot

Was sich bei PIKSL als besonders wertvoll herausstelle, sei als erstes die Interdisziplinarität. Dadurch, dass Menschen mit und ohne Behinderung aus unterschiedlichen Fachrichtungen wie z.B. Pädagog/inn/en, Designer/innen, Informatiker/innen oder Forscher/innen zusammenwirken können, entstehe ein breites Spektrum an Möglichkeiten und Ideen, die verwirklicht werden können. Hierbei könnten nicht nur gute Ergebnisse erzielt und Produkte entwickelt werden, sondern auch die Zusammenarbeit in einem transdisziplinären Team erweise sich als Erfahrungsschatz für die/den Einzelne/n, bei dem jede/r sich und sein Fachwissen einbringen könne. Man lerne voneinander und miteinander. Die Behinderung stehe hier nicht mehr im Vordergrund, sondern es ergäbe sich ein buntes Team, in dem alle unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht oder Handicap als Expert/inn/en zusammenarbeiten und voneinander lernen können. Die Teamarbeit basiere auf Respekt und Wertschätzung.  

PIKSL breche mit der Tradition der Behindertenhilfe; Menschen mit Behinderung sind Partner auf Augenhöhe und Expert/inn/en in eigener Sache. Dadurch erhalte PIKSL nicht nur eine stark partizipative Ausrichtung, sondern verfolge auch einen ressourcenorientierten Ansatz, der sich als wirksam herausstelle. Als Beispiel hierfür lasse sich ein Schwerpunkt der PIKSL-Arbeit nennen: Die Komplexitätsreduzierung in der Handhabung von IKT. Menschen mit Lernschwierigkeiten seien besonders gut im Finden von digitalen Barrieren, besser, als jede/jeder andere. Diese speziellen Fertigkeiten seien echte Ressourcen, von denen alle profitieren können und die ungeahnte Möglichkeiten für die Zugänglichkeit von IKT eröffnen können.

Hinzu komme die Bereitschaft, „auch mal was Verrücktes zu tun“, sich auf Neues einzulassen und innovative Wege zu beschreiten. Diese Eigenschaft eröffnet neue Ideen und Möglichkeiten für die Welt der IKT und zeigt auf, was inklusive Arbeitsgemeinschaften bewegen können. Dieser Mut und die Fähigkeit des Querdenkens bringe ein Projekt wie PIKSL zu seiner Einzigartigkeit, trage zum Fortschritt im digitalen Zeitalter bei und eröffne die Möglichkeiten, die IKT zugänglich für alle zu machen. Ferner verhelfe es dazu, ein neues Bild von Menschen mit Behinderung zu prägen und das Bewusstsein für ihre einzigartigen Fähigkeiten zu schärfen.

Die Projektverantwortlichen sehen als Basis für ein solches Projekt den Einbezug von allen Beteiligten. Ein breites Thema könne man nur mit allen zusammen erarbeiten, und zwar partizipativ, interdisziplinär und von unten nach oben. So sei der Rückhalt aller Beteiligten besser gewährleistet, Konflikte ließen sich leichter lösen und man könne alle Interessen besser wahren. Hierbei komme auch die soziale Komponente zum Tragen, denn Betroffene können neue Erfahrungen sammeln, Erfolge erzielen und erfahren Wertschätzung. Zudem können die Beteiligten neue Blickwinkel einnehmen und gemeinsame Erfolge erzielen, auch in punkto Zusammenarbeit. Dies lasse sich gut mit den Projektzielen wie Mehrwert für alle und Nachhaltigkeit vereinbaren.

Was besonders gut im Projekt funktioniere, sei demnach die Einbindung von Menschen mit Behinderung. Sie könnten sich mit ihrer Arbeit identifizieren, sich aktiv einbringen und haben teils eine sehr positive Entwicklung genommen beispielsweise in Bezug auf Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein. Häufig machten sie erstmalig die Erfahrung, nicht auf ihre Behinderung reduziert zu werden, sondern als Menschen auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden. Sie erkannten, dass sie die Fähigkeiten besitzen und Erfolgserlebnisse gemeinsam mit anderen haben können.

Zudem habe die Kooperation mit den Hochschulen sehr gut geklappt und die offene Gestaltung des PIKSL-Labors. Hier ergab sich ein Raum für Begegnung und eine Schnittstelle für alle Bedarfe von Individuen: Es sei egal, ob man nur auf einen Kaffee vorbei kommen möchte, sich informieren oder sich aktiv einbringen und beteiligen möchte, jede/r sei willkommen und man fühle sich wohl. Das Labor stehe offen für alle, was sich als sehr förderlich für das Arbeitsklima erweise.

Was sich als hinderlich herausgestellt habe, sei der andauernde Spagat zwischen einem sozialen und einem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb. Um den wirtschaftlichen Sektor ausbauen zu können, sind die Projektverantwortlichen bestrebt die Fachexpertise, die hinter dem Projekt und seinen Produkten steht, noch stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Die Produkte und Dienstleistungen sind fachlich anspruchsvoll und konkurrenzfähig, zudem erweisen sie sich für die Praxis in Sachen Effizienz und Kompetenz als effektiv. Gleiches gelte für die Mitarbeitenden. Dies soll in Zukunft noch vermehrt zur Stärkung des innovativen Organisations-Profils beitragen.

