Inklusives Tanzturnier

Kurzdarstellung der Aktivität

Der Tanzsportclub Olsberg bietet im Hochsauerland seit über 30 Jahren ein vielseitiges Tanzangebot für Jung und Alt an. Das Angebot reicht von Standard- und lateinamerikanischen Tänzen, über Linedance und Rollstuhltanz im Breitensport bis hin zu Turniervorbereitungen. Im Jahr 2014 feierte die inklusiv ausgerichtete Rollstuhlabteilung bereits ihr 15-jähriges Bestehen. Im Tanzstudio des Vereins treffen sich dementsprechend regelmäßig Menschen mit und ohne Behinderungen.

Das vorhandene Sportangebot des Tanzsportclubs Olsberg e.V. ist ein Beispiel für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben.

Im Jubiläumsjahr 2014 veranstaltete der TSC Olsberg ein Tanzturnier, zu dem Tanzpaare aus Hessen, Niedersachsen und NRW begrüßt wurden. Beim Breitensport-Mannschaftswettbewerb für Fußgänger-Tanzpaare wirkten in einigen Mannschaften ebenfalls Rollstuhltanzpaare mit. Das ein Rollstuhltanzpaar an einem Fußgänger-Tanzturnier teilnimmt, ist außergewöhnlich. Da die Olsberger Rolli-Tanzpaare bei allen Vereinsfeiern und Bällen selbstverständlich auch immer auf der Tanzfläche aufzufinden sind, nahmen sie ebenfalls an dem Turnier teil. Aus diesem Grund brachte das Turnier noch einmal die gelungene Inklusion im Tanzsportclub Olsberg zum Ausdruck. Da die gemeinsame Freizeitgestaltung ein Anliegen des TSC Olsberg ist werden zukünftig weitere inklusiv ausgerichtete Tanzturniere angestrebt.

Lebensbereich

  • Freizeit

Gebietskörperschaft

  • Kreis (Hochsauerlandkreis)
  • Grenzüberschreitend (Hessen, NRW, Niedersachsen)

Einwohnerzahl

  • 265.245 (Hochsauerlandkreis)

Zuordnung zu Dimensionen

  • inklusive Gestaltung von Bildungseinrichtungen und anderen Dienste des öffentlichen Lebens

Ausschlaggebender Impuls

Der Tanzsportclub Olsberg e.V. eröffnete 1999 die Rollstuhltanzabteilung und etablierte damit eine inklusiv ausgerichtete Tanzgruppe, in der Menschen mit Behinderung und ohne Behinderung gemeinsam ihrem Hobby nachgehen können. Durch die Teilhabe am gemeinsamen Vereinsleben etablierte sich ein Vereinsverständnis, welches Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen als Vereinszugehörige ansieht. Aus diesem Normalitätsverständnis heraus und durch die aktive Beteiligung der Menschen mit Behinderung bei internen Veranstaltungen organisierte der Verein 2014 ein inklusives Tanzturnier.

Anlässlich des 30-jährigen Vereinsjubiläums und 15-jährigen Bestehens der Rollstuhltanzabteilung wurde ein besonderes Event geplant. Bereits vor 15 Jahren sprach man (im Verein wie in allen Teilen der Gesellschaft) von „Integration“ von Menschen mit Behinderungen. Daher wurde im TSC Olsberg e.V. die Abteilung Rollstuhltanz gegründet. Inzwischen sind sie einen Schritt weiter und sprechen von „Inklusion“. Menschen mit Behinderungen sind wie selbstverständlich „mittendrin“ in allen Vereinsaktivitäten. Dieses wurde mit dem Mannschaftswettbewerb (1 Rollstuhltanzpaar in einer Mannschaft mit 4 weiteren Fußgängertanzpaaren pro Verein) verdeutlicht.

Die Idee für diese neue Durchführungsform eines Mannschaftswettbewerbs wurde von den Rollstuhltänzern geäußert und vom Vorstand des TSC Olsberg unterstützt. Letztendlich benötigt man „Kümmerer“ und den Mut, neue Wege zu gehen. Es nützt nichts, solche Aktionen verpflichtend „von Oben“ umzusetzen.

Ziele des Projekts

Das Ziel des inklusiven Tanzturniers ist es, Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen in den Turniersport einzubinden und dadurch ein inklusives Normalitätsverständnis zu etablieren. Außerdem beinhaltet die Ausrichtung eines inklusiven Tanzturniers ein vorab regelmäßig stattfindendes inklusives Tanztraining, welches die Teilhabe von Menschen mit Behinderung an Freizeitaktivitäten voraussetzt. Das inklusive Tanzturnier des TSC Olsberg soll zudem als Beispiel für gelungene Inklusion dienen und einen Vorbildcharakter für weitere Turniere darstellen. Das selbstformulierte Ziel des Projektes ist es, dass Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam ihrem Hobby, dem Tanzsport, nachgehen können. Der Verein leistet mit dem gemeinsamen Tanzsport im Verein und mit der Realisierung des inklusiven Tanzturniers einen Beitrag zur Umsetzung der UN-BRK. Die Maßnahmen leisten insbesondere einen Beitrag zur Umsetzung des Artikels 30 der UN-BRK, in dem die Teilhabe an Freizeitaktivitäten aufgegriffen wird. Ebenso wird durch die gemeinsame Freizeitaktivität ein Begegnungsraum von Menschen mit und ohne Behinderungen geschaffen, der zur Bewusstseinsbildung (Artikel 8, UN- BRK) beiträgt und zum Abbau der Barrieren in den Köpfen der Menschen führt.

Rechtlicher Rahmen

UN-Behindertenrechtskonvention (Artikel 8, 30)

Maßnahmen

Der Verein TSC Olsberg bietet in der Abteilung Rehabilitationssport inklusiven Rollstuhltanz an. Hierzu findet je nach Tanzgruppe einmal wöchentlich oder alle vierzehn Tage ein Tanztraining statt, bei dem Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam ihrem Hobby nachgehen können. Sie üben diesen Sport in vier Gruppen aus, die dem unterschiedlichen Grad der Behinderungen gerecht werden. Die Alterspanne der Tanzsportler geht von 16 bis 78 Jahren und verdeutlicht, dass dieser Sport bis ins hohe Alter ausgeübt werden kann.

Der Verein richtet außerdem ein inklusives Tanzturnier aus und bietet damit die Möglichkeit, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam ihre Freizeit gestalten können. Doch nicht nur die gemeinsame Gestaltung ihrer Freizeit wird durch das, dem Tanzturnier zugrundeliegende Tanztraining, realisiert, sondern auch eine Teilnahme am Leistungssport bei der eine gleichgestellte Bewertung erfolgt. Das inklusive Tanzturnier trägt damit zur Umsetzung des Artikels 30 der UN- BRK bei und ermöglicht durch die damit verbundene Öffentlichkeitsarbeit außerdem eine Sensibilisierung der Gesellschaft für das Thema Inklusion im Bereich der Freizeitgestaltung (Artikel 8, UN- BRK).

Beteiligte und Netzwerke

Die federführende Verantwortung für das inklusive Tanzturnier trägt der TSC Olsberg, da dieser für die Durchführung und Planung des Turniers zuständig ist.

Da der Impuls zur Durchführung des Tanzturnieres durch Vereinsmitglieder mit Behinderung angestoßen wurde, waren diese sowohl in der Planung und Organisation, als auch an der Durchführung beteiligt.

Alle Aktiven im Verein arbeiten auf ehrenamtlicher Basis. Neue „Kümmerer“ sind, wie in allen Vereinen herzlich willkommen. Leider ist es in den vergangenen Jahren, wie in anderen Vereinen auch immer schwieriger geworden, Ehrenamtliche für die Vorstandsarbeit, Übungsleitertätigkeiten und für die tatkräftige Unterstützung bei Projekten und anderen Aktivitäten zu gewinnen. Lediglich die Trainer und Übungsleiter  des Vereins erhalten eine Aufwandsentschädigung für ihre Tätigkeiten.

Finanzierung und Ausstattung

Für die Finanzierung des Tanzturniers konnten zwei ortsansässige Banken als Sponsoren gewonnen werden. Aufgrund von Kosten wie z. B. Saalmiete und Kostenerstattung der Wertungsrichter ist so ein Tanzturnier jedoch in der Regel mit einem finanziellen Defizit für den Verein verbunden. 

Projektablauf und zeitliche Rahmung

Das inklusive Tanzturnier ist eine Veranstaltung, die im Jahr 2014 erstmalig ausgetragen worden ist. Es handelt sich dabei um eine eintägige Veranstaltung, deren Durchführung in den kommenden Jahren regelmäßig wiederholt werden soll.

Die Pressearbeit über das inklusiv ausgerichtete Tanzturnier trägt zur Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit bei. Durch die mit dem Turnier verbundenen Berichterstattungen in den regionalen Medien konnte große Aufmerksamkeit erlangt werden. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass die Öffentlichkeit für das Thema der Inklusion sensibilisiert wird.

Inklusive Ausrichtung des Projektes und Gemeinwesenbezug

Das Projekt „inklusives Tanzturnier“, welches durch den Tanzsportclub Olsberg ins Leben gerufen wurde, ist aufgrund unterschiedlicher Aspekte als inklusiv zu bezeichnen.

Zum einen besteht ein selbstverständlicher Einbezug von Menschen mit und Menschen ohne Behinderungen in der inklusiven Rollstuhltanzgruppe, sowie auch im generellen Vereinsleben und in den dortigen Veranstaltungen. Zum anderen ermöglicht die inklusive Ausrichtung des Projekts einen Begegnungsraum für Menschen mit und ohne Behinderungen und kann dadurch zum Abbau vorhandener Barrieren beitragen. Die Ausrichtung des „inklusiven Tanzturniers“ trägt außerdem dazu bei, dass Menschen mit und ohne Behinderung im Bereich des Leistungstanzes gemeinsam bewertet werden.

Das Projekt ist zudem überregional eingebunden, da Tanzpaare aus NRW, Hessen und Niedersachsen an dem Turnier teilnehmen können und bietet damit die Möglichkeit, auch bundesländerübergreifend die Inklusion in diesem Bereich zu fördern.

Die Planung und Durchführung des inklusiven Tanzturniers kam aufgrund der bereits vorhandenen inklusiven Strukturen im TSC Olsberg zustande. Die im Verein aktiven Menschen mit Behinderungen machten ihren Wunsch nach einem inklusiven Tanzturnier deutlich und bekamen von der Vereinsleitung und weiteren Vereinsmitgliedern Unterstützung. Die vorhandenen Vereinsstrukturen können dementsprechend als Grundlage für die Realisierung des Turniers angesehen werden.

Das inklusive Tanzturnier wird außerdem in einem barrierefreien Tanzsaal veranstaltet und ermöglicht damit jedem Interessierten den Zugang zu dieser Veranstaltung.

Nachhaltigkeit

Das bislang einmalig durchgeführte Projekt soll in Abständen von zwei bis drei Jahren regelmäßig umgesetzt werden und ist damit dauerhaft ausgerichtet.

Durch die im Rahmen des Turniers entstehende Öffentlichkeitsarbeit soll außerdem die Sensibilisierung zum Thema Inklusion in der Gesellschaft etabliert und die damit verbundene Bewusstseinsbildung gestärkt werden. Wodurch dauerhaft eine Bewusstseinsveränderung in der Gesellschaft entstehen könnte.

Da aktuell nur wenige inklusive Tanzturniere vorhanden sind, könnte das inklusive Tanzturnier des TSC Olsberg einen Vorbildcharakter erhalten und zum Anstoß weiterer inklusiv ausgerichteter Turniere beitragen. Insbesondere die Teilnehmer des Turniers, die nicht dem TSC Olsberg zugehörig sind, machen durch das inklusive Turnier Erfahrungen mit einer solchen Turnieröffnung und können Interesse daran entwickeln, ihre eigenen Veranstaltungen ebenfalls zu öffnen.

Die Ausrichtung eines Turniers ist immer mit Arbeit und viel Organisation verbunden, aus diesem Grund ist anzunehmen, dass eine inklusive Öffnung vorhandener Turniere – auch in anderen Regionen – keine erhebliche Mehrarbeit bedeutet. Die Übertragbarkeit auf andere Regionen ist damit nicht mit einem hohen Aufwand verbunden.

Bei den Planungen des inklusiven Tanzturniers wurde festgestellt, dass die Wertungsrichter von „Fußgänger“-Tanzturnieren in der Regel nicht mit den Grundkenntnissen und Bewertungskriterien des Rollstuhltanzes vertraut sind. Daher sollte eine entsprechende Zusatzqualifikation in die Ausbildung der Wertungsrichter aufgenommen werden. Das gleiche gilt für Übungsleiter- und Trainerschulungen. Aus dieser Feststellung heraus entstand eine Kontaktaufnahme zum Beauftragten für Rollstuhltanz des Behindertensportverbandes NRW. Daraus entwickelte sich der Versuch, die Bewertungskriterien für Rollstuhltanz in den Fortbildungsprogrammen für Wertungsrichter zu etablieren. Dieser Anstoß kann dazu beitragen, dass sich dauerhaft ein verändertes Verständnis von Menschen mit Behinderungen im Bereich des Tanzturniersports einfindet.

Gesamteinschätzung

Das „inklusive Tanzturnier“ ist ein Projekt, welches mit relativ wenig Aufwand auch in andere Regionen übertragen werden kann, jedoch wie jedes Tanzturnier mit hohen Kosten verbunden ist. Hierzu muss zum einen beachtet werden, dass es notwendig ist, einen barrierefreien Raum zu nutzen und Tanzvereine mit Rollstuhltanzgruppen oder anderen Gruppen, die inklusiv ausgerichtet sind, effektiv für die Teilnahme an solchen Turnieren zu gewinnen.

Das Projekt trägt durch die darin enthaltene inklusive Freizeitgestaltung zur Umsetzung des Artikels 30 der UN-Behindertenrechtskonvention bei und ermöglicht die geforderte generelle Teilhabe an Freizeitaktivitäten. Ebenso sensibilisiert es durch die, in der Öffentlichkeit stattfindenden, Turniere die Gesellschaft für das Thema der Inklusion. Damit zusammenhängend wird auch die Bewusstseinsbildung in diesem Themenbereich gestärkt, wie in Artikel 8 der UN-BRK gefordert.

Bereits vorhandene Strukturen, nämlich die inklusive Rollstuhltanzgruppe des TSC Olsberg und die mit dieser Gruppe erlebten Erfahrungen, leisten einen Beitrag zur Entwicklung eines inklusiven Gemeinwesens durch die Etablierung eines für alle gleichermaßen zugängliches Tanzturniers. Bereits vorhandene Strukturen werden genutzt und ermöglichen eine weitreichende Öffnung vorhandener Sozialräume.

Einschätzung der Projektverantwortlichen

Sowohl die Zuschauer als auch die Tanzpaare, die bisher noch nicht mit dem Rollstuhltanz vertraut waren, zeigten sich begeistert und lobten diesen gemeinsamen Breitensportwettbewerb. Man kann schnell miteinander ins Gespräch kommen und Erfahrungen austauschen. Vertreter anderer Sportvereine möchten in Zukunft ähnliche Aktivitäten initiieren. Da die Wertungsrichter von „Fußgänger“-Tanzturnieren in der Regel nicht mit den Grundkenntnissen und Bewertungskriterien des Rollstuhltanzes vertraut sind, sollte diese Zusatzqualifikation in die Ausbildung der Wertungsrichter aufgenommen werden. Das gleiche gilt für Übungsleiter- und Trainerschulungen. Leider arbeiten die Landessportverbände und Behindertensportverbände parallel und bieten keine gemeinsamen Fortbildungsangebote im Tanzsport an.

Eine problematische Ausgangslage für inklusive Tanzturniere stellt das nur mäßig vorhandene Interesse von Menschen ohne Behinderung an inklusiven Tanzgruppen dar. Häufig sind es Bekannte oder Partner von Menschen mit Behinderungen, die in Rolli- oder ähnlichen Tanzgruppen aktiv werden. Wünschenswert wäre hier ein vermehrtes Interesse von Menschen ohne Behinderungen zu fördern, sodass bereits die einzelnen Tanzstudios und Gruppen genügend interessierte Teilnehmer für ein inklusives Tanzturnier vorweisen könnten.

allgemeine Informationen und Materialien

Internetseite des TSC Olsberg unter: http://www.tsc-olsberg.de/index.php/homepage.

Ansprechpartner/in

Martin Künemund

Tanzsportclub Olsberg e.V.
Am Schwesternheim 5
59939 Olsberg

E-Mail: m.kuenemund@josefsheim-bigge.de
Tel.: 02962/ 800- 469

Bildrechte

Die zur Illustration verwendeten Bilder wurden uns von den jeweiligen Projektverantwortlichen zur Verfügung gestellt. Dem Projektpartner bleiben alle Urheberrechte vorbehalten.