Teilhabe ermöglichen

Trägerberatung zur Umsetzung von Inklusion im Freizeitbereich

Kurzdarstellung der Aktivität

Das Projekt soll Kindern und Jugendlichen mit Behinderung die Gestaltung ihrer Freizeit nach ihren persönlichen Wünschen, Bedürfnissen und Fähigkeiten ermöglichen. Das soll genau dort geschehen können, wo es auch alle anderen Kinder und Jugendlichen tun, die nicht von einer Behinderung betroffen sind. Es geht um die Befähigung der lokalen Akteure im Freizeitbereich, ihre Freizeitangebote inklusiv anzulegen und somit ein selbstverständliches Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung erfahrbar zu machen.

Lebensbereich

  • Freizeit

Gebietskörperschaft

  • Kreis (Siegen)

Einwohnerzahl

  • ca. 280.000

Zuordnung zu Dimensionen

  • Planung und Entwicklung von flexiblen und inklusionsorientierten Unterstützungsdiensten für Menschen mit Behinderungen
  • Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für die Idee der Inklusion
  • Gestaltung einer barrierefreien Infrastruktur

Ausschlaggebender Impuls

Das Projekt wurde 2013 durch INVEMA e.V. – einem Verein, der Angebote zur ambulanten Unterstützung von Menschen mit Behinderung vorhält – ins Leben gerufen. Die Abkürzung INVEMA steht für Inklusion und Integration behinderter Menschen in allen Lebensbereichen (unabhängig ihrer Beeinträchtigung) und die Verbesserung der Lebensumstände sowohl der behinderten Menschen als auch ihrer Angehörigen.

Der Verein INVEMA e.V. setzt sich seit 1993 mit vielfältigen ambulanten Angeboten und Projekten im Kreis Siegen-Wittgenstein für die bedingungslose Teilhabe (Inklusion) von Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen ein.

Eine Grundlage der Arbeit des Vereins bot von Beginn an das Normalisierungskonzept, welches das Ziel verfolgt, von Abwertung betroffenen oder bedrohten Menschen ein Dasein zu ermöglichen, welches „so normal wie möglich“ ist.

Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Integration von Menschen mit Behinderung nicht nur zum Ziel seiner Arbeit, sondern auch zum Werkzeug seines Handelns und seiner Aktivitäten zu machen.

Individuelle Unterstützung und Bedürfnisorientierung, Förderung der Selbsthilfekräfte und Selbstbestimmungsrechte von Menschen mit Behinderung und die Unterstützung bzw. Entlastung der Angehörigen gehören zu den Organisationszielen aller Dienstleistungen des Vereins INVEMA e.V. und bestimmen das Miteinander von Mitarbeiter/innen und Nutzer/innen.

Seit 1996 bietet der Verein INVEMA e.V. im Bereich Freizeit einen „Familienunterstützenden Dienst“ (FUD) an, der es den Nutzer/innen mithilfe von Assistenten ermöglicht, ihre Freizeit individuell zu gestalten. In der Regel orientiert sich die Assistenz an den Vorschlägen der Nutzer/innen, wie die gemeinsame freie Zeit verbracht werden könnte. Es war und ist jedoch festzustellen, dass ein großer Teil der Assistenznehmer/innen ihre Freizeit lediglich in Gesellschaft der Assistent/innen verbringt und eine Teilhabe an allgemeinen Freizeitangeboten kaum stattfindet. Der „wirklichen Teilhabe und Teilnahme“ an Aktivitäten im Freizeitbereich standen bislang folgende Hindernisse im Weg:

  • Eine Überforderung der oft ehrenamtlichen (nicht pädagogisch ausgebildeten) Mitarbeiter/innen, sich um eine inklusive Teilhabe der Assistenznehmer/innen zu kümmern.
  • Die Angehörigen der Assistenznehmer/innen können sich eine wirkliche Teilhabe im sozialen Netzwerk nicht vorstellen, da für sie eine „Inklusion im Freizeitbereich“ aufgrund der Beeinträchtigung ihrer Angehörigen „nicht denkbar“ ist. Im Übrigen wird das Angebot häufig als Angebot der Entlastung für die pflegenden Angehörigen wahrgenommen und nicht als Chance der Einbindung der Assistenznehmer/innen in soziale Netzwerke.
  • Die Anbieter und Träger z.B. der Kinder- und Jugendarbeit haben keine Erfahrungen mit der Integration von Menschen mit Behinderung und (in der Regel unbegründete) Ängste führen dazu, das eigene Angebot nicht für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung zu öffnen. Zumindest wird die mögliche Teilnahme von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung nicht explizit offen angeboten.

Mit der neuen Projektförderung der Aktion Mensch entstand die Möglichkeit, mit Hilfe von lokalen Netzwerken Kindern und Jugendlichen mit Behinderung Zugang zu „normalen“ Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit zu verschaffen.

In einer von der Aktion Mensch geförderten einjährigen Vorlaufphase des Projekts wurde gemeinsam mit einigen lokalen Trägern bzw. Anbietern der Kinder- und Jugendhilfe überlegt, wie ein gemeinsames Konzept zur Umsetzung von Inklusion im Freizeitbereich im Kreis Siegen Wittgenstein gestaltet sein müsste, um eine nachhaltige – auch über die Projektphase hinausgehende – Wirkung zu entfalten. Gleichfalls wurden die gemeinsame Arbeit und Ziele des Projektes und die Aufgaben der jeweiligen Akteure besprochen und Kooperationsverträge der potentiellen Kooperationspartner entworfen.

Ziele des Projekts

Das Projekt soll es Kindern und Jugendlichen mit Behinderung ermöglichen, ihre Freizeit nach ihren persönlichen Wünschen, Fähigkeiten und Bedürfnissen zu gestalten. Hierzu sollen sozialraumorientierte Netzwerke zur Entwicklung inklusiver Freizeitangebote im Kreis aufgebaut und bestehende Barrieren abgebaut werden. Zudem sollen alle Akteure im Freizeitbereich für das Thema sensibilisiert werden.  Das Projekt knüpft damit vor allem an Artikel 30 der UN-Behindertenrechtskonvention an, der die Vertragsstaaten u.a. dazu verpflichtet, geeignete Maßnahmen für eine gleichberechtigte Teilnahme von Menschen mit Behinderung an Freizeitaktivitäten zu treffen. Um dieses Ziel zu erreichen sind zum einen Maßnahmen zur Herstellung von Barrierefreiheit (vgl. Artikel 9 UN-BRK) wichtig, zum anderen aber auch vor allem bewusstseinsbildende Prozesse (vgl. Artikel 8 UN-BRK). INVEMA e.V. – als gemeindenaher Unterstützungsdienst (vgl. Artikel 19 UN-BRK) – fördert dabei aktiv diese Entwicklung. Menschen mit Behinderung werden in diesen Prozess aktiv einbezogen.

Rechtlicher Rahmen

Maßnahmen

Das Projekt umfasst Maßnahmen in verschiedenen Bereichen:

Den Aufbau verschiedener regionaler Netzwerke

Es wurden acht sozialräumliche Netzwerke installiert (Kreuztal; Hilchenbach; Wittgenstein; Freudenberg; Neunkirchen-Burbach, Wilns-dorf; Netphen; Stadt Siegen). In jeder der acht sozialraumorientierten Regionen werden regelmäßig Netzwerktreffen ausgerichtet. Themen in den Netzwerktreffen waren beispielsweise:

  • Grundlagen Inklusion
  • Barrierefreiheit
  • Zusammenarbeit mit Eltern
  • inklusive Veranstaltungsorganisation
  • Fördermöglichkeiten

Während eines gemeinsamen Netzwerktreffens hatten die Netzwerkpartner die Möglichkeit an Workshops teilzunehmen. Diese befassten sich mit den Thematiken:

  • Inklusion im Sport,
  • Inklusion in kirchlichen Einrichtungen,
  • warum Kinder- und Jugendarbeit nicht selbstredend inklusiv ist,
  • aber auch der Austausch der Anwesenden zum Themenkomplex „Inklusion im Freizeitbereich“.

Die Organisation von Fortbildungen

(z.B. zur Inklusion in der Gruppenarbeit oder im Sport)

So wurden z.B. folgende Fortbildungen und Schulungen im Jahr 2014 angeboten:

  • In Kooperation mit dem Kreissportbund Siegen-Wittgenstein e.V. wurde die Fortbildung „Teilhabe ermöglichen: Auch im Sport“ angeboten, die für Übungsleiter/innen von Turnvereinen auch als Lizenzverlängerung für den Übungsleiterschein C genutzt werden konnte.
  • Im Rahmen des Projekts wurde ein Fortbildungsabend zum Thema „Teilhabe ermöglichen: Einführung in die Leichte Sprache“ ausgerichtet.
  • Außerdem wurde eine Fortbildung mit dem Titel „Teilhabe ermöglichen: Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit“ in Kooperation mit dem Stadtjugendring Siegen angeboten.
  • In Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Fortbildung für OGS-Kräfte und dem Schulamt Siegen-Wittgenstein wurde eine Fortbildung „Teilhabe ermöglichen: Inklusion in der OGS“ im internen Schulungsprogramm des Schulamtes installiert.
  • Auf vielfachen Wunsch diverser Kooperationspartner des Projekts wurde eine Fortbildung zum Thema „Teilhabe ermöglichen: Tipps zum Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit herausforderndem Verhalten“ ausgerichtet, die dann im Herbst 2014 noch einmal wiederholt wurde.
  • In Kooperation mit dem Kreisjugendring Siegen-Wittgenstein wurde eine zweitägige Fortbildung zum Thema „Inklusion in der Gruppenarbeit“ angeboten. Inhalte waren praktische Tipps und Selbsterfahrungseinheiten zum Thema Inklusion und Beeinträchtigung.

Die Beratung und Hilfestellung beim Abbau struktureller oder einstellungsbedingter Barrieren

Ein Großteil der Arbeit besteht in der Kontaktaufnahme mit den unterschiedlichen Freizeitanbietern in der Region. Zu Beginn des Projektes wurden nach einer Recherche der unterschiedlichen Vereinsdatenbanken 1300 Freizeitanbieter aus der Region angeschrieben und über das Projekt informiert. Im Laufe des Projektzeitraums wurden über 400 Personen aus sehr unterschiedlichen Vereinen aufgesucht, im Rahmen von persönlichen Einzelbesuchen, mit dem Ziel die Barrieren im Kopf abzubauen und über das Projekt zu informieren.

Im Weiteren wurden 370 Personen über verschiedenste Informationsveranstaltungen und Vorträge, die der Vermittlung inklusiver Thematiken und der Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf die Bekanntmachung des Projekts dienen, erreicht (z.B. Vorträge zum Thema Inklusion mit Projektvorstellung, Vorträge zum Thema Inklusion in Sportvereinen). Die Vorträge wurden aus unterschiedlichen Anlässen gehalten: Vorträge bei Team- und Vorstandssitzungen verschiedenster Einrichtungen, Impulsreferate und Informationsabende für Eltern.

Der Aufbau eines Beirates mit Expert/inn/en in eigener Sache

Ein Expertenbeirat wurde aufgebaut. Die Expert/inn/en arbeiten regelmäßig an den unterschiedlichen Bereichen des Projektes mit. So unterstützen sie z.B. die Mitarbeiter/innen bei der Vorbereitung der Netzwerktreffen, bieten Beratung bei einzelnen Fragestellungen und unterstützen das Projekt auf unterschiedliche Weise.

Die Dokumentation von Beispielen guter Praxis im Rahmen eines Handbuches

Zurzeit werden Beispiele guter Praxis in Presseberichten veröffentlicht. Am Ende des Projektes werden sie zusammen mit weiteren relevanten Informationen in einem Handbuch gesammelt.

Beteiligte und Netzwerke

Federführende Verantwortung für das Projekt hat der Verein INVEMA e.V..

Im Projekt arbeiten hauptamtlich eine Inklusionspädagogin, eine       (Sozial-)Pädagogin und eine Soziologin mit den Netzwerkpartnern zusammen.

Der Verein hat im Rahmen des Projektes lokale Netzwerke aufgebaut und kooperiert mit Trägern nichtkommerzieller Kinder- und Jugendarbeit und Trägern von Freizeitaktivitäten (z.B. Sportvereinen, Schulen, Schwimmbädern, der Kommune, Kirchen, Verbänden).

Auch im Rahmen von Fortbildungen finden regelmäßige Kooperationen statt (z.B. mit dem Kreisjugendring, Stadtjugendring Siegen oder dem Kreissportbund Siegen-Wittgenstein).

Außerdem arbeiten unter anderem folgende Kooperationspartner mit dem Projektteam zusammen:

  • CVJM Fellinghausen
  • Jugendkirche Crosspoint  Kreuztal
  • TVG Buschhütten
  • Ev. Kirchengemeinde Kreuztal
  • TuS Fellinghausen
  • Jugendzentrum Next Generation
  • Kinder- und Jugendbüro Kreuztal
  • Jugendzentrum No Limits
  • CVJM Oberschelden
  • Stadt Siegen
  • VfB Wilden
  • Waldritter Freudenberg
  • FRids Freudenberger Kids
  • Ev. Familienzentrum Rabennest Deuz
  • CAJ
  • Kunstwerkstatt Wied
  • TVE Netphen

Viele weitere Vereine arbeiten in den regionalen Netzwerken mit dem Projektteam zusammen.

Zum Netzwerkaufbau wurden zu Beginn des Projektes insgesamt 1.500 Anschreiben an alle lokalen Vereine verschickt. Hierzu wurden die Internetseiten der Kommune nach den Vereinsregistern durchsucht und eine Datenbank für das Projekt erstellt (wobei diese dauerhaft gepflegt werden muss). Kontakte wurden häufig telefonisch hergestellt und im Rahmen persönlicher Gespräche vertieft (es wurden insgesamt ca. 400 Vereine aufgesucht). Teilweise melden sich Akteure im Freizeitbereich in Folge eines Erstberatungsgespräches durch INVEMA e.V. auch nur, wenn ein konkreter Bedarf besteht (wenn beispielsweise ein Kind mit einer Behinderung Mitglied in einem Verein wird gibt es häufig im Vorfeld Fragen und Befürchtungen. Wenn das Kind das Angebot wahrnimmt erübrigen sich viele Fragen, die im Vorfeld bestanden, von allein).

Für eine kontinuierliche Zusammenarbeit haben sich feste Ansprechpartner in den Vereinen als nützlich erwiesen.

Zudem war eine intensive Öffentlichkeitsarbeit dem Aufbau von Netzwerken dienlich.

Im Sinne der Qualitätssicherung werden selbstverständlich Menschen mit Behinderung involviert. Es werden verschiedene Möglichkeiten der Partizipation im Rahmen des Projektes eröffnet (z.B. im Rahmen der Netzwerktreffen, im Beirat für Expert/inn/en in eigener Sache, bei der Beratung der Kooperationspartner vor Ort).

Zur Gewinnung von Experten in eigener Sache wurden zum einen Nutzer/innen von Angeboten von INVEMA e.V. gezielt angesprochen, zum anderen wurden aber auch alle Vereinsmitglieder im Rahmen regelmäßiger Informationsschreiben in Kenntnis über den Stand des Projektes gesetzt und zur Mitarbeit aufgerufen. Zudem wurde Kontakt zu verschiedenen Selbsthilfegruppen aufgenommen. Teilweise kamen auch Vereine eigeninitiativ auf den Projektträger zu und schlugen eigene Mitglieder mit Beeinträchtigung für eine Mitwirkung vor (in vielen Vereinen waren bereits Betroffene vertreten). Bei der Akquise von Experten in eigener Sache hat sich zudem die Öffentlichkeitsarbeit als nützlich erwiesen. Die Experten in eigener Sache kommen aus vielen verschiedenen Kontexten (auch Behindertenbeauftragte, Eltern von Kindern mit Beeinträchtigung). Das Projekt hat bei der Erstellung des Inklusionsberichts des Kreises Siegen -Wittegenstein in dem Arbeitskreis Kultur und Freizeit mitgewirkt.

Finanzierung und Ausstattung

Finanziert wird das Projekt  zu 80% durch Aktion Mensch im Rahmen des Förderprogramms Inklusion sowie zu 20% durch Eigenmittel des Vereins INVEMA e.V..

Als wesentliche Ressource können die Netzwerkarbeit und die Kooperationsstrukturen angesehen werden.

Projektablauf und zeitliche Rahmung

Am Anfang des Projektvorhabens stand im Jahr 2011 eine einjährige, ebenfalls von Aktion Mensch geförderte, Vorlaufphase unter dem Titel „Projekt Freizeitbörse“.

Zum 01.01.2013 war der offizielle Start des insgesamt dreijährigen Projektes. Die Projektphase unterteilt sich in drei Schritte.

Zunächst sollen Träger vor Ort anhand von Netzwerktreffen und Einzelberatungen für die Thematik der Inklusion sensibilisiert werden.

Darauf aufbauend sollen konkrete Angebote der Träger – mit Unterstützung des Vereins – für Menschen mit Behinderung zugänglich gemacht werden.

Im letzten Schritt sollen bereits bestehende positive Erfahrungen und Beispiele für verschiedene Formen der Öffentlichkeitsarbeit in Form eines best-practice-Handbuchs genutzt werden.

Über aktuelles im Rahmen des Projektes informiert der Verein auf seiner Homepage. Hier werden auch die aktuellen Termine bekannt gegeben.

Alle Interessierte können sich an Netzwerktreffen, Fortbildungen oder anderen Veranstaltungen beteiligen.

Die Öffentlichkeitsarbeit findet ansonsten insbesondere über Printmedien statt. Es wurde aber auch ein Fernsehspot gedreht, der im Rahmen der wöchentlichen Gewinnzahlen von Aktion Mensch gezeigt wurde. Zudem gab es einen Beitrag im Radio.

Inklusive Ausrichtung des Projektes und Gemeinwesenbezug

Im Rahmen des Projektes sollen keine neuen Angebote geschaffen werden, sondern bereits bestehende Strukturen und Angebote im Gemeinwesen im Bereich der Freizeit inklusiv gestaltet werden.

Dies geschieht zum einen durch Beratung und Schulung der Akteure und durch eine umfassende Netzwerkarbeit. Auf diese Weise besteht die Chance, Barrieren gezielt abzubauen, vorhandene Angebote zugänglich zu machen und segregierende Strukturen im besten Falle überflüssig zu machen. Durch die Nutzung von Freizeitangeboten durch Menschen mit und ohne Behinderung können die Wertschätzung von Vielfalt gefördert und damit auch bewusstseinsbildende Prozesse in der Bevölkerung angeregt werden.

Nachhaltigkeit

Das Projekt ist zeitlich befristet, jedoch sehr stark auf den Aspekt der Nachhaltigkeit ausgerichtet. So können beispielsweise durch Schulungen, Akteure im Gemeinwesen befähigt werden, Angebote von vorne herein inklusiv zu gestalten bzw. zu öffnen. Zudem können die geknüpften Netzwerke auch über den Projektzeitraum hinaus Bestand haben und somit gegenseitige Lernprozesse und ein Erfahrungsaustausch auch weiterhin stattfinden. Die Aufbereitung und systematische Dokumentation von Beispielen guter Praxis kann zudem nachhaltige Effekte erzielen.

Verstetigungseffekte sind jedoch nur wahrscheinlich, wenn sich – auch nach Ende des Projektes – Akteure verantwortlich fühlen und zeigen. Die Erfahrungen des Projektträgers zeigen, dass dies in Verbindung mit hauptamtlichem Personal in der Regel besser funktioniert als wenn Verantwortlichkeiten allein auf ehrenamtlichem Engagement fußen.

Gesamteinschätzung

Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung im Bereich der Freizeit. Aufgrund der Tatsache, dass dabei konsequent an bestehende Angebote und Strukturen im Sozialraum angeknüpft wird, unter Einbeziehung der Betroffenen regionale Netzwerke gebildet werden und nachhaltige strukturelle Veränderungen erzielt werden sollen, dient das Projekt zudem unmittelbar der Entwicklung eines inklusiven Gemeinwesens. Vor diesem Hintergrund bietet es wichtige Anknüpfungspunkte für andere Akteure, die ähnliche Veränderungsprozesse im Bereich der Freizeitgestaltung anstoßen möchten.

Einschätzung der Projektverantwortlichen

In den ersten beiden Jahren der Projektlaufzeit konnten sehr viele interessierte Anbieter von Freizeitaktivitäten im Kreis Siegen-Wittgenstein erreicht werden. Unter anderem ein allgemeiner Flyerversand zur Information zu Beginn des Projekts, persönliche Besuche und Beratungen und diverse Informationsstände haben dazu beigetragen, dass das Projekt inzwischen im gesamten Kreisgebiet bekannt ist und viele Akteure für eine Zusammenarbeit gewonnen werden konnten.

Die Eigeninitiative und die aufsuchende Arbeit des Projektträgers stellen aus dessen Sicht wichtige Gelingensfaktoren im Hinblick auf die Netzwerkarbeit dar und verringern den zeitlichen Aufwand für die – häufig ehrenamtlich tätigen – Akteure. Die regionale Bekanntheit des Vereins und die hohe Vereinsdichte in der Region trugen aus dessen Sicht zusätzlich zum Erfolg der Kooperationen bei.

Bei der konkreten Zusammenarbeit mit den vielfältigen Akteuren hat es sich immer wieder als wichtig erwiesen, den Begriff der Inklusion niedrigeschwellig und wiederholt zu erläutern und gemeinsam zu diskutieren. Häufig ist die Begrifflichkeit an sich immer noch unklar, bzw. mit falschen Vorstellungen verknüpft.

Ein häufig auftretendes Problem bei der Netzwerkarbeit sind die zeitlichen Ressourcen vieler ehrenamtlicher Akteure im Freizeitbereich. Diese und auch die personellen Ressourcen sind hier häufig stark begrenzt und eine gemeinsame Terminfindung für Netzwerktreffen demzufolge deutlich erschwert. Der Projektträger nutzt daher – wo es sie gibt – bereits bestehende Netzwerke. So nimmt eine Mitarbeiterin beispielsweise in einer Kommune regelmäßig am bereits existierenden Arbeitskreis „Familie, Bildung und Integration“, welcher von der Stadtjugendpflegerin organisiert wird, teil und thematisiert dort Fragestellungen der Förderung von Inklusion. Die Nutzung bereits vorhandener Strukturen fördert zudem die Nachhaltigkeit des Projektes.

Es stellt sich  heraus, dass nicht nur die Beratungsarbeit auf Ebene der Freizeitanbieter, sondern auch die Information und Begleitung der Familien der Kinder mit Behinderung selbst von zentraler Bedeutung ist.

So zeigen beispielsweise insbesondere die Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung häufig Ängste in Bezug auf inklusive Freizeitangebote, die teilweise auf bereits gemachte Ausgrenzungserfahrungen in diesem Bereich zurückzuführen sind. Teilweise fehlt es den Eltern aber auch an Ideen, der Vorstellung was es alles an Freizeitaktivitäten gibt und welche Möglichkeiten ihr Kind hat. Hier ist die Eigeninitiative der Eltern ein entscheidender Faktor. Die Eltern müssen den ersten Schritt tun und die Vereine als Experten unterstützen. Noch sind wir von einer selbstverständlichen Inklusion in allen Bereichen weit entfernt. Nur über positives Erleben können die Barrieren im Kopf von beiden Seiten abgebaut werden. Manchmal übertragen sich diese Ängste auf die Kinder und Jugendlichen selber, insgesamt ist bei diesen aber eine hohe Offenheit festzustellen.

Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit können alle Zielgruppen des Projektes (Akteure aus dem Freizeitbereich, „betroffene“ Familien und die Bevölkerung als solche) erreicht werden.

Außerdem sind auch die fachlichen Fortbildungen von besonderer Gewichtung: Nur wenn sich die Gruppen- und Übungsleiter gut vorbereitet und entsprechend zur Umsetzung von Inklusion „befähigt“ fühlen, kann die Öffnung der Angebote in einem für alle Beteiligten zufriedenstellenden Maße gelingen.

Insgesamt ist aus Sicht des Projektträgers vor allem die Bewusstseinsbildung ein wichtiges Ziel. Der Inklusionsgedanke ist bei vielen Bürger/innen leider immer noch nicht angekommen, es werden vielerorts Widerstände deutlich und häufig werden eher Probleme als Lösungen fokussiert. Daher ist die kontinuierliche Information und Diskussion mit allen Beteiligten ein wichtiger Gelingensfaktor für den Gesamterfolg des Projektes.

Ansprechpartner/in

Stephan Lück

Geschäftsführer Verein INVEMA e.V.

Invema e.V.

Roonstraße 21

57223 Kreuztal

Telefon: 02732 55290-40

E-Mail: s.lueck@invema-ev.de 

Bildrechte

Die zur Illustration verwendeten Bilder wurden uns von den jeweiligen Projektverantwortlichen zur Verfügung gestellt. Dem Projektpartner bleiben alle Urheberrechte vorbehalten.