Zudem erweise sich die Herstellung digitaler Teilhabe in der Zusammenarbeit mit anderen Trägern teilweise als schwierig. Meist seien es gar nicht die Betroffenen, die sich blockieren gegenüber den Nutzungsmöglichkeiten in der digitalen Welt, sondern die Einrichtungen, in denen diese untergebracht seien. Dort sei man teils stark geprägt von alten Strukturen, der Historie und einem „alten Bild“ von Menschen mit Behinderung. Häufig traue man diesen den Umgang mit IKT gar nicht zu und verweigere es ihnen, obwohl man bei PIKSL immer wieder feststelle, mit welcher Leichtigkeit auch Menschen mit komplexen Behinderungen sich den Umgang beispielsweise mit einem Tablet aneignen würden.

Unterm Strich seien zur Verwirklichung eines solchen Projektes ein buntes Team, Interdisziplinarität, Partizipation und die Unabhängigkeit von Hierarchien wichtig. Man müsse alle Beteiligten mitnehmen und Freiräume „von oben“ müssten gegeben werden. Für die Projektverantwortlichen erwies es sich zudem als hilfreich, dass nicht alle Mitarbeiter/innen aus der Behindertenhilfe stammen. Durch die Übernahme von unterschiedlichen Perspektiven mache man sich frei vom „Tunnelblick“ und durch diesen Blick über den Tellerrand hinaus könne man sich leichter für neue Wege öffnen. Eine Risikofokussierung sei hinderlich für das Projekt, denn das Konzept setze darauf, zu sensibilisieren und Hemmnisse beispielsweise im Umgang mit IKT oder Menschen mit Behinderung abzubauen. Das Bewusstsein für die Belange aller Menschen müsse ausgebaut werden, dabei könne eine Bevormundung von Betroffenen oder Hemmschwellen nicht förderlich sein. Diese Aufgabe stelle Beteiligte immer wieder vor Herausforderungen, auch Mitarbeitende.

allgemeine Informationen und Materialien

Homepage des Projektes PIKSL: http://www.piksl.net/

Videobeitrag über PIKSL: https://vimeo.com/133188943 

 

Weitere Links/Öffentlichkeitsarbeit:

Soziale Netzwerke:

https://www.facebook.com/PIKSLTEAM 

https://twitter.com/piksllabor?lang=de 

 

Presse:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/stadtteile/heerdt/tablet-computer-fuer-heerdtersenioren-aid-1.5568084

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/senioren-lernen-internet-aid-1.4726051

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=newssearch&cd=6&ved=0ahUKEwjt5biUz47MAhWEKg8KHR11DWAQqQIIKigAMAU&url=http%3A%2F%2Fwww.rp-online.de%2Fnrw%2Fstaedte%2Fmoers%2Fsozialemedien-bald-auch-barrierefrei-aid-1.3328520&usg=AFQjCNFV5cCOq6SKNWCE2VpP4ZXEOjwP1A 

 

Literatur:

Freese, Benjamin (2015): Soziale Innovation durch digitale Teilhabe. Alltagsintegration des Internets durch die Möglichkeiten mobiler Endgeräte. In: Friedrich, K./Siller, F./Treber, A. (Hrsg.): Smart und mobil – Digitale Kommunikation als Herausforderung für Bildung, Pädagogik und Politik, Schriften zur Medeinpädagogik 49, S. 185 -202, München.

Freese, Benjamin/Mayerle, Michael (2015): Digitale Teilhabe als Teil einer barrierefreien (E-)Partizipationskultur am Beispiel des PIKSL- Labors. In:  Rohrmann, Albrecht/Windisch, Marcus/Düber, Miriam: Barrierefreie Partizipation. Entwicklungen, Herausforderungen und Lösungsansätze auf dem Weg zu einer neuen Kultur der Beteiligung, S. 382 – 395, Weinheim.

Freese, Benjamin/Marczinzik, Tobias (2015) (i.E.): Digitale Teilhabe und universelles Design – Potenziale von inklusiven (Medien)Bildungsansätzen und kollaborativen Arbeitsweisen für politische Bildungsprozesse am Beispiel des PIKSL-Labors. In: Inklusion in der politischen Bildung, Schriftenreihe, Bonn.

Mayerle, Michael (2015): "Woher hat er die Idee?" Selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit Lernschwierigkeiten durch Mediennutzung. Abschlussbericht der ZPE-Begleitforschung im PIKSL-Labor. In: ZPE Schriftenreihe (Nr. 40), Siegen.

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In der Gemeinde leben gGmbH (IGL)

Leitung PIKSL
Tobias Marczinzik
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Tel: 0211-91364104
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PIKSL-Labor

Leitung PIKSL-Labor
Benjamin Freese
Erkrather Straße 107
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Tel: 0211-91364118
Fax: 0211-91364111
E-Mail: benjamin.freese@igl-duesseldorf.de

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