AlleInklusive Eitorf - Eine Gemeinde vernetzen

Kurzdarstellung der Aktivität

Ein inklusives Gemeinwesen und ein Zusammenleben aller, z.B. Menschen mit und ohne Behinderungen oder mit und ohne Migrationshintergrund, ist in vielen Städten und Gemeinden noch keine Selbstverständlichkeit. Häufig existieren Vorurteile, Ängste, Vorbehalte o.Ä. gegenüber bestimmten Personengruppen bzw. Merkmalen (Behinderung, Ethnizität,…). Angeregt durch einen Vortrag von Prof. Hans Wocken im Winter 2010 zum Thema Inklusion in der Grundschule Eitorf und die seit vielen Jahren praktizierte Inklusion an der Grundschule Harmonie (http://www.grundschule-harmonie.de/) in Eitorf wurde auf Initiative der Bürger/innen des Arbeitskreis AlleInklusive Eitorf gegründet.

Die Zielsetzung der ehrenamtlichen Bürgerinitiative ist es, ein inklusives Gemeinwesen in Eitorf aktiv zu fördern und zu gestalten. Ferner verfolgt man das Ziel der Erstellung eines Inklusionsplans sowie die Einführung eines Inklusionsbeauftragten für den Rhein-Sieg-Kreis.

Durch verschiedene gemeinschaftliche Projekte werden Menschen und Institutionen miteinander vernetzt. Zugleich soll damit die Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen und schulischen Leben zu einer Selbstverständlichkeit im Alltagsgeschehen der Kommune werden. Die Projekte werden von und für Menschen mit und ohne Behinderungen geplant und umgesetzt. Dabei handelt es sich um ganz unterschiedliche Ideen, die dazu beitragen, Vorurteile und Berührungsängste abzubauen, Erlebnisse miteinander zu teilen, Aufklärung zu leisten oder Netzwerke aufzubauen. Beispielsweise konnten durch eine enge Kooperation mit der Gemeinde drei Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen an zwei Grundschulen und im offenen Ganztag eingerichtet werden. In einem weiteren Projekt - „Eitorf will´s wissen“ - organisierte der Arbeitskreis u.a. mit Bürger/inne/n, Firmen und ortsansässigen Vereinen eine Serie von fast 30 Veranstaltungen rund um Inklusion. Zudem werden weitere Projekte wie Wettbewerbe, Spiel- und Sportevents, Bildungsseminare oder gemeinschaftliche Aktivitäten wie Wandern oder Singen organisiert.

Das Team AlleInklusive kooperiert mit unterschiedlichen Institutionen, Schulen, Vereinen oder Gemeinden wie z.B. mit der Grundschule Harmonie, der Jugendfeuerwehr oder der Gemeinde Eitorf. Auch auf politischer Ebene finden Gespräche statt, beispielsweise mit Eitorfer Kommunalpolitiker/inne/n.

Insgesamt leistet das Projekt einen Beitrag zu „Leben mittendrin“ (Artikel 19 der UN-BRK), fördert die gleichberechtigte Teilhabe an kulturellen Angeboten für Menschen mit Behinderungen (Artikel 30 UN-BRK) und ermöglicht Kindern mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen Kindern an den Veranstaltungen von AlleInklusive teilnehmen zu können (Artikel 7 UN-BRK).

Lebensbereich

  • Bildung 

  • Freizeit 

  • Kultur

  • Wohnen 

  • Politik 

  • Arbeit & Beschäftigung

  • Spiritualität und Religion 

  • Partnerschaft und Familie

  • Bürgerschaftliches Engagement 

  • Kommunikation und Interaktion

     

Gebietskörperschaft

  • Gemeinde Eitorf (53783)

  • Rhein-Sieg-Kreis (Kreisstadt Siegburg)

Einwohnerzahl

  • Ca. 18.471 

Zuordnung zu Dimensionen

  • Partizipation und Selbstvertretung von Menschen mit Behinderungen

  • Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für die Idee der Inklusion

  • inklusive Gestaltung von Bildungseinrichtungen und anderen Diensten des öffentlichen Lebens (Mainstreaming)

Ausschlaggebender Impuls

Förderung und Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit

In Eitorf leben und arbeiten viele Menschen mit geistigen, körperlichen oder seelischen Beeinträchtigungen sowie Menschen unterschiedlicher Herkunft und Menschen, die seit Generationen in Eitorf leben, gemeinsam. In der Grundschule Harmonie wird Inklusion bereits als selbstverständlich angesehen und seit langem praktiziert. Um das Bewusstsein für ein gemeinsames Aufwachsen, Lernen und Leben in der Gemeinde Eitorf zu fördern, hielt Prof. Hans Wocken im Winter 2010 einen Vortrag zum Thema Inklusion in der Grundschule Eitorf. Hierzu wurden neben den Schulgemeinden der Grundschule Eitorf und Grundschule Harmonie, die Bürger/innen Eitorfs eingeladen. Es gab viele Anregungen, um begonnene Wege zur Inklusion in der Gemeinde voranzutreiben und weiterzuentwickeln. Daraufhin wurde auf Initiative der Bürger/innen in Eitorf ein erstes Treffen am 30. Juni 2011 organisiert, zu dem rund 70 Interessierte erschienen. In einem aktiven Austausch wurde stattfindende, inklusive Arbeit benannt, beschrieben und dargestellt, denn diese bildet das Fundament der Inklusionsbewegung. Aus dieser Veranstaltung entstand der Arbeitskreis AlleInklusive Eitorf.

Ziele des Projekts

Individuelle und umfeldbezogene Unterstützung der Kommunikationsfähigkeiten

Die Zielsetzung des Arbeitskreises ist es, ein inklusives Gemeinwesen in Eitorf aktiv zu fördern und zu gestalten. Ferner verfolgt man das Ziel der Erstellung eines Inklusionsplans sowie die Einführung eines Inklusionsbeauftragten für den Rhein-Sieg-Kreis.

Durch verschiedene gemeinschaftliche Projekte sollen Menschen miteinander vernetzt werden. Zugleich soll damit die Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen und schulischen Leben zu einer Selbstverständlichkeit im Alltagsgeschehen der Kommune werden. Der Arbeitskreis möchte letztlich einen aktiven Austausch anregen, in dem inklusive Arbeit gemeinsam entworfen, beschrieben und in Form von verschiedenen Projekten und Aktionen umgesetzt werden kann. Verschiedene Projekte, die Barrieren abbauen und eine gezielte Vernetzung aller Menschen und Institutionen herstellen, werden von und für Menschen mit und ohne Behinderungen geplant und umgesetzt. Dabei handelt es sich um ganz unterschiedliche Ideen, die einen Beitrag für ein inklusives Miteinander leisten können, mit dem Ziel Vorurteile und Berührungsängste abzubauen, Erlebnisse miteinander zu teilen, Aufklärung zu leisten oder Netzwerke aufzubauen. Die Projekte werden u.a. in den Bereichen Bildung, Arbeit, Freizeit und Kultur umgesetzt.

Damit folgt AlleInklusive Eitorf ganzheitlich den Zielsetzungen und den Grundsätzen der UN-BRK. Diese Allgemeinen Grundsätze der UN-BRK sind in Artikel 3 beschrieben (und entsprechen im weitesten Sinne der Zielsetzung der Bürgerinitiative). Darin heißt es:

„Artikel 3 der UN-Behindertenrechtskonvention bestimmt die allgemeinen Grundsätze, die dem Verständnis der Vorschriften der UN-Behindertenrechtskonvention dienen und bei ihr heranzuziehen sind:

Diese allgemeinen Grundsätze des Übereinkommens sind im Einzelnen:

  • die Achtung der dem Menschen innewohnenden Würde, seiner individuellen Autonomie, einschließlich der Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen sowie seiner Unabhängigkeit im Sinne von Selbstbestimmung,

  • die Nichtdiskriminierung,

  • die volle und wirksame Teilhabe an der Gesellschaft und Einbeziehung in die Gesellschaft,

  • die Achtung vor der Unterschiedlichkeit von Menschen mit Behinderungen und die Akzeptanz dieser Menschen als Teil der menschlichen Vielfalt und der Menschheit,

  • die Chancengleichheit,

  • die Zugänglichkeit,

  • die Gleichberechtigung von Mann und Frau,

  • die Achtung vor den sich entwickelnden Fähigkeiten von Kindern mit Behinderungen und die Achtung ihres Rechts auf Wahrung ihrer Identität.“

Rechtlicher Rahmen

Das Projekt AlleInklusive realisiert insbesondere die Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention (siehe Ziele des Projekts). Neben den in Artikel 3 genannten allgemeinen Grundsätzen der Konvention werden durch die Vielzahl der Projekte von AlleInklusive verschiedene Lebensbereiche berührt, die gleichberechtigte Teilhabe im Sinne der Konvention ermöglichen: Insgesamt leistet das Projekt einen Beitrag zu „Leben mittendrin“ (Artikel 19 der UN-BRK) und schafft dahingehend ein Bewusstsein. Weiter realisiert AlleInklusive viele Projekte im Bereich Freizeit und Kultur, wodurch die gleichberechtigte Teilhabe an solchen Angeboten für Menschen mit Behinderungen ermöglicht wird (Artikel 30 UN-BRK). Netzwerkarbeit ebnet bei AlleInklusive Wege für Menschen mit Behinderungen, Arbeitsplätze zu finden (Artikel 27 der UN-BRK). Auch der Bereich Bildung wird im Spektrum des Projektes einbezogen (Artikel 24 der UN-BRK). Den besonderen Bedürfnissen von Kindern mit Behinderungen wird AlleInklusive durch die Bandbreite an Projekten gerecht, die sich gezielt an Kinder richten (Artikel 7 UN-BRK) und Kindern mit Behinderungen ermöglicht, gleichberechtigt mit anderen Kindern an den Angeboten teilnehmen zu können. Des Weiteren trägt „AlleInklusive“ zur Bewusstseinsbildung bei, regt zu einem neuen Bild von Menschen mit Behinderungen als gleichwertige und gleichberechtigte Mitglieder der Gemeinde an, und bricht separierende Strukturen auf (Artikel 8 UN-BRK).

Maßnahmen

Inklusions-Logo-Wettbewerb:

Zu Beginn des Jahres 2012 veranlasste der Arbeitskreis AlleInklusive einen Wettbewerb, bei dem interessierte Eitorfer/innen ein Logo für den Arbeitskreis entwerfen konnten. Sowohl das Siegerlogo als auch weitere ausgewählte Ideen aus dem Wettbewerb wurden auf einer Eitorfer Frühlingsveranstaltung bekannt gegeben. Die Gewinner/innen erhielten Preise für ihr Engagement.

Inklusionspiel „Ein Spiel für Alle“:

Beim Inklusionsspiel „Ein Spiel für Alle“ konnten alle interessierten Eitorfer Bürger/innen ab sechs Jahren, Institutionen (Kirchen, Wohnheime, Schulen), Firmen, Gesellschaften oder Vereine teilnehmen. Ziel war es, unterschiedliche Gruppen von Menschen aus Eitorf und Umgebung zu bilden, die sich kennenlernen und gemeinsame Aktivitäten entwerfen konnten - beispielsweise Musik machen, Wandern oder Sport treiben, zusammen wohltätig sein oder gemeinsame Kino- oder Theaterbesuche. Die Gruppen wurden per Losverfahren zusammengestellt und in einem gemeinsamen Treffen im Siegtalgymnasium einander vorgestellt.

Anpflanzung eines Inklusionswalds:

Im April 2014 veranstaltete AlleInklusive in Zusammenarbeit mit dem Forstamt Rhein-Sieg-Erft eine Pflanzaktion mit dem Thema „Inklusion“. Die Anpflanzung eines Inklusionswaldes in der Nähe des Bitzer Bahnhofs, die 2015 wiederholt wurde, stellt ein symbolhaftes Spiegelbild für eine Gesellschaft dar, die Raum bietet für die Individualität jedes Einzelnen, für unterschiedliche Lebensweisen und Bedürfnisse, aber auch für die unterschiedlichen Aufgaben jedes Mitglieds einer Gesellschaft. Dies sollen die verschiedenen Baumarten widerspiegeln. Gepflanzt wurden 2014 mehr als 800 Bäume, 2015 wuchs diese Zahl auf insgesamt mehr als 1000 Bäume, beispielsweise Traubeneichen, Rotbuchen, Vogelkirschen, Schwarzerlen und Ohrweiden. Die Pflanzhelfer/innen waren eine bunt gemischte Gruppe u.a. aus Männern, Frauen und Kindern jeglichen Alters, mit und ohne Behinderungen, mehrere Forstwirte und Bundesfreiwilligendienstleistende.

Bundesweite Inklusionskonferenz an der Grundschule Harmonie:

Am 27. Juni 2014 fand an der Grundschule Harmonie in Eitorf der Fachtag der Freinet-Kooperative zum Thema Inklusion statt, der bei einer vorangegangenen Mitgliederversammlung auf Anregung von Walter Hövel beschlossen wurde. Die Freinet-Kooperative ist eine fast 50 Jahre alte Lehrer/innenkooperation mit Sitz in Bremen, die - nach dem Reformpädagogen Celestin Freinet benannt - für Demokratie und Kooperation im Bildungsbereich eintritt. Rund hundert Teilnehmer/innen aus verschiedenen Bundesländern nahmen an der Fachtagung teil. Viele „Freinis“, das gesamte Kollegium und Freunde der Grundschule Harmonie, Kolleg/inn/en der Nachbarschule und Mitglieder aus dem Arbeitskreis AlleInklusive Eitorf tauschten sich zu Inklusion und ihren eigenen Fragestellungen aus.

Gespräche mit Eitorfer Parteien und Institutionen:

Es gab in den fünf Jahren, in denen AlleInklusive bisher aktiv ist, zwei große Eitorfer regionale Konferenzen und eine Inklusionsfachtagung in der Region Eitorf mit über hundert Expert/inn/en aus der ganzen Bundesrepublik (siehe bundesweite Inklusionskonferenz an der Grundschule Harmonie). Der Arbeitskreis ist geladener Gast bei:

  • Tagungen des Innenministeriums NRW,

  • den Montagsstiftungen,

  • der AWO,

  • dem Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste der Universität Siegen

  • dem Institut für Soziale Arbeit,

  • verschiedenen Universitäten und

  • auf europäischer Ebene bei der European Association of Service Providers (EASPD).

Zudem folgte am 22.3.2017 eine große Konferenz des "Interkommunalen Arbeitskreises an der Sieg" mit über 100 Teilnehmer/inne/n, dem Hennefer Bürgermeister als Schirmherrn, Karl-Heinz Imhäuser von den Montagsstiftungen und dem Playback Theater Köln. Der Titel lautete "Von der Integration zur Inklusion".

Gesprächsreihe über Inklusion:

Zum Auftakt der „Gesprächsreihe über Inklusion“ 2012 hatte der Eitorfer Arbeitskreis den Vizelandrat Dietmar Tendler und die Inklusionsverantwortliche der Kreis-SPD Veronika Herchenbach-Herwig zu Gast. Die Leiterin des Schulamtes der Gemeinde Eitorf (Martina Schneider), die Leiter der Grundschulen Eitorf (Boris Kocea) und Harmonie (Walter Hövel), Lili Sellge von Mutabor und Ulli Schulte von der Grundschule Harmonie waren die Gesprächspartner. Zur zweiten Gesprächsrunde in der Bibliothek der Grundschule Eitorf begrüßten acht anwesende Mitglieder des Arbeitskreises eine Vertreterin des deutschen Bundestages (Lisa Winkelmeier-Becker), den Vorsitzenden der CDU Eitorf (Andreas Finke), den Fraktionsvorsitzenden (Andreas Sontag) und vier weitere Vorstandsmitglieder aus Eitorfer Unternehmen. Bürgermeister Dr. Rüdiger Storch hieß als Schulträger alle willkommen. Weitere Gespräche in der Reihe mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft folgten. Beim fünften „Gespräch über Inklusion“, war die FDP zu Gast beim Eitorfer Arbeitskreis. Sie nahm mit fünf Personen teil, unter ihnen die Landtagsabgeordnete Yvonne Gebauer aus Köln, Bürgermeister Dr. Rüdiger Storch und Ruth Hartmann, die Vorsitzende des Ratsausschusses „Jugend, Integration, Senioren und Soziales“. 

Zu den Zielen des Arbeitskreises AlleInklusive gehört es, weitere Gespräche - angelehnt an die bisherige Reihe - z.B. mit weiteren Parteien, dem Integrationsrat, dem Seniorengremium und weiteren Institutionen und Menschen in der Eitorfer Region zu initiieren.

Eitorf will´s wissen:

Unter dem Titel „Eitorf will’s wissen“ organisierte der Arbeitskreis AlleInklusive mit Einzelpersonen, Firmen, der Gemeinde, Eitorfer Geschäftsleuten, der ev. Kirche, dem Kirchenchor, dem Heimatverein und vielen anderen Vereinen der Bürgerinnen und Bürger eine Serie von fast 30 Veranstaltungen. Der Grundgedanke dahinter: „Menschen einer Gemeinde machen ihre Gemeinde zu einem Lernort aller.“ Die Titel der Veranstaltungen sind vielfältig, z.B. „Wie male ich einen Himmel?“, „Sinti in Eitorf“, „Wie ein Computerspiel entsteht“ oder „Feuerwerksdesign“. Darüberhinaus fanden u.a. ein Kinderchor statt, eine Nachtwanderung, ein Heimat-Abend, sportliche Aktivitäten, internationales, gemeinsames Kochen, Seniorentreffen und Gespräche mit Flüchtlingen in Eitorf. Hier (http://www.alleinklusive.de/index.php/eitorf-will-s-wissen) erhalten sie nähere Einblicke zu den Veranstaltungen der Reihe „Eitorf will´s wissen“. AlleInklusive nutzt das Netzwerk innerhalb der Gemeinde, in der es viele Menschen gibt, die etwas wissen, können, erklären können, vormachen, initiieren, etc. und ihr Wissen anbieten wollen. Die Veranstaltung ist nicht an Problemen orientiert, sondern an den Interessen und Fragen der Menschen und zielt auf die Freude am Lernen. Jede und jeder, unabhängig von Schulbildung, sozialem Status oder Alter konnte an den Veranstaltungen teilhaben. Die Serie lief über eine Woche im März 2015.

Willkommensfeste für Flüchtlinge:

Der Arbeitskreis Alleinklusive lud gemeinsam mit der Gemeinschaftsgrundschule Eitorf und dem Siegtalgymnasium alle Flüchtlinge, Paten und Menschen, die sich engagieren möchten, im Oktober 2015 ins Leonardo des Siegtalgymnasiums ,als Ort der Begegnung und Weiterentwicklung, ein. Viele Menschen unterschiedlichster Nationen sind der Einladung gefolgt und der Saal des Leonardo war voll besetzt mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern. Die zahlreichen Kinder zeigten den Erwachsenen, wie Gestik und Mimik sowie wenige Worte ausreichen können, um Sprachbarrieren zu überwinden und sich zu verständigen. Das Willkommensfest stellte einen Ort der Zusammenkunft, des Austauschs und der Unterschiedlichkeit dar. Es gab Möglichkeiten für persönliche Gespräche und Kontakte. Die schutzsuchenden Menschen hatten im Laufe des Nachmittags die Möglichkeit, individuelle Wünsche zu äußern und auf einem Wunschzettel zu notieren. Viele kleine Dinge werden für das alltägliche Leben gebraucht und so reichten die Wünsche von Küchenutensilien bis hin zu Kleidung und Spielzeug. Die Wunschzettel wurden im Arbeitskreis AlleInklusive ausgewertet, woraufhin Spenden organisiert wurden, um die Bedarfe möglichst gut abzudecken. Zudem konnten Paten für Flüchtlinge angeworben werden, die die Schutzsuchenden längerfristig betreuen.

Musik für Toleranz und Vielfalt:

Für alle Interessierten wurde im Herbst 2016 im Leonardo des Siegtal-Gymnasiums ein Konzert unter dem Motto: "Eitorf sings for Unity. Music to make a change" veranstaltet. Eitorfer Künstler/innen präsentierten 666 Minuten „Musik non stop“. Der Arbeitskreis "Alleinklusive" veranstaltete es gemeinsam mit Eitorfer Schulen. Neben dem Siegtalgymnasium, der Sekundarschule und den Grundschulen Eitorf und Harmonie war auch der Chor Young Hope  (https://younghope.de/) maßgeblich an Planung und Durchführung des Events beteiligt. Das abwechslungsreiche Programm gestalteten rund zwanzig Chöre, Bands und Solist/inn/en. Neben freiem Eintritt und einem barrierefreien Saal wurde auch preisgünstiges Essen angeboten, um die Schwellen niedrig zu halten und jede/r/m die Teilnahme zu ermöglichen. Mit dem Konzert leisteten die Organisator/inn/en einen weiteren Beitrag, um ein Bewusstsein zu schaffen für ein buntes, tolerantes und vorurteilfreies Eitorf. Im Mittelpunkt steht das friedliche Miteinander von Menschen verschiedener Herkunft, verschiedener Kulturen und Religionen, von Menschen mit und ohne Behinderungen, deren Unterschiede nicht als Hindernis, sondern als Gewinn verstanden werden sollten. Neben den Künstler/inne/n, die sich alle unentgeltlich zur Verfügung stellten, sind auch mehrere Dutzend Helfer/innen ehrenamtlich im Einsatz gewesen. Banken, Unternehmen und Geschäftsleute unterstützten das rein spendenfinanzierte Event finanziell. Überschüsse wurden, wie beim Arbeitskreis AlleInklusive üblich, weiteren gemeinnützigen Zwecken zugeführt.

Alle Maßnahmen von AlleInklusive zielen auf die Bewusstseinsbildung ab, insbesondere die Gesprächsrunden, Fachtagungen, das inklusive Konzert  und der Inklusionswald. Artikel 8 der UN-Behindertenrechtskonvention zielt auf die Initiierung von wirksamen und geeigneten Maßnahmen der Bewusstseinsbildung ab. Zudem wird durch die Gesprächsaktivitäten auf politischer Ebene Teilhabe am politischen und öffentlichen Leben angestoßen (Artikel 29). Da viele der Aktivitäten sich an Kinder mit und ohne Behinderungen richten, wird Artikel 7 erfüllt, damit Kinder mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen Kindern an den Aktionen teilnehmen können. Dies betrifft auch Maßnahmen im Freizeit-, Kultur- oder Sportbereich, somit wird die Teilhabe am kulturellen Leben sowie an Erholung, Freizeit und Sport ermöglicht (Artikel 30). Grundlage für eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ist eine möglichst umfassend barrierefrei gestaltete Umwelt (Artikel 9), welches u.a. mit dem Inklusionswald oder teilweise durch Eitorf will´s wissen umgesetzt wird. Eitorf will´s wissen ermöglicht den Zugang zu Bildungsangeboten für Menschen mit Behinderungen. Wie in Artikel 24 festgelegt, können Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten zur Entfaltung bringen.

Beteiligte und Netzwerke

AlleInklusive wird verantwortet und geleitet von den Bürger/inne/n der Gemeinde Eitorf, die das Projekt ehrenamtlich gestalten. Derzeit sind es 14 ehrenamtliche Eitorfer/innen mit und ohne Behinderungen im Alter von 16 bis 66 Jahren. Sie kommen aus verschiedenen Berufen und Institutionen und tauschen sich in den regelmäßigen Teamsitzungen aus. Darüber hinaus kooperiert das Team mit unterschiedlichen Institutionen, Schulen, Vereinen und Gemeinden. Auch auf politischer Ebene finden Gespräche statt, beispielsweise mit Eitorfer Kommunalpolitiker/inne/n oder auf Tagungen des Innenministeriums NRW. Mitwirkende sind Menschen mit und ohne Behinderungen. Sie sind tätig u.a. in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM), beim Deutschen Roten Kreuz, in Eitorfer Grundschulen, dem sozialpsychiatrischen Zentrum, bei Mutabor, der Villa Gauhe, in der Gemeindeverwaltung oder sie sind Schüler/innen.

Kooperationspartner sind u.a.:

  • Grundschule Harmonie

  • Kinder und Jugendparlament

  • Jugendfeuerwehr

  • Gemeinde Eitorf

  • Jugendcafe´

  • Heimatverein

  • „Aktiv Kreis“ – Eitorfer Handwerksverein

  • Türkisch-deutscher Kulturverein

  • Kirchen

  • Rhein-Sieg Forstamt

  • Eitorfer Initiativen für Flüchtlingeshilfe

Darüber hinaus gibt es eine Kooperation mit den Montagstiftungen, dem BAStEI-Studiengang der Universität Siegen (http://www.bildung.uni-siegen.de/pdi/), dem Zentrum für Planung und Evaluation (ZPE) der Uni Siegen (http://www.uni-siegen.de/zpe/), der Technischen Hochschule (TH) Köln (https://www.th-koeln.de/), dem "Interkommunalen Arbeitskreis Inklusion an der Sieg" sowie andere punktuelle Kooperationen mit "Schule für Alle" in Köln.

An der Planung, Organisation und Durchführung der Aktivitäten sind Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt eingebunden. Sie können so ihre individuellen Ideen, Anregungen und Bedürfnisse einbringen und sich an allen Prozessen aktiv beteiligen. Zudem richten die Aktionen sich an Menschen mit und ohne Behinderungen, sodass Ausgrenzung von vorherein ausgeschlossen werden kann. Es handelt sich um einen ehrenamtlichen Arbeitskreis an dem alle Bürger/innen sich aktiv beteiligen können.

Finanzierung und Ausstattung

Bei dem Projekt handelt es sich um einen ehrenamtlichen Arbeitskreis bzw. eine Bürgerinitiative, daher hält man den Finanzierungsbedarf so gering wie möglich u.a. durch einen unbürokratischen Ablauf. Auf eine eigene Kostenstelle oder einen Finanzierungsapparat wird bewusst verzichtet. Ressourcen schafft sich der Arbeitskreis daher nach Bedarf. Wenn finanzielle Mittel benötigt werden beispielsweise für Veranstaltungen, dann werden die Kosten kalkuliert und anschließend bei ortsansässigen Institutionen bzw. Sponsoren und Förderern angefragt. Dabei handelt es sich beispielsweise um Geschäfte oder Betriebe. Bei höherem bürokratischem Aufwand wird die Stabstelle Stabsstelle Inklusion und Älterwerden in Hennef hinzugezogen.

Projektablauf und zeitliche Rahmung

Der Arbeitskreis AlleInklusive Eitorf entstand im Jahr 2011, die Auftaktveranstaltung fand am 30. Juni 2011 unter dem Motto „Inklusion in Eitorf“ statt.

Weitere, bisherige Stationen im Überblick:
 2012: Logowettbewerb „AlleInklusive“ mit Preisverleihung beim Eitorfer Frühling (Veranstaltung des Handwerks)

 2012: Inklusionsspiel
 
 2012: Gesprächsreihe Inklusion mit Eitorfer Politikern aller Parteien und Eitorfer Vereinen 
 
 2014: Teilnahme an der bundesweiten Inklusionskonferenz
 
 2014: Pflanzen eines „Inklusionswald“

 seit 2014: Anbahnung einer Vernetzung kommunaler Initiativen entlang der Sieg

 2015 Projekt: "Eitorf will's wissen" (mehr als 30 schulunabhängige Bildungsveranstaltungen für alle; mehr als 1000  Menschen nahmen teil)

 2015/16 Willkommensfeste für Flüchtlinge in Eitorf

 2016: Musik für Toleranz und Vielfalt

Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit ist wesentlicher Bestandteil des Projektes. Durch die Nähe zur Grundschule Harmonie und der engen Zusammenarbeit, kommt dem Arbeitskreis bereits eine vorgeebnete öffentliche Wahrnehmung zu. AlleInklusive legt bei der Organisation von Maßnahmen einen Fokus auf öffentliche Wahrnehmung, Austausch und Transparenz. Wettbewerbe, Feste oder andere Veranstaltungen werden öffentlich ausgeschrieben und in verschiedenen Medien angepriesen. Zudem ermöglichen die aufgebauten Netzwerke die Weitergabe von Informationen in Form von Mund-zu-Mund-Propaganda.

Inklusive Ausrichtung des Projektes und Gemeinwesenbezug

Es handelt sich hier zwar zunächst um ein spezielles Angebot für Personen mit Kommunikationsschwierigkeiten (umfassende, unabhängige Beratung, Hilfsmittelversorgung und Förderung), dass sich aber gezielt auch an die Öffentlichkeit / Umfeld wendet. Hierzu zählen insbesondere die parallel stattfindenden Fortbildungen, Informationsveranstaltungen oder auch das Umfeldcoaching. Es zeigen sich verschiedene Aktivitäten im Gemeinwesen, um Unterstützte Kommunikation bekannter zu machen und um dahingehend aufzuklären und zu sensibilisieren.

Durch die Aufklärungsarbeit und verschiedenen Aktivitäten im Gemeinwesen wird dazu beigetragen, Kommunikationsbarrieren für alle abzubauen und für jede/n die Kommunikation zu erleichtern und zu ermöglichen. Insbesondere die Auslegung der Informationsmaterialien (Medien) in herkömmlichen Einrichtungen / Orte des Alltags (der Alltagsroute) wie z.B. in Supermärkten oder Bäckereien trägt dazu bei, dass auch ‚andere‘ von dieser Thematik angesprochen werden. Hier werden Berührungspunkte geschaffen. Letztlich werden - mit einer Sensibilisierung des gesellschaftlichen Umfelds - segregierende Strukturen überwunden.

Personen, die nicht oder wenig sprechen können, werden hier in ihren Kommunikationsfähigkeiten unterstützt und ‚empowered‘. Durch verschiedene Hilfsmittel wird ihnen die Kommunikation erleichtert und ermöglicht. Ihre gesellschaftliche Teilhabe wird gleichzeitig durch die umfeldbezogene Unterstützung gestärkt. Sie können besser ihre eigenen Interessen und Wünsche selbst durchsetzen - was ein wesentlicher Schritt zu mehr Selbstbestimmung darstellt. Das Projekt folgt demnach dem Leitbild der Selbstbestimmung; denn Personen, die Artikulationsschwierigkeiten haben, werden und sollen dazu befähigt werden, sich selbst durchzusetzen zu können. Gleichzeitig soll dem Umfeld Strategien und eine Sensibilität vermittelt werden, damit Personen mit Artikulationsschwierigkeiten „gehört“ und verstanden werden.

Das Projekt zeigt eine starke Vernetzung mit regionalen Akteuren und Einrichtungen (regionaler Bezug), gleichzeitig aber auch einen überregionalen Bezug im Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen.

Nachhaltigkeit

Durch verschiedene Projekte werden Menschen miteinander vernetzt, um die Teilhabe aller am gesellschaftlichen und schulischen Leben als Selbstverständlichkeit in der Kommune zu etablieren. Damit wird das gesellschaftliche Leben innerhalb der Gemeinde nachhaltig geprägt. Beispielsweise konnten durch die Kooperation im Arbeitskreis mit der Gemeinde u.a. Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen in zwei Grundschulen und im offenen Ganztag geschaffen werden. Durch Maßnahmen wie Eitorf will´s wissen werden unterschiedliche Menschen zusammengebracht, die sich im Alltag eher nicht begegnen würden. So können Vorurteile und Berührungsängste abgebaut werden.

Mehrere Projekte und Veranstaltungen werden wiederholt, weil sie hohen Anklang in der Bevölkerung gefunden haben. Ein Beispiel hierfür ist Eitorf will´s wissen: Der Geschichtsabend des Heimatvereins war mit über 100 Teilnehmenden so überfüllt, dass der Vortrag noch einmal stattfinden musste. Der 82-jährige Herr Krist war mit seinem Vortrag über die Kinderlandverschickung so erfolgreich, dass er nach den Ferien das hiesige Gymnasium als Referent besuchte. An vielen Stellen wie beim Sozialpsychatrischen Zentrum der AWO oder bei der Hunderettungsstaffel konnte auf Initiativen und aktive Menschen aufmerksam gemacht werden. Zudem konnten im Laufe der „Eitorf-will’s-wissen“- Aktivitäten Paten für die Arbeit mit Asylsuchenden in Eitorf gewonnen werden. Vor allem aber gelang es, das Netzwerk in Eitorf auszuweiten. So begegneten sich 900 bis 1000 Menschen in der aus 18.000 Menschen bestehenden Gemeinde oder sahen sich und die Arbeit der anderen zum ersten Mal.

Die Willkommensfeste für Flüchtlinge haben bereits zwei Mal stattgefunden und der Inklusionswald wird noch für viele Generationen eine Begegnungsstätte in der Natur sein. Zudem kann die bestehende Netzwerkstruktur weiter ausgebaut und genutzt werden, um bereits beschrittene Wege der Inklusion zu erhalten und neue Wege zu erschließen.

Die Aktivitäten von AlleInklusive können sich mit wenig Aufwand auch in anderen Gemeinden umsetzen lassen. Da die Initiator/inn/en sowie die Kooperationspartner ehrenamtlich arbeiten, können die Projekte mit geringem finanziellem Aufwand stattfinden. Auch die Teilnahme an Aktionen, Wettbewerben, Festlichkeiten etc. ist in der Regel kostenlos und barrierefrei, so dass niemand von den Aktionen ausgegrenzt wird und jede/r Interessierte die Möglichkeit erhält, teilzunehmen.

Es braucht jedoch viel Vernetzung, Engagement und Kooperationen, um Sponsoren und Mitwirkende wie beispielsweise Bürger/innen, die Gemeinde oder ortsansässige Vereine für die Aktivitäten zu gewinnen. Die kontinuierliche Durchführung einzelner Aktivitäten braucht viel Einsatz, um die Motivation der überwiegend ehrenamtlich Beteiligten zu erhalten.

Gesamteinschätzung

Der Arbeitskreis AlleInklusive Eitorf zielt auf die Öffnung der Sozialräume für die aktive Mitgestaltung durch Menschen mit Behinderungen. Dabei wird Differenz, Ausgrenzung und Benachteiligung im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen thematisiert und mit dem Ziel der gleichberechtigten Teilhabe gemeinsam mit der Kommune, Institutionen und den betroffenen Bürgerinnen/n diskutiert. Auch auf kommunalpolitischer Ebene wird auf die Thematik aufmerksam gemacht. Die Herstellung einer disziplinübergreifenden Netzwerkstruktur zwischen verschiedenen Gruppen des Gemeinwesens ist dabei bedeutsam. Zudem bemüht sich der Arbeitskreis, individuelle Problemlagen wahrzunehmen und durch gezielte, personenbezogene Unterstützung sowie kreative Ideen Lösungen anzubieten oder Barrieren abzubauen. Das Projekt ist grundlegend partizipativ ausgerichtet, u.a. durch die aktive Beteiligung von Menschen mit Behinderungen auf der Planungs- und Organisationsebene.

AlleInklusive bemüht sich um eine hohe öffentliche Wahrnehmung und leistet Netzwerkarbeit auf allen Ebenen: Es wird eine breit angelegte Vernetzung von Bürger/inne/n, Städten und Gemeinden, Vereinen, Bildungseinrichtungen, Verwaltungen und Bezirksregierungen anvisiert. Zudem zeichnet der Arbeitskreis sich aus durch eine hohe Zielgruppeneffizienz aufgrund der vielfältigen Projekte aus allen Bereichen des täglichen Lebens: Bildung und Schule, Arbeit und Beruf, Sport und Freizeit, Kultur und Medien, Technik und Wohnen. Dadurch und durch die breit angelegte Vernetzung kann eine heterogene Zielgruppe erreicht werden. Zudem wird aufgezeigt, dass Teilhabe in allen Lebensbereichen möglich und für alle Beteiligten lebenswert ist. Eine offene Haltung, Gesprächsbereitschaft und die Freude an einem aktiven Miteinander stehen im Mittelpunkt der Aktivitäten.

Probleme können auftreten aufgrund der Initiierung durch Ehrenämter. Hier stellt sich die Frage, wie es um die Verbindlichkeit beteiligter Akteure steht. Auch mit der Finanzierung kann es zu Engpässen kommen, da klare und beständige Quellen fehlen. Der bewusste Verzicht auf starre Strukturen und feste Kostenstellen birgt jedoch auch die Chance, frei und unbürokratisch zu arbeiten. Zudem braucht es viel Vernetzung, Engagement und Kooperationen, um Sponsoren und Mitwirkende wie beispielsweise Bürger/innen, die Gemeinde oder ortsansässige Vereine für die Aktivitäten zu gewinnen. Die Nachhaltung bzw. Kontrolle über die Durchführung einzelner Aktionen benötigt ggf. viel Zeit, Aufwand und Energien von Mitwirkenden. Auch die Motivation der überwiegend ehrenamtlich Beteiligten will erhalten werden.

Die regelmäßigen, offenen Treffen bieten einen Kommunikationsrahmen, der ein ausreichendes Maß an Planungs- und Organisationsstrukturen zulässt. Dieser eignet sich, um Bedürfnisse zu erfassen, Netzwerke und Kooperationen zu bilden, Aktionen zu initiieren, Interessen zu bündeln oder Konflikte anzusprechen und zu lösen. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen können Berührungsängste abgebaut werden, Kontakte etabliert und Selbstvertrauen im gegenseitigen Umgang miteinander aufgebaut werden. Dies kann zudem nach außen kommuniziert und vorgelebt werden. Die Wirkungsweise fördert daher die Sozialstrukturen innerhalb der Gemeinde und schärft das öffentliche Bewusstsein für die Interessen von Menschen mit Behinderungen oder von Gruppen, die in anderer Hinsicht benachteiligt und ausgegrenzt werden. Die Aktivitäten des Arbeitskreises gehen mit der Zielsetzung der UN-BRK konform. Ferner ist das Konzept von AlleInklusive in jedes Gemeinwesen übertragbar und kann unabhängig von professionellen Hilfestrukturen angewandt werden, um die aktive Teilhabe von Menschen mit Behinderung in der Kommune zu fördern.

Einschätzung der Projektverantwortlichen

Die Einschätzung des Projektverantwortlichen lässt im Großen und Ganzen eine positive Bewertung erkennen. Insgesamt würden die Abläufe innerhalb des Projektes sehr gut funktionieren. Der Arbeitskreis habe eine eigene Organisationsstruktur etabliert, die einen ungezwungenen und freundschaftlichen Arbeitsablauf ermögliche. So handele es sich um einen Verein von Leuten, die sich treffen, um gemeinschaftlich etwas bewirken zu können. Die Grundauffassung sei der Spaß am Tun und an der Zusammenarbeit. Hierbei brauche man keine Überzeugung, sondern lediglich einen „gesunden Egoismus“, da die Freude und der reine Spaß daran, gemeinsam etwas Sinnvolles tun zu können, im Vordergrund der Aktivitäten stehe.

AlleInklusive Eitorf verstehe sich daher auch nicht als fordernde Institution oder Firma, die den Inklusionsbegriff einfach einführt und erzwingen möchte; man sehe sich als eine Bürgerinitiative mit „Selbstläufermentalität“, die eine klare Botschaft vertritt: Inklusion wird von den Akteuren als demokratische Haltung aufgefasst, die durch die Arbeit der Beteiligten von AlleInklusive auf verschiedenen Ebenen vertreten wird. Es gibt weder eine Erfolgsorientierung, noch verfolge man wirtschaftliche Interessen, AlleInklusive Eitorf lebe ausschließlich von den Menschen, die aus Überzeugung handeln und mit Freude, Interesse und Engagement dabei sind. So entstünden nicht nur Freundschaften, sondern auch tolle Ideen und gemeinschaftliche Aktionen. Nachteilig daran erweise sich allerdings, dass der Zugang für neue Interessierte durch die eingeschworene Arbeitsgemeinschaft erschwert sei und es sei daher immer wieder viel Aufwand verbunden, neue Leute für den Arbeitskreis zu gewinnen.

Innerhalb der Gemeinde Eitorf sei Inklusion nach Einschätzung des Projektverantwortlichen bereits fest im Gemeindealltag integriert. So verfolge AlleInklusive Eitorf insbesondere das Ziel, einen Inklusionsplan und einen Inklusionsbeauftragten für die Gemeinde Eitorf und den Rhein-Sieg-Kreis gewinnen zu können. Dazu sei es erforderlich, eine enge Vernetzung mit der Gemeinde herzustellen. Aus diesem Grund werde neben Veranstaltungen und aktiv gelebtem Engagement auch permanent der Ansatz verfolgt, Gespräche zu führen und Inklusion im politischen Bewusstsein fest zu verankern. Insgesamt jedoch erweise sich die Zusammenarbeit mit der Gemeinde als zögerlich. Nach Einschätzung durch den Projektverantwortlichen fehle dort insgesamt der Wille, sich bewusster mit der Realisierung von Inklusion zu befassen, da hierzu die Aufwendung von Ressourcen nötig wäre. Um die Barrieren zur Verwaltung abzubauen, sei es sehr wünschenswert, Mitarbeiter/innen aus der Gemeinde für die Beteiligung im Arbeitskreis oder für eine Kooperation zu gewinnen. In der Vergangenheit hatte sich der Zugang zur Gemeinde durch die Mitwirkung von Beschäftigten aus der Kreisverwaltung bei AlleInklusive bewährt. So zeige man beispielsweise durch die Aktivitäten des „Interkommunalen Arbeitskreises Inklusion an der Sieg“ auf, dass im Zusammenhang mit Inklusion viel passieren könne - auch auf kommunaler Ebene (an dieser Stelle wird Hennef als Beispiel genannt).

Der Projektverantwortliche verfüge inzwischen über viel Erfahrung mit Institutionen und Menschen, die Inklusionsarbeit leisten. Sein Fazit daraus lautet:“ Ein Weg ist nicht mit dem anderen vergleichbar!“. Man könne anderen Leuten, die Inklusion umsetzen wollen, kein vorgefertigtes Konzept oder eine maßgeschneiderte Lösung anbieten. Die Menschen müssten ihre eigenen Erfahrungen sammeln und eigene Ideen entwickeln und Wege finden. Zwar können andere Projekte oder Konzepte eine Orientierungshilfe sein und Anregungen liefern, aber keinen universellen Lösungsansatz bieten, der zwangsläufig überall funktionieren. Für die Erarbeitung eigener Wege zur Umsetzung von Inklusion sei deswegen die Zusammenarbeit und der aktive Austausch mit anderen notwendig und wichtig. Die hierbei herausgestellten „harten und weichen Qualitäten“ müsse jede/r für sich selbst herausfinden.

allgemeine Informationen und Materialien

Homepage von AlleInklusive Eitorf: http://www.alleinklusive.de/index.php

Weiterführende Links:

Grundschule Harmonie: http://www.grundschule-harmonie.de/

Grundschule Eitorf (GGS Eitorf): http://ggs-eitorf.de/index.php?seite=neuigkeiten&action=1

Ansprechpartner/in

AlleInklusive Eitorf

Peter Welteroth
Hombacher Str. 63
53783 Eitorf

Tel: 02243/83438
Email: webmaster@alleinklusive.de

 

Walter Hövel
Hecke 15
53783 Eitorf

Tel: 02243/840507
Email: hoevel.resch@web.de

 

Bildrechte

Die zur Illustration verwendeten Bilder wurden uns von den jeweiligen Projektverantwortlichen zur Verfügung gestellt. Dem Projektpartner bleiben alle Urheberrechte vorbehalten